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Ähm… nein?
Als ich Herrn C. nachhause entlasse und ihm den Arztbericht, sowie das Rezept überreiche, erkläre ich ihm noch einmal jedes einzelne Medikament, warum weshalb und überhaupt. Ganz langsam und meiner Meinung nach laienorientiert. Wichtig besonders bei Leuten bei denen man das Gefühl hat sie checken es nicht wirklich, auch wenn sie dauernd “ja” sagen… Aber an ihrem Blick sieht man das Gegenteil.
Herr C. = multimorbider Patient mit langer Krankheitsgeschichte, spritzt sich zuhause selbst so manche Medikamente und ist meiner Meinung nach grundsätzlich gut “geschult”. Nicht wie andere PatientInnen, die für einen Pflasterwechsel die mobile Krankenpflege brauchen.
Menschenhandwerkerin: “Bis das Marcoumar wieder so eingestellt ist wie vor der Operation, müssen Sie überlappend Heparin spritzen. Das kennen Sie ja schon.”
Herr C.: “Ja, aber muss ich mir diese Heparinspritzen von der Apotheke holen? Letzten Montag hat mir der Hausarzt Spritzen verschrieben von denen ich noch 9 zuhause habe, kann ich nicht die nehmen?”
Menschenhandwerkerin: “Was haben Sie vom Hausarzt verschrieben bekommen?”
Herr C.: “Spritzen… Irgendwas mit Hundert steht da oben. Kann ich die nicht nehmen?”
Menschenhandwerkerin: “Ich weiss nicht was Sie vom Hausarzt bekommen haben, holen Sie sich bitte lieber die Fertigspritzen aus der Apotheke mit diesem Rezept.”
Herr C.: “Aber ich hab noch so viele von denen zuhause, die möchte ich verbrauchen. Kann ich die nicht nehmen? Hundert steht da oben.”
Menschenhandwerkerin: “Wenn Sie den Namen nicht wissen, kann ich Ihnen leider nicht sagen ob Sie sie statt dem von mir verschriebenem Präparat verwenden können.”
Und so ging das minutenlang hin und her. Letztendlich konnte ich ihn dann davon überzeugen sich nicht irgendwas zu injizieren von dem er nicht einmal den Namen oder die Wirkung weiss… Hoffe ich zumindest. Bei manchen PatientInnen wäre es echt interessant zu wissen ob sie auch alles so einnehmen wie verordnet…
(Nein, der Hausarzt war nicht erreichbar, sonst hätte ich dort angerufen und nachgefragt.)
Die versteckte Chronik meiner Woche…
Ich wollte nicht, das meine Familie und meine Freunde hier auf dem Blog von der neuesten Wendung meines Lebens überrascht werden und ich wollte mir selbst genügend Zeit geben um mich mit der neuen Situation anzufreunden, was mir zugegeben, doch sehr schnell gelungen ist. Darum vergebt mir, wenn ich zum ersten Mal hier nicht ganz […]
Selbstversuch
Ich bin ja der Meinung, dass es gut für die ÄrztInnen/PatientInnen-Kommunikation ist, wenn man empathisch ist. Sich hineinversetzen kann. Vielleicht selbst mal krank im Spital gelegen ist. Um den Budenkoller nachvollziehen zu können.
Vor einem Jahr bin ich selbst operiert worden und klar, im Grunde wünsche ich niemandem eine OP, aber als Chirurgin selbst mal auf dem Tisch liegen zu müssen war eine aufregende und interessante, wenn auch hoffentlich einmalige Erfahrung. Man darf also ab Mitternacht nichts essen und trinken, muss nüchtern im Spital frühmorgens erscheinen. Aufgestanden bin ich natürlich trotzdem direkt zum Kühlschrank gegangen um ein Joghurt rauszuholen – STOPP! Gewohnheit. Nüchtern bleiben. So kommt man also nüchtern im Krankenhaus an, zieht sich dort komplett aus und schlüpft ein Baumwollnachthemd, welches hinten offen ist. Man kann es zwar mit einer einzigen Masche verschliessen, auf die Toilette schleiche ich trotzdem wie ein Krebs seitwärts mit dem Po Richtung Wand, damit nicht jedeR einen Blick auf meinen Allerwertesten werfen kann. Da es sich um eine Bauchoperation handelt, muss auch die Intimregion rasiert werden. Grund: die zu operierende “Fläche” wird im OP grossflächig desinfiziert, und dazu gehört auch dass man die Haare (potentielle Keimfänger) entfernt. Gut, Frau Menschenhandwerkerin, also ich, sitze rasiert, hungrig und etwas aufgeregt im Oma-Nachthemd im Bett und warte und warte und warte… Bis ich nach 2-3 Stunden in den Vorbereitungsraum der Anästhesie geschoben werde. Fühlt sich alles so normal an, in diesen Räumlichkeiten halte ich mich ja täglich auf. Bis mir der Anästhesist in die Vene sticht und mir einfällt – Hallo, ICH bin da heute ja die Patientin! Uarrrrgh! Der Anästhesist scherzt und labert rum, um mich abzulenken, dass ich an etwas Schönes denken soll wovon ich träumen möchte… Und weg war ich.
Heute geht es allerdings nicht um einen operativen Eingriff, sondern um ein in der Bauchchirurgie täglich vorkommendes Thema: das Abführen. Entweder im Rahmen der Vorbereitung für eine Darmspiegelung, oder weil man immens verstopft ist (z. B. aufgrund von Opiateinnahme). Manche PatientInnen haben leider die Arschkarte gezogen und müssen aufgrund von bestimmten Umständen öfter als normal zur Darmspiegelung bei uns antanzen und da wird, je nach Charakter, mal mehr oder weniger über das eklige Abführmittel geklagt. Davon müssen nämlich 24 Stunden vor der Untersuchung mindestens zwei Liter getrunken werden.
Die heutige Challenge lautet also…. MOVIPREP! (Nein, mir steht keine Kolonoskopie bevor, sondern diese Aktion dient ausschließlich der Empathie. Damit ich in Zukunft sagen kann: “Ich weiß, es ist echt eklig, ich habe das auch schon mal getrunken.” – oder: “Es schmeckt zwar nicht so gut wie Limonade, ist aber halb so wild.”.
Wie schreibt man so schön am Ende von Arztbriefen?
Ich werde weiter berichten.