Adhärenz-Förderung: Bislang wenig verbreitet
Die Unterstützung und Förderung der Patienten-Eigeninitiative im Rahmen von Therapien hat nicht nur einen entscheidenden positiven Einfluss auf den Behandlungserfolg, sondern ist auch der Wunsch einer immer weiter wachsenden Anzahl von Patienten. Doch bislang realisieren erst knapp 15% der Arztpraxen, über alle Fachrichtungen betrachtet, diesen Ansatz.
Praxisphilosophien und Adhärenz: der Status
Besonders anschaulich wird die bislang nur gering ausgeprägte Adhärenz-Orientierung, wenn man die auf den Homepages von Arztpraxen veröffentlichten Philosophien untersucht, mit denen Praxisinhaber ihre Behandlungsgrundsätze darlegen. Das Ergebnis: Von zweihundert zufällig ausgewählten Selbstdarstellungen verwies keine einzige auf den Adhärenz- und Empowerment-Aspekt. Vielmehr findet sich ein durchgängig gleichförmiges Konzept, das vor allem die Praxisleistung in den Vordergrund stellt:
– der Patient steht im Mittelpunkt einer medizinisch modernen und exzellenten Betreuung,
– die Behandlungsansätze sind ganzheitlich, die Auswahl erfolgt nach der patientenindividuellen Krankheitskonstellation,
– Anamnese und Diagnose werden sorgfältig und umfassend durchgeführt,
– der Patient soll sich wohlfühlen, Betreuung und Praxisorganisation sind dementsprechend auf seine Belange ausgerichtet,
– man nimmt sich Zeit, um sich um die Gesundheit und das Wohlergehen zu kümmern,
– Patienten werden individuell und persönlich begleitet.
Praxis-Philosophien und Adhärenz: Die fehlenden Elemente
Alle Aussage-Kategorien beschreiben wichtige Leistungsaspekte der Praxen, dem Patienten kommt dabei jedoch nur eine passive Rolle zu, denn es wird nicht erwähnt, dass
– er als gleichwertiger Partner gesehen wird,
– Ärzte sich als Berater verstehen,
– ein umfassender Informationsaustausch erfolgt und
– Absprachen und Therapiepläne mit den Patienten gemeinsam erstellt werden.
Zum Thema:
Adhärenz: Wenn das Mediziner-Eigenbild trügt
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