Patienten wollen sich in einer Praxis gut aufgehoben fühlen und den Eindruck haben, dass man ihnen zuhört. Als Arzt müssen Sie aber auch wichtige Informationen abfragen, um eine Diagnose stellen zu können und die passende Behandlung zu wählen. Beide Ziele müssen sich nicht widersprechen und können in einer Erstanamnese verbunden werden.
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Diabetes-Apps: Bezahlen Nutzer mit ihren Daten?
Die meisten Gesundheits- und Medizin-Apps werden Nutzern kostenlos angeboten. Was ist dran an der Skepsis von Verbraucherschützern, die davor warnen, dass Nutzer möglichweise für kostenlose Apps mit ihren Daten zur Kasse gebeten werden könnten?
Um dieser Frage nachzugehen, hat die Initiative Präventionspartner in ihrem aktuellen Screening das derzeitige Angebot an kostenlosen, deutschsprachigen Diabetes-Apps geprüft. Untersucht wurden dabei u. a. die Berechtigungen, die Apps von ihren Nutzern vor dem Download einfordern. Werden diese tatsächlich ausschließlich dafür gebraucht, dass die Unterstützungsfunktionen der App technisch funktionieren? Welche lassen sich aus dem Funktionsumfang der App ableiten, welche nicht? Hier die Ergebnisse aus dem Screening Diabetes-Apps 10/2015:
- Die Diabetes-Apps bieten mehrheitlich sehr umfassende Unterstützungsfunktionen: Sie bieten die Möglichkeit, gesundheitsbezogene Daten in Form von Tagbucheinträgen zu dokumentieren (70,8%), diese Einträge auszuwerten (50,0%) oder mit anderen zu teilen (56,6%).
- 80 Prozent (35 von 44) der untersuchten Diabetes-Apps benötigten spezielle Berechtigungen..
- Berechtigungen für die Hard- und Softwaresteuerung des Smartphones (z. B. Zugriff auf Kamera, Mirkophone, Sensoren, Dateien, Speicher etc. ) dominieren (97%).
- Die Hälfte (51%) der eingeforderten Berechtigungen erlaubt den Zugriff auf Nutzer- bzw. Nutzungsdaten (z. B. Identität, Telefonstatus, Kontakte, Meine Apps etc.).
- Jeder dritte Berechtigung (31%) erlaubt den Apps, kostenpflichtige Dienste durchzuführen (z. B. SMS, Anrufe, In-App Käufe).
Berechtigungen, die sich nicht unmittelbar aus dem Funktionsumfang ableiten, holen sich drei von vier (74%, n=26) Diabetes-Apps ein. Insbesondere Berechtigungen für den Zugriff auf Nutzer- und Nutzungsdaten werden von App-Anbietern sehr großzügig eingefordert, und sind ganz überwiegend nicht erforderlich (83,3%), um die vom Nutzer erwarteten Funktionen bereitstellen zu können. Auch für die kostenpflichtigen Dienste ist jede zweite Berechtigung, die eingefodert wird, nicht aus dem primären Funktionsumfang der Apps erklärbar. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass nur jede siebte (untersuchte App eine Datenschutzerklärung bietet (13,6%), liegt der Schluss nahe, dass die Skepsis von Verbraucherschützern nicht unbereichtigt ist und Nutzer- bzw. Nutzungsdaten zweckentfremdet genutzt werden.
Fazit: Diabetes-Apps haben das Potential, Betroffene im Selbstmanagement ihrer Krankheit zu unterstützen. Da Nutzer mit Tagebucheinträgen viele gesundheitsbezogene Daten von sich Preis geben, sollten sie Apps vor ihrer Nutzung sehr genau prüfen. Von einer App ohne Datenschutzerklärung sollten Nutzer besser Abstand halten. Der Hinweis, dass die Daten nur auf dem Smartphone lokal abgespeichert werden, entbindet Anbieter nicht von der Pflicht, über den Schutz dieser Daten aufzuklären: Wie werden sie vor dem unberechtigten Zugriff Dritter geschützt? Sind sie verschlüsselt abgelegt, werden sie mit einem Passwort geschützt, damit Unbefugte bei Verlust oder Diebstahl des Smartphones nicht darauf zugreifen können? Wie geht der App-Anbieter mit Nutzungs- und Nutzerdaten um, d. h. werden diese möglicherweise zu Marktforschungszwecken genutzt oder gar verkauft etc.?
Die Checkliste Gesundheits-Apps der Initiative Präventionspartner soll Verbrauchern dabei helfen, die Risiken von Gesundheits-Apps besser einschätzen und die Angaben der Hersteller zu Qualtiät und Transparenz überprüfen zu können. Um die Potentiale von Diabetes-Apps individuell für sich nutzbar machen zu können, brauchen Verbraucher zunehmend Medien- und Entscheidungskompetenz. Die Checkliste will die selbstbestimmte, verantwortliche Nutzung von Gesundheits-Apps fördern.
Segen und Fluch zugleich: Computer in der Arztpraxis
Arztpraxen sind ohne die Computertechnik kaum noch vorstellbar. Sämtliche Krankenakten sowie die Verwaltung der Patienten, Praxispartner und Lieferanten werden mittels Computer abgewickelt. Vergleichen Sie dies mit den 1990er Jahren, als die meisten Krankendaten noch per Hand notiert worden waren, ist dies ein enormer Schritt in Richtung Effektivität. Den Ärzten sowie dem Hilfspersonal werden auf diese Weise viele Wege sowie eine Menge Schreibarbeit abgenommen. Die Unterstützung der Behandlungsgeräte durch die IT-Technik hat die Arbeit in den Praxen revolutioniert. Praxen mit einer modernen Computerausstattung haben einen enormen Wettbewerbsvorteil, wenn sie an die Sicherheit denken und einen korrekten Umgang mit den IT-Geräten pflegen. Andernfalls kann mitunter großer Schaden entstehen. Computer können nicht nur ziemlich langsam werden. Es besteht immer die Gefahr, dass ein Gerät komplett ausfällt. Wie sieht es in solchen Fällen aus, wenn die IT vom Segen der Arztpraxen binnen eines einzigen Moments zum Fluch werden kann?
Patientenservice: Abkehr vom Provinzkönig
Der Beruf des Arztes ist gerade in der letzten Zeit einem starken Wandel unterworfen. Neben dem Aspekt, Ihren Patienten die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen, sind Sie gerade in einer eigenen Praxis auch betriebswirtschaftlichen Herausforderungen ausgesetzt. Hier den Spagat zwischen Dienstleister und Unternehmer zu finden, ist nicht immer einfach, darf aber zu Lasten der Patienten gehen.
Verhältnis von Arzt und Patient hat sich geändert
Um Ihre Praxis wirtschaftlich rentabel zu führen, sind Sie auf eine gewisse konstante Anzahl an Patienten angewiesen. Doch damit diese nicht nur einmal kommen und dann nie wieder, ist auch entsprechende gute Zusammenarbeit und vor allem eine Begegnung auf Augenhöhe sinnvoll. Dem Internet sei Dank, ist der Patient von heute meist gut informiert und stellt damit möglicherweise den Arzt vor neue Herausforderungen. Denn gerade in früheren Zeiten galt allein schon der weiße Kittel aus Signal einer gewissen Autorität, die nicht in Frage gestellt und schon gar nicht untergraben werden durfte. Nun ist es eine neue Herausforderung, vor allem für die ältere noch aktive Ärztegeneration, ihre Patienten als “mündig” zu betrachten und entsprechend zu behandeln. Es gilt als erwiesen, dass bei funktionierender Zusammenarbeit und Akzeptanz sowie Vertrauen des Patienten der Heilungsprozess schneller und besser funktioniert.
Der Arzt als Dienstleister hat sich etabliert
Der Gang zum Arzt vor 50 Jahren oder noch länger war für beide Seiten meist denkbar einfach. Da gab es die Schilderung der Beschwerden, anschließend wurde eine Untersuchung gemacht und die Diagnose erstellt. Medikamente oder Therapien wurden verschrieben und meist ohne Gegenfragen hingenommen. Nun aber kommen genau diese Fragen und möglicherweise sogar Anregungen, was vielleicht noch helfen oder wirken könnte. Damit ist der Arzt gefordert und muss umdenken. Denn auch wenn die Autorität sicher nie in Frage gestellt wird, bröckelt sie doch und sollte Fragen zulassen. Schließlich ist der Mitbewerb an anderen Praxen, Wahlärzten oder möglicherweise Kliniken groß. Die Frage, die man sich als Patient stellt ist einfach, zu welchen Beschwerden kann der Arzt welches entsprechende Angebot machen. Mitsprache bei der Therapie ist gefragt, dies betrifft nicht nur das heikle Thema der Patientenverfügung, sondern auch im wesentlichen den alltäglichen Arztbesuch, wobei auch pflegende oder betreuende Angehörige in diesen Prozess mit einzubeziehen sind.
Empathie statt unumstößliche Autorität
Es gilt als längst erwiesen, dass Information und Empathie des Arztes mindestens genau so wichtig sind wie die Fachkenntnisse. Anlässlich einer Studie der Ärztekammer, die in acht europäischen Ländern eine Befragung von 8.000 Patienten durchführen ließ, kam das Ergebnis zutage, dass sich 64 Prozent der Befragten von ihrem Arzt nicht genügend informiert fühlten. Fast drei Viertel, konkret 74 Prozent, gaben an, bei der Entscheidung für eine Therapie mitreden zu wollen. Damit ist klar, was im Focus des Ärzteverständnisses stehen sollte. Die Befragung ist ein klarer Auftrag an das neue Berufsverständnis des gesamten Ärztestandes über sich selbst. Als Dienstleister ist es wichtig, dass Sie auf Ihren Patienten eingehen, denn dies fördert die Genauigkeit der Diagnose und den Umgang mit schweren Krankheiten.
Grenzen zwischen Dienstleister und Überforderung des Patienten klar ziehen
Wenn Sie sich also auf Augenhöhe mit Ihren Patienten beschäftigen, heißt das nicht, dass Sie nicht mehr die letztendliche Entscheidung über eine Medikation oder über eine Therapie treffen sollen. Denn bei all dem Verständnis, das gegenseitig notwendig ist, darf die Komplexität der Medizin nicht unterschätzt werden. Auch wenn Sie einen sozial ausgewogenen und umgänglichen Ton wählen sollten, sind immer noch Sie der Experte, der weiß was gut oder notwendig ist. Hier ist ein goldener Mittelweg richtig, lassen Sie Ihren Patienten den nötigen Freiraum, um seine Werte und Wunschvorstellungen zu deponieren und stehen Sie mit Ihrem Wissen und Ihrer Kompetenz zur Verfügung, um sein Selbstbestimmungsrecht vernünftig ausüben zu können.