In meinem letzten Artikel habe ich nebenbei etwas über schnelle und langsame Elektronen geschrieben. Langsame Elektronen, so meine Behauptung, müssen wir uns als Elektronenwolken vorstellen. Die Orbitale geben an, welchen Raum sie einnehmen. Schnelle Elektronen verhalten sich eher wie die kleinen Teilchen, die wir aus Bilderbüchern kennen. Sie fliegen durch Atome durch und werden an anderen Elektronen oder am Kern selbst gestreut. Aber wie schnell sind langsame Elektronen eigentlich? Und wie schnell sind Atomkerne?
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übersehen
ich: “doch, ihr sohn ist wirklich übergewichtig. und zwar nicht nur grenzwertig, sondern wirklich übergewichtig. man nennt das adipositas. fettleibigkeit.” mutter: “danke, dass sie mir das sagen. ich habe das gar nicht gesehen. wissense, morgens aus dem schlafanzug direkt in die anziehsachen, abends geht der alleine ins bad, zieht sich alleine um. wissense, da sieht […]
Batterieexperten
Herr Schdel hatte eine schwere Herzrhythmusstörung. So eine bei der das Herz statt 60 Mal in der Minute nur noch 10 Mal schlägt. Dies war Herrn Schdel Gesundheit nur mäßig zuträglich.
Der Chefkardiologe war herbeigestürzt und hatte sogleich einen passageren Schrittmacher in den Patienten hinheingepopelt. Naja, dachte man sich dann: Herr Schdel nimmt ja alle Blutdruckmedikamente der Welt gleichzeitig. Vielleicht geht diese Herzrhythmusstörung wieder weg, wenn wir alles absetzten
3 Tage: Das Wochenende. Mein Oberarzt und ich standen auf der Intensivstation vor Herrn Schdels Bett und schalteten zur Überprüfung der Kadiologentheorie: „das wird von alleine wieder“ den Schrittmacher aus.
Nichts passierte. Nichts im Sinne von Herr Schdel wurde asystol. Oder auch Herr Schdels Herz schlug erst mal nicht mehr. Oder auch im Sinne von Herrn Schdel begann plötzlich bewusstlos zu werden. Klug wie man als Arzt so ist, drehten wir das Rädchen am Schrittmacherkästchen wieder auf „an“.
„Naja, da lassen wir den Schrittmacher mal an!“ entschied der Oberarzt. Jop. Für solche Entscheidungen haben wir ja Oberärzte. Damit hätte sich alles erledigt haben können außer das Herr Schdels Blutdruck jetzt zu hoch war.
Dann war es später und eine Intensivpflegekraft hielt mich auf:
„Duuuu Frau Zorgcooperations! Da blinkt so ein rotes Lämpchen am Schrittmacherkästchen von Herrn Schdel.“
„Ah“. Ich ging hin und stellte fest: Das war das „Batterie ist gleich leer“-Lämpchen. Im Anschluss stellte ich außerdem fest, dass keine der kardiologischen Fachkräfte da war, die sonst so eine Batterie wechselten.
„Haben wir denn ein Ersatzgerät“, fragte ich, in der Hoffnung, die Sonden des passageren Schrittmachers, welche aus dem Hals des Patienten ragten, einfach in ein Ersatzantriebsaggregat“ umstecken zu können.
Es begab sich denn nun, dass zu dieser Zeit eine Schwemme an Personen mit Herzrhythmusstörungen das Klinikum Beteigeuze heimgesucht hatten und in großer Zahl alle verfügbaren passageren Schrittmacher in Besatz nahmen.
„Nö“, sagte die Intensivpflegekraft, „Ham‘ wir keins. Hier ist eine Ersatzbatterie für dich… Was? Nö. Keine von uns hier hat jemals so eine Batterie gewechselt. DU BIST DOCH DER ARZT!“
„Ja super. Ich habe auch noch nie so eine Batterie getauscht!“ Hier rief ich meinen Oberarzt an, aber der war schon heimgegangen und als ich ihn dort von seinem gemütlichen Sofa aufscheuchte, sagte er: „Ja da wechseln sie halt die Batterie. Jetzt stellen sie sich nicht so an. Das ist ganz einfach. Der Schrittmacher hat 30 Sekunden Energie ohne Batterie. Tschüss!“
Während dieser Zeit hüpfte die Intensivpflegekraft wild um mich herum und rief: „Das Licht blinkt rot! Bestimmt geht er gleich aus der Schrittmacher!! Was sollen wir nur tun?! Er wird sterben!“
„Jaja“, sagte ich, „wechseln wir halt die Batterie. Wir haben 30 Sekunden Zeit.“
„Aber was ist, wenn dir die Batterie runterfällt?!!“
Mit diesen beruhigenden Worten im Ohr betrat ich Herrn Schdels Zimmer. Herr Schdel hatte keinen Plan von der Dramatik der Situation und schlief.
Ich nahm also das Schrittmacherkästchen, welches neben dem Bett und an Herrn Schdel hing und suchte nach irgendetwas, das aussah wie ein Batteriefach.
Was nun folgte war sehr langweilig. Ich fand eine Klappe. Ich öffnete sie: Aha, tatsächlich das Batteriefach. Batterie raus. Andere Batterie rein. Klappe zu. Oh wie mache ich die Arretierung des Faches wieder rein? Hhm. AAAAAAaarghhh. Oh ach hier. Ha. Super. Batterielicht blinkt wieder grün.
Das war tatsächlich ziemlich einfach.
Methylgroboxaid und Pentbozomsäure*
Und da war ich also der Arzt vom Dienst und die Aufnahmeschwester erklärte fröhlich: „Nur noch ein Patient da! Der hat Drogen genommen!“
Ah. Da lag vor mir ein schlaksiger Teenager, und tat so als würde er schlafen.
Daneben saß die Mutter, welche im Folgenden nach jedem meiner Sätze ihren Sohn wild zu rütteln begann und rief: „Jetzt antworte doch! Die Ärztin hat dich was gefragt!!“
Ich fragte also was denn los wäre, welche Drogen hier im Spiel seien und ob er nun irgendwelche Probleme hätte. Der Sohn „wachte“ kurz auf und erklärte mir er habe „Methylgroboxaid und Pentbozomsäure“ eingenommen.
„Huä?!“ sagte ich. Nein, das sagte ich nicht. Ich formulierte das irgendwie professioneller und der Sohn sagte nach dem entsprechenden „ANTWORTE!!! DIE ÄRTZIN SPRICHT MIT DIR“ nochmal „Methylgroboxaid und Pentbozomsäure“. Meine Drogenkenntnisse waren hier irgendwie nicht auf dem entsprechenden Expertenlevel angekommen, so dass mir das alles nicht weiterhalf. Die Mutter erklärte nun aber triumphierend, draußen warte auch ein Freund ihres Sohnes, der ein genaues Protokoll der Drogeneinnahme dabei habe. „Erstaunlich“, dachte ich und ging mir das Protokoll besorgen. Stolz überreichte der Freund mir einen zerknitterten Zettel, welcher unordentlich aus einem Spiralblock getrennt worden war. Mit Bleistift war eine komplexe Liste voller chaotischer Details und Drogeninsiderbegriffen notiert, die den Drogenkonsum der letzten sieben Tage meines Patienten beschreiben sollte. „Sonntag 8 x Methylgroboxaid auf Nase dann 2 x Pentbozomsäure, dann Pause für einen Tag, 6 x Methylgroboxaid …“ Diese Liste verwirrte mich noch viel mehr und ich googelte alle Begriffe im Internet. Danach rief ich die Giftnotzentrale an, die mir nach weiterer Analyse der Liste mitteilte, es bestände keine Lebensgefahr, aber wir sollten den Patienten mal aufnehmen. Es kam dann eine Stationsschwester vorbei um den Patienten mitzunehmen und ich übergab möglichst professionell klingend: „Joah und hier Herr Gauggl, mit einer Überdosis an Methylgroboxaid und Pentbozomsäure.“ Die Schwester nickte wissend und sagte: „Jaja, immer diese LegalHighs!“
*Dieser Beitrag enthält keine Garantie für korrekte oder konkret existierende Drogennamen.