“Was hab’ ich?” macht Medizinerlatein für Patienten verständlich

Bildnachweis: "Was hab' ich?" gemeinnützige GmbH

Bildnachweis: “Was hab’ ich?” gemeinnützige GmbH

Kennen Sie das? Sie sind beim Arzt, erhalten Ihren Befund und verstehen kaum, worum es eigentlich geht. Das Internet-Portal “Was hab’ ich?” schafft Abhilfe: Hier werden medizinische Befunde kostenlos in eine für Patienten leicht verständliche Sprache “übersetzt”.

Dazu laden die Nutzer unter www.washabich.de ihren medizinischen Befund anonym hoch oder senden ihn per Fax ein. Die Übersetzung wird innerhalb weniger Tage von einem Team aus Medizinstudenten höherer Semester erstellt. Bei komplexen Befunden stehen den Studenten ein Ärzteteam sowie zwei Psychologen beratend zur Seite. Der Patient kann die Übersetzung anschließend passwortgeschützt online abrufen. So können Patienten den ärztlichen Befund und die sich daraus ergebenden möglichen Folgen besser einschätzen. Die Medizinstudenten arbeiten ehrenamtlich für “Was hab’ ich?” und bereiten sich damit engagiert und praxisnah auf ihr Berufsleben vor. Durch die Auseinandersetzung mit realen Patientenfällen eigenen sich die Studenten neues medizinisches Fachwissen an und lernen gleichzeitig, komplexe Medizin patientengerecht zu erklären.

Gesundheit und Krankheit betreffen jeden

Gesundheitliche Inkompetenz steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Rate chronischer Erkrankungen und sogar mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko. Doch die Möglichkeiten, fundierte Gesundheitsinformationen zu bekommen sind rar – die Zeit beim Arzt ist knapp, die Merkleistung zudem durch Aufregung oft eingeschränkt. Eine naheliegende Wissensquelle ist das Internet. Doch wie kann ein Patient einschätzen, welche Informationen fachlich korrekt und auf ihn zutreffend sind? Er kann es nicht – und so entscheiden andere Kriterien, wie Verständlichkeit, Möglichkeiten zur schnellen Nachfrage und der Tipp des Nachbarn, welche Informationen am Ende beim Patienten ankommen. Eine Tatsache, die häufig zu Missverständnissen und Fehlschlüssen des Patienten führt und schließlich zu verringerter Therapietreue und Folgeerkrankungen, Die fehlende Therapietree führt nicht zuletzt auch zu wirtschaftlichem Schaden: Nach Hochrechnungen kostet sie das deutsche Gesundheitssystem mehr als 10 Mrd. Euro jährlich.

Mediziner werden nicht auf laienverständliche Kommunikation vorbereitet

Bestehende Strukturen im Gesundheitswesen lassen nicht ausreichend Raum für eine umfassende medizinische Aufklärung von Patienten. In der Praxis ist die zeitaufwändige Beratung nur unter Inkaufnahme großer finanzieller Einbußen möglich.  Auch in der medizinischen Ausbildung hat der Themenkomplex “Kommunikation zwischen Arzt und Patient” bisher einen nur geringen Stellenwert. Hier wird versucht, beispielsweise durch den Einsatz von Schauspielpatienten eine Verbesserung zu erzielen. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt keine nachhaltige und breitenwirksame Vorbereitung der Medizinstudenten auf das Führen patientengerechter Arztgespräche vorhanden.

 “Was hab’ ich?” als innovative und nachhaltige Lösung

Ziel des Projekts ist es, Medizin für jeden zugänglich und verständlich zu machen und Arzt und Patient auf Augenhöhe zu bringen – für ein vertrauensvolles Arzt-Patient-Verhältnis und einen gesünderen Umgang mit dem eigenen Körper.

Patienten in ihrer Mündigkeit unterstützen – schon mehr als 16.500 Mal

Für eine gemeinsame Entscheidungsfindung mit dem Arzt hinsichtlich ihrer Behandlung, benötigen Patienten eine individuelle, fundierte Informationsgrundlage. Diese stellt “Was hab’ ich?” durch die kostenlose Übersetzung medizinischer Befunde bereit. Der Patient erhält dabei seine Gesundheitsinformation bereits vor dem Arztbesuch und kann diese in gewohnter, ruhiger Umgebung aufnehmen und verarbeiten. Im Anschluss kann er sich konkrete und gezielte Fragen für das folgende Arztgespräch überlegen und die Antworten auf Basis seines Wissens in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen. “Was hab’ ich?” achtet dabei darauf, nicht in den eigentlichen Entscheidungsprozess einzugreifen – daher beschränkt sich die Befundübersetzung auf die genaue Erklärung der bereits ärztlich formulierten Inhalte. Es erfolgt keine weiterführende Beratung.

Das ”Was hab’ ich?“-Team hat auf diese Weise seit dem 15. Januar 2011 bereits mehr als 16.500 Nutzern unentgeltlich geholfen. Der von den Medizinern durchschnittlich geschätzte Zeitaufwand für eine Übersetzung betrug 5 Stunden. Mehr als 85 Prozent der Nutzer gaben an, dass ihnen die Befundübersetzung Mut gemacht habe, ihrer Erkrankung mit Entschlossenheit entgegen zu treten.

Mediziner in ihrem Kommunikationsverhalten weiterbilden

Die als ehrenamtliche Übersetzer tätigen Medizinstudenten und Ärzte werden durch “Was hab’ ich?” zunächst in ihren Kommunikationskompetenzen weitergebildet. Durch die ausführliche Einarbeitung in die Übersetzungstätigkeit und das regelmäßige Engagement werden die Mediziner darin geschult, auch komplexe medizinische Sachverhalte für Patienten verständlich zu formulieren – die jungen Mediziner wirken so in ihrer späteren Arbeit als Multiplikatoren einer guten Arzt-Patient-Kommunikation.

Eine Umfrage im Medizinerteam von “Was hab’ ich?” konnte zeigen, dass dieses Ziel auch gelingt: Mehr als 98 Prozent der Medizinstudenten und mehr als 93 Prozent der übersetzenden Ärzte gaben an, durch die Mitarbeit bei ”Was hab’ ich?“ die Fähigkeit verbessern zu können, Sachverhalte laienverständlich zu erläutern.

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