Politikkontakt | Ohne Prävention und eine sektorübergreifende Versorgung geht es nicht

Alexander Schunicht (rechts) traf Wolfgang Hellmich

Alexander Schunicht (rechts) traf Wolfgang Hellmich

Young Lions Parlamentarier Alexander Schunicht traf im Februar den Politiker & Bundestagsmitglied Wolfgang Hellmich in seinem Heimatwahlkreis Soest. Neben einem Realitätscheck für die Young Lions Arbeit konnte Schunicht mit dem Politiker über aktuelle Herausforderungen für das deutsche Gesundheitswesen diskutieren und aktuellen Input für die eigene Parlamentsarbeit mitnehmen.

Alexander Schunicht arbeitet im Ausschuss Wettbewerb des Young Lions Gesundheitsparlament mit, der sich mit der Fragestellung, inwieweit Elemente und „Best-Practice-Lösungen“ der Gesundheitssysteme anderer Länder aus Sicht aller Akteure für ein qualitatives und wettbewerbsfähiges Gesundheitssystem in Deutschland übertragen werden können. Dabei bestimmen Preis, Leistung und Qualität die Leistungsfähigkeit und Patientenorientierung eines Gesundheitssystems. Aktuelle Themen, die im Ausschuss diskutiert werden sind u.a. die in anderen Ländern stärker etablierten sektorenübergreifende Versorgung (Managed Care- und Hausarzt-Modelle) und Systemanreize für Leistungserbringer wie eine Pay-for-Performance-Modelle (Ergebnisvergütung).

Wichtig seien kurze und prägnante Ergebnisse. In einem Bereich, in dem eine Vielzahl von Unterlagen unterwegs sind, sei es häufig unvermeidbar, sich nur auf die Kernaussagen zu beschränken – was häufig heiße, dass nur das Fazit oder die Zusammenfassung gelesen werde, so Wolfgang Hellmich bei unserem Gespräch.

Zu Beginn unseres sehr lockeren und aufschlussreichen Gesprächs hatte ich die Gelegenheit das Young Lions Gesundheitsparlament und dessen Idee, Ziele & Entwicklung seit 2012 genauer vorzustellen. Herr Hellmich schloss daran mit einem Überblick seiner Arbeit an. Im neuen Bundestag ist Herr Hellmich ordentliches Mitglied im Ausschuss Tourismus sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss Gesundheit. Das Thema Gesundheit ist in seinem Wahlkreis besonders wichtig, dort befinden sich zahlreiche Gesundheitseinrichtungen, insbesondere sechs Reha-Kliniken im Kurort Bad Sassendorf.

Sein Feedback zu unseren Ergebnispapieren: Kürzer fassen, denn die Zeit in der Politik sein häufig sehr knapp bemessen. Insgesamt hält er das Young Lions Gesundheitsparlament mit dem interdisziplinären Kreis von jungen Leuten aus ganz Deutschland für eine sehr innovative Initiative mit ihren Beiträgen für Verbesserungen im deutschen Gesundheitswesen.

Besonders spannend war der weitere Austausch zu den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Gesundheitswesen. Als einen wichtigen Punkt schätzt Wolfgang Hellmich die Erhöhung des Reha-Budgets ein. Die Erhöhung durch den Demografiefaktor war eine Kernforderung der SPD und wurde mit dem Gesetz zur Leistungsverbesserung in der gesetzlichen Rentenversicherung umgesetzt. Aufgrund des demografischen Wandels reichte das Reha-Budget der Rentenversicherung von zuletzt 5,7 Milliarden Euro für die Versorgung nicht mehr aus. Es wird noch in diesem Jahr um zunächst 100 Mio. Euro und dann um jährlich 200 Mio. Euro steigen.

Ein Präventionsgesetz komme sicher noch in dieser Legislaturperiode, so Hellmich. Besonders eine stärkere Einbindung von Unternehmen sei das Ziel. Kleine Unternehmen sollen dabei durch ihre Verbände, z.B. Handwerksbetriebe durch IHKs, unterstützt werden. Durch eine frühzeitig eingeleitete Prävention lassen sich spätere Gesundheitskosten vermeiden.

Neben diesen beiden Punkten, die aktuell bereits in der Umsetzungsvorbereitung sind, liegen Herr Hellmich zum Thema Gesundheit (natürlich) noch weitere Punkte am Herzen.
Einen weiteren essentiellen Punkt zum Thema Prävention sieht er darin, dass die Stress- & Burnoutprävention schon früh auch für junge Menschen in Schule und Beruf etabliert wird. Damit können psychosomatische Erkrankungen bei jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit der Folge von Arbeitsunfähigkeit und resultierender Belastung der Sozialsysteme vermieden werden.

Im Bereich der Versorgung müssen laut Hellmich ambulante und stationäre Versorgung viel stärker vernetzt werden. Die Idee: Eine Art Lotsensystem für eine sektorübergreifende Versorgung mit Einbindung des Hausarztes, der Krankenhäuser, der Nachsorge und der Selbsthilfe. Insgesamt sieht er die stärkere Berücksichtigung des einzelnen Bürgers als wichtig an – seine Mündigkeit sollte ihm nicht durch Institutionen des Gesundheitswesens aberkannt werden. Dabei sei die Stärkung des Arzt-Patienten-Verhältnisses mit weniger Einfluss der Krankenkassen essentiell. In vielen Gesundheitseinrichtungen sei zudem die Hygiene verbesserungswürdig, da häufig Standards, auch aufgrund von Zeitmangel des Personals, nicht eingehalten werden.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hellmich!

Ich freue mich darauf, mit Ihnen gelegentlich weiterzudiskutieren, dazu eventuell auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit im Juni 2014 in Berlin. 

Alexander Schunicht ist Verwaltungsleiter der Knappschafts-Klinik in Bad Driburg. Zuvor war er in gleicher Position in der Aatalklinik in Bad Wünnenberg tätig. Herr Schunicht ist Diplom-Betriebswirt (FH) und studierte an der Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn. Im Young Lions Gesundheitsparlament ist er Mitglied im Ausschuss Wettbewerbsfähigkeit.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *