App-ealing: Wie die Pharma-Industrie Apps zu Digitalen Therapeutika umwandeln kann

Gesundheits-Apps sind im Trend
Eine ganze Reihe pharmazeutischer Firmen hat Smartphone- und Tablet-Apps entwickeln lassen, die zu den von ihnen betreuten Indikationsfeldern passen und Patienten bei der Bewältigung ihrer Erkrankungen helfen sollen. Die Art ihrer Bewerbung kennzeichnet diese Hilfen als Add-ons, d. h. als Ergänzungen ihrer übrigen Marketingaktivitäten. Das Angebot erfolgt aus der Erfordernis heraus, als moderne Pharma-Unternehmen auch diesen Bereich abzudecken.
Apps können mehr, wenn das Konzept verändert wird
Doch in dieser Auftrittsform werden die Apps weit unter dem Potential eingesetzt, das sie eigentlich entfalten könnten. Der konzeptionelle Ansatzpunkt ist dabei das bei vielen Krankheitsbildern von Ärzte beklagte Problem, Patienten nur schwer zu den Medikations-begleitend notwendigen Verhaltensänderungen bewegen zu können. Selbst partnerschaftliche Übereinkünfte mit den Patienten sind kein Garant dafür, diese langfristig zu motivieren, bestimmte Routinen dauerhaft aufzugeben und / oder neue Verhaltensweisen anzunehmen. Mit Hilfe von Apps, die als Digitale Therapeutika ausgelegt sind, ließe sich das verändern.
Aus Apps werden Digitale Therapeutika
Hierfür müssen drei Grundvoraussetzungen erfüllt sein:
(1) Neben den fachlich stimmigen und laienverständlichen Inhalten müssen die Ziele, die Arzt und Patient beschließen, als Parameter in einer App berücksichtigt werden können. Apps bedürfen also einer Individualisierung, um Bestandteil des Therapie-Prozesses werden zu können. Bislang genügt jedoch kaum eine Anwendung diesem Kriterium.
(2) Der Arzt muss sich selbst intensiv mit den Inhalten beschäftigen und alle ihre Möglichkeiten vollständig kennen, um die Anwendungen mit seinen Empfehlungen abzustimmen. Apps werden durch ihre Funktionen, aber vor allem durch die Intensität und Ernsthaftigkeit, mit der der Arzt sie für den Behandlungsprozess einplant, zu Digitalen Therapeutika. Hierfür bedarf es einer speziellen Anwendungsanleitung, die Ärzte in den für sie ungewohnten Einsatz einführt.
(3) Die App-Anwendungen müssen Eingang in die Therapiepläne finden und die dokumentierten Verläufe / Ergebnisse im Patientengespräch adäquat gewürdigt werden. Apps sind Digitale Therapeutika, wenn ihr Einsatz und Wirkung wie die eines Medikaments behandelt werden. Die Präparate-Kommunikationskonzepte der Industrie sind in diese Richtung zu verändern.
Multipler Nutzen
Unter Berücksichtigung dieses Bedingungsrahmens können Pharma-Unternehmen ganzheitliche Therapie-Systeme aus Medikamenten und Digitalen Therapeutika statt einfacher Therapie-Konzepte anbieten. Der System-Gedanke besteht darin, dass die Bausteine – Präparate und Apps – aneinander gebunden sind und zusammen synergistisch wirken. Hierdurch wird eine Vielzahl von Möglichkeiten angestoßen:
– Die elektronischen Hilfen entwickeln sich von einem Stand-Alone- und Add-On-Angebot zu einer Arzt-Patienten-Interaktions-Basis und stellen einen Schritt in Richtung Personalisierter Medizin dar.
– Der Einsatz von Digital-Therapeutika wird Veränderungen bei Market-Access-Überlegungen und -Entscheidungen induzieren.
– Im Rahmen der Multi-Channel-Aktivitäten entsteht über Updates und den Ausbau der digitalen Hilfen ein neuer Beziehungsstrang zu Patienten.
– Das Außendienst-Arzt-Verhältnis erfährt eine Substantiierung, Pharma-Referenten werden zu Therapiesystem-Beratern.

©Klaus-Dieter Thill

IFABS Benchmarking-Analysen: Programmübersicht

Einsortiert unter:Pharma Marketing Insights, Pharma Sales Insights

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *