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Alles klar? Wer jetzt “sicher” sagt, outet sich als Experte in den Untiefen des deutschen Gesundheitswesens und sollte sich mal einen “Realitätscheck” – so nennt man das heute wohl – unterziehen. Diese Überschrift einer Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat es in der aktuellen Wirtschaftswoche auf die letzte Seite geschafft, wo Bemerkenswertes und Kurioses präsentiert wird.
Zugegeben, der Wahnwitz dieser Sammlung von Akronymen ist mir auch erst auf den zweiten Blick aufgefallen. Von der WiWo in eine Reihe gestellt mit Sätzen wie Obamas Gesundbeten der Wirtschaftlage: “Ich denke, wir haben den Brand gelöscht” oder Carstensens gespielte Betroffenheit bei der Entlassung seiner SPD-Minister: “Dieser Schritt ist mir persönlich ausserordendlich schwer gefallen”, wird die Absurdität offenbar. Und dies vom G-BA, einem Organ der Selbstverwaltung an dem auch beratend Patientenvertreter beteiligt sind, und dessen Entscheidungen direkte Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung haben. Ich stelle mir einen Patienten vor, der seinem Hausarzt sagt:
a-t fordert Marktrücknahme von Lantus®
Für den unabhängigen Informationsdienst Informationsdienst arznei-telegramm (a-t) ist eine Marktrücknahme des Insulins Lantus® die einzig logische Konsequenz. Ende letzter Woche war das langwirkende Analog-Insulinin die Diskussion geraten, da es möglicherweise das Krebsrisiko für Diabetiker erhöht.
Verschiedene Studien aus Deutschland, Schweden, Schottland und Grossbritannien hatten einen Zusammenhang zwischen der häufigen Einnahme von Glargin (Handelsname: Lantus®) und der Entstehung von Krebs gezeigt. In Deutschland hatte Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zusammen mit Mitarbeitern des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) die Daten von fast 130.000 deutschen Patienten mit Diabetes analysiert, die zwischen Januar 2001 und Juni 2005 mit Humaninsulin oder den Analoginsulinen Lispro (Handelsname Humalog®), Aspart (Novorapid®) oder Glargin (Lantus®) behandelt worden waren.
In einem “blitz-a-t” vom 27. Juni weist die a-t Redaktion darauf hin, dass schon seit der Markteinführung im Jahr 2000 eine erhöhte Gefährdung der Patienten durch Krebs vermutet worden ist. Im Vergleich zu Humaninsulin besitze Glargin eine höhere Affinität als Humaninsulin zum Wachstumsfaktor I, der das Wachstum von Krebszellen begünstigt. Die Autoren kritisieren in diesem Zusammenhang die Aufsichtsbehörden. Wegen der von Anfang an bestehenden Sicherheitsbedenken hätten die Behörden – wie vielfach gefordert – die Zulassung an die Verpflichtung koppeln müssen, dass Sicherheitsstudien zur Abklärung der Kanzerogenität zeitnah durchgeführt werden.
Die Konsequenz müsse nun die Marktrücknahme sein:
Vor übereilten Panikreaktionen der betroffenen Ärzte und Patienten wird gewarnt. Mit den Patienten sollte zügig die Umstellung auf ein Humaninsulin besprochen werden. Keinesfalls bestünde jedoch Anlass, die Behandlung überstürzt umzustellen.
Twittern im OP
So war der SPON-Artikel sicher nicht gemeint.
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Update: Marburger Bund gegen Twittern im OP.