Jeder Auswanderer weiß es, jeder andere Deutsche ist überrascht. Mallorca im Winter erleben heißt – frieren!
Im November 2007 bin ich auf die Sonneninsel der Deutschen ausgewandert. Vieles habe ich erwartet, anderes erlebt und kennen gelernt. Klar war aber, im Sommer ist es viel wärmer als in Deutschland.
An meinem Ankunftstag, dem 27.11.2007, fuhr ich mit meinem kleinem Cabrio, einem Peugot 206 CC, mit offenem Verdeck durch Portals Nous, einem kleinen Städtchen im Südwesten der Insel. In Deutschland war es bei meiner Abreise kalt, trüb, grau und regnerisch. Auf Mallorca war es warm (23 Grad), sonnig, blauer Himmel und kleine, weiße Schäfchenwölkchen verzierten den Himmel. Die Wärme im November und Dezember wird hier auch „der kleine Sommer“ genannt.
Das es auf der warmen Insel der Deutschen, ihrem sonnigen 17. Bundesland, auch bitterkalt sein kann, wusste ich nicht bzw. konnte ich mir nicht wirklich vorstellen.
Nun lebe ich schon über 6 Jahre auf der Sonneninsel und musste lernen, das frieren im Winter zum Leben in der Sonne im Sommer dazu gehört. Aber warum?
Im Sommer ist es von Juli bis August brütend heiß, oft über 30 oder sogar 35 Grad, und dazu schwül warm (Luftfeuchtigkeit 80% oder mehr). Ohne Klimaanlage scheint es manchmal unerträglich!
Im Winter dagegen, insbesondere Januar bis März, wird es wirklich kalt – weil es kaum Häuser mit einer vernünftigen Heizung gibt. Ich wohne in einem „neuen“ Haus, gerade mal 10 Jahre alt. Als Heizung habe ich eine Klimaanlage, die im Sommer kalte und im Winter warme Luft produziert. Warme Luft heißt aber, kalter Fußboden (hier auf der Insel in der Regel kalte Steinfliesen), kalte Wände, kalte Möbel. Warme Luft erwärmt nur die LUFT, alles andere nicht. Und so bleiben die Füße kalt und es bleibt ungemütlich. Und wenn ein Haus ein offenes Treppenhaus hat, wie meines, entweicht die Luft flugs nach oben und das Erdgeschoss bleibt kühl.
Zwar sinken die Temperaturen auf der Sonneninsel nicht oft unter 10 Grad. Aber das reicht durchaus für ein ungemütliches Wohnen aus. Fast alle Häuser werden nicht wärmer als 18 Grad, oft sogar weniger. Viele normale (Stadt)wohnungen verfügen sogar noch nicht einmal über eine Heizung!
Vor wenigen Jahrzehnten, aber vereinzelt sogar noch heute, war und ist es in mallorquinischen Familien üblich, den Winter frierend zu „überstehen“. Unter einem Tisch glühte ein Kohlefeuer, die Familie saß am Feierabend um den Tisch herum. Über dem Tisch lag eine große Stoffdecke, die bis zum Boden reichte. So waren die Beine warm.
Meine Erfahrungen nach 6 Jahren Mallorca sind: Viele Inselbewohner einschließlich der Einwanderer frieren im Winter und schwitzen im Sommer. Über das ganze Jahr gibt es eine recht hohe Luftfeuchtigkeit. Dies begünstigt mit den kühlen Wintertemperaturen rheumatische Beschwerden. Und jeder (Deutsche) sehnt sich im Winter nach einem gut isolierten und warmen Haus!
Also liebe Leute, meidet die Insel im Winter, wenn Ihr Rheuma in den Knochen habt
Euer Doc Peter