Gift in Textilien – Ist unsere Kleidung giftig?

Ich trage Chemie, und Du?

Ist unsere Kleidung giftig?

Wie viele Gifte enthalten denn unsere Textilien?

Gifte scheinen allgegenwärtig zu sein. Im Essen und in der Umwelt haben wir bereits eine gerüttelte Menge davon zu ertragen in Form von zum Beispiel:

Dies ist nur ein kurzer Auszug aus verschiedenen Beiträgen, zu “giftigen” Themen, über die ich bereits geschrieben und recherchiert hatte.

Wenn also das Essen und die Umwelt mit Chemie vollgestopft sind, warum dann nicht auch das, was wir am eigenen Leib tragen? Oder handelt es sich hier mal wieder um die übliche Panikmache einiger alternativer “Freaks” mit Ambitionen auf ein natürliches Leben in der Höhle? Sollen wir alle wieder mit einem Bärenfell zur Arbeit gehen? Aber da wäre der Zank mit Tierschützern auch schon vorprogrammiert…

Aber schauen wir uns zuerst einmal die heutige Kleidung an: modern, elegant, praktisch, formvollendet und schön. Prima! Was letztendlich drin ist, kann man nur erahnen. Denn im Gegensatz zu Nahrungsmitteln werden hier keine kompletten Angaben über die Inhaltsstoffe angeboten. Man erfährt bestenfalls, dass das Produkt aus „100 Prozent reiner Schurwolle“ oder ähnlich ist. Warum die Mode und die Textilien so sind, wie sie sind, welche Mechanismen dahinter stehen und welche Bedeutung die Wünsche der Konsumenten haben, das ist eine Kategorie für sich, zu der ich nicht viel sagen kann.

Was aber die Kleidung (und diese “Mode”) an chemischen Fakten zu bieten hat, das hat Greenpeace bereits Ende 2013 zum Besten gegeben: 17 Produkte der Sparte „Outdoor-Kleidung“ wurden durch zwei unabhängige Labore auf Schadstoffe (Gifte) untersucht – und man wurde fündig…

Der perfluorierte Wahnsinn

Wenn man sich diese Outdoor-Kleidung umwirft, dann bekommt man es erst einmal mit polyfluorierten und perfluorierten Verbindungen zu tun. Diese Verbindungen waren in allen getesteten Kleidungsstücken nachweisbar. Und ist das bisschen Fluor schlimm? Hab ich ja auch in meiner Zahnpasta, oder?

Perfluorierte Verbindungen sind in der Regel Kohlenwasserstoffe, wo das Molekül-Gerüst von seinen Wasserstoff-Atomen befreit worden ist, und an deren Stelle Fluor eingesetzt wurde. Ein Molekül kann da so aussehen (Bild aus Wikipedia):

Selbstredend gibt es solche Moleküle in der Natur auf keinen Fall. Eine solche Konfiguration ist hydrophob und lipophob. Das heißt, dass Wasser und Öle beziehungsweise Fette abgewiesen werden. Für die Outdoor-Kleidung ist das der eigentliche Vorteil. Sein Träger wird nicht nass und nicht schmutzig ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen. In der Modebranche wird diese Art der Kleidung als „atmungsaktive Jacke“ bezeichnet. Aber auch anderswo kommen diese perfluorierten Verbindungen zum Einsatz. Zum Beispiel bei der Herstellung von Papier, das schmutz-, wasser- und fettabweisend sein muss. Weiter bei der Herstellung von Feuerlöschmitteln, in der Fotoindustrie, der Luftfahrt und noch ein paar mehr…

Diese Form von künstlich produzierten Molekülen ist von der Natur fast gar nicht abbaubar. Daher gelten perfluorierte Verbindungen als „langlebige organische Schadstoffe“. Heute sind sie so verbreitet, dass man sie sogar in der Leber von Eisbären nachweisen kann. Ich gehe nicht davon aus, dass man versucht hat, den Eisbären eine neue Kollektion an Winterbekleidung mit perfluorierten Kohlenwasserstoffen anzudrehen. Vielmehr gelangen diese Verbindungen durch die Abwässer der Hersteller in die Flüsse und dann ins Grundwasser und in die Meere.

Im Jahr 2008 gab es im Demminger Gesundheits- und Lebensmittelüberwachungsamt Alarm. Die Behörde warnte vor dem Verzehr von Wildschwein-Leber. Denn die im Landkreis Demmin erlegten Tiere wiesen einen zu deutlich erhöhten Gehalt an perfluorierten Tensiden auf. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hatte einen Grenzwert für die „tägliche duldbare Aufnahme“ von 0,1 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Die Wildschwein-Leber dagegen enthielt 122 Mikrogramm pro Kilogramm.

Da die Substanz nicht nur von der Natur langsam abgebaut wird, sondern auch in unserem Organismus eine lange Verweildauer hat, besteht die Gefahr einer Akkumulation (Halbwertszeit von über 4 Jahren). Fluor selbst ist ein potentes Nervengift und die perfluorierten Verbindungen stehen im Verdacht, krebserzeugend zu sein. Mehr zu dem, was Fluor ist und warum mit dieser Substanz nicht gut Kirschen essen ist, das können Sie hier nachlesen:

Aber um perfluorierte Verbindungen aufzunehmen, dazu brauchen wir nicht zu den Eisbären zu fahren oder uns in Demmin ein Wildschwein zu erlegen. Denn laut „taz.de“ (Muttermilch mit Tensiden belastet) gelangen die perfluorierten Übeltäter-Gifte über die Kleidung, die Umwelt und die Nahrungsmittel in den Organismus und sind somit auch in der Muttermilch nachweisbar.

Azofarbe macht schön

Azofarbstoffe sind synthetischer Natur. Sie werden so genannt, da ihre chemische Struktur eine sogenannte „Azo-Verbindung“ enthält. Diese Verbindung besteht aus zwei Stickstoffen, die mit einer Doppelbindung miteinander verbunden sind. An die beiden Stickstoffatome werden dann Restgruppen angehängt, die die Eigenschaften der Azofarbe ausmachen.

Dringen diese Farbstoffe in den menschlichen Organismus ein, dann können über Darmbakterien, Azoreduktasen in der Leber oder im Gewebe diese Farbstoffe wieder in ihre ursprünglichen Ausgangsstoffe zerlegt werden. Wenn also bei einem dieser Moleküle eine Restgruppe eingebaut ist, die ein krebserzeugendes Potential hat, wie zum Beispiel bestimmte Aminogruppen oder Arylaminreste, dann werden diese Krebserzeuger im Verlauf der Metabolisierung freigesetzt und aktiviert.

Es gibt ein Verbot für Azofarbstoffe mit solchen Restgruppen, laut „Bedarfsgegenständeverordnung“. Im Vordergrund stehen hier die Farbstoffe, die als Restgruppe Benzidin beinhalten. Man hat hier einen signifikanten Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Blasenkrebs gesehen. Inzwischen sind 22 Amine identifiziert worden, die als gesundheitsgefährdend eingestuft werden und damit auf der Verbotsliste stehen.

Da aber die Vielfalt der Azofarbstoffe einfach über die Veränderung der beiden Restgruppen hergestellt werden kann, ist es ein unendlich mühsames Unterfangen, für jede dieser Kombinationen nachzuweisen, ob hier ein gesundheitsgefährdendes Potential vorliegt oder ob die Verbindung eher als harmlos anzusehen ist. Und produziert wird am laufenden Band. In Deutschland werden pro Jahr 200 Millionen Kilogramm Azofarbe produziert. Bei der Produktion von 1 Kilogramm Farbe entstehen 7,7 Kilogramm Abfall und Nebenprodukte. Das sind bei 200 Millionen Kilogramm Jahresproduktion 1,5 Milliarden Kilogramm chemischer Dreck und Gift für Deutschland.

Pentachlorphenol

Hierbei handelt es sich um ein „aromatisches“ (ringförmiges) Kohlenwasserstoffmolekül, bei dem bis auf eine Ausnahme der Wasserstoff durch Chlor-Atome ersetzt worden ist. Es hat eine hervorragend fungizide Wirksamkeit und kommt daher bei Holzschutzmitteln vor. Aber auch Kleidungsstücke werden damit imprägniert, um sie somit prophylaktisch vor Schimmelbefall zu schützen. Gelangt die Substanz in den Organismus des Menschen, dann entkoppelt sie zunächst die Atmungskette in den Mitochondrien der Zellen. Resultat: Bluthochdruck, Hyperglykämien, beschleunigte Atmung und nachfolgend Herzversagen und Tod. Die Substanz lässt sich nicht nur oral aufnehmen, sondern penetriert den Organismus auch über die Haut.

In Deutschland ist zwar die Herstellung und Verwendung von Pentachlorphenol verboten. Aber es gibt noch genügend Länder, bei denen diese Substanz noch voll im Einsatz ist, wie zum Beispiel die USA, Frankreich und einige asiatische Länder.

Formaldehyd

Ich sprach es schon in dem Beitrag neulich an (Tampons oder Binden? Hauptsache ohne Gift!): Formaldehyd ist so allgegenwärtig, dass es weder in der Kleidung, noch in Binden und Tampons „fehlen darf“. Man darf davon ausgehen, dass circa 85 Prozent aller Kleidungsstücke mit Formaldehyd „imprägniert“ worden sind. Denn es beseitigt nicht nur zuverlässig Bakterien und Pilzbefall, sondern eignet sich auch als Zusatz, der Knitterfreiheit und Pflegeleichtigkeit der Kleidung garantiert. Als Preis für diese Errungenschaft müssen wir allerdings mit einem gewissen Krebsrisiko leben. Denn Formaldehyd ist krebserzeugend, ohne Wenn und Aber. Wir sprachen bereits über die dafür vorgesehenen greifenden Maßnahmen seitens der Politik: Erhebung von Grenzwerten für den Schadstoff Formaldehyd und den guten Rat, seine Klamotten vor dem Tragen einmal tüchtig zu waschen. Dass damit zwar das Formaldehyd bis zu einem gewissen Grad von unserem Körper ferngehalten wird, das mag zwar sein. Aber die Umwelt wird sich dann stattdessen mit dem Gift auseinandersetzen müssen. Über diesen „Umweg“ kommen wir dann doch wieder mit der Gülle in Berührung, und diesmal ohne Grenzen und Grenzwerte.

Fazit

Es gibt noch mehr zu berichten, noch mehr Substanzen, die nicht in unseren Organismus, nicht in unser Essen und unsere Kleidungsstücke gehören. Phthalate, Nonylphenolethoxylate, Nanopartikel und etliche mehr wären hier noch zu nennen. Unter dem Strich hilft die Chemie dem Hersteller, die manchmal merkwürdigen Wünsche der Verbraucher zu befriedigen. Obwohl man sich fragt, ob das wirklich die Wünsche der Verbraucher sind. Wobei wir hier wieder bei der Ausgangsfrage sind, warum Mode solche Kleidungsstücke in die Welt setzt, die toll aussehen, aber der Gesundheit so abträglich sind. Sind wir alle schon so häßlich, dass wir eine tolle Mode haben müssen, damit wir akzeptabel aussehen?

Dieser Beitrag Gift in Textilien – Ist unsere Kleidung giftig? wurde erstmalig von Heilpraktiker René Gräber auf NaturHeilt.com Blog veröffentlicht.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *