Im Zeitraum von 6 Monaten (Sept. 2013/April 2014) hat sich die Zahl der kostenlosen, deutschsprachigen Gesundheits-Apps von Krankenkassen und Pharmaunternehmen (1) für Verbraucher bzw. Patienten von 67 auf 86 erhöht (Google Store, iTunes). Dies entspricht einem Wachstum von 28 Prozent, bzw. einer Steigerung von 36,8 Prozent bei den Kassen und 17 Prozent bei den Pharma-Apps. Aktualisiert wurden im Untersuchungszeitraum 32%/45% der Krankenkassen- bzw. Pharma-Apps.
Verschiedene Einsatzschwerpunkte, ähnliche Methoden
An den Indikationsgebieten, die die beiden Anbietergruppen abdecken, hat sich wenig geändert. Weiterhin liegt der eindeutige Schwerpunkt der Pharma-Apps auf Unterstützungshilfen für bestimmte Krankheiten (59%), während Krankenkassen in erster Linie den primärpräventiven App-Einsatz unterstützen, d. h. auf Unterstützungshilfen für Vorsorge (63%), allgemeine Gesundheitsaufklärung (46%), Bewegung (27%) Entspannung (15%) und Ernährung (13 %) setzen. Die Apps der Krankenkassen bieten in erster Linie Hilfe beim Auffinden von Informationen durch z. T. GPS gestützte Suchmaschinen (77%), z. B. Suche von Ärzten, Apotheken, Gesundheitsangeboten in der Region, sowie Dokumentationshilfen (44%) zur Erfassung von Impf- und Vorsorgedaten, sowie Erinnerungshilfen (25%), damit Vorsorgetermine nicht vergessen werden.
Bei den Pharma-Apps domieren die Dokumentationshilfen (71%) zur Erfasssung von Vitalparamentern, um die Krankheitsbewältigung zu unterstützen, sowie Erinnerungshilfen (50%), z. B. als Compliancehilfe zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme. Ihr Engagement in Apps zur Dokumentation bzw. als Erinnerungshilfen haben sowohl Krankenkassen als auch Pharmaunternehmen in den letzten Monaten weiter ausgebaut.
Qualitäts- und Transparenzkriterien – Chancen zur Profilierung bei Verbrauchern
Alle Apps wurden auf Grundlage der sieben HealthonApp-Testkriterien überprüft.
- Die meisten Apps von Krankenkassen und Pharmaunternehmen sind offensichtlich werbefrei (92%/62%), d. h. sie verzichten auf die Einblendung von Werbeanzeigen sowie die Präsentation von Produkten. Ein expliziter Hinweise zur Werbepolitik, d. h. dass die gesundheitsbezogenen Information streng getrennt sind von etwaigen Werbeaussagen des Unternehmens z. B. für seine Produkte oder Dienstleistungen, fehlen in allen Apps.
- Finanzierungshinweis (8%/18%): Gerade bei kostenlosen Apps darf der Verbraucher fragen, wer die App finanziert hat und warum. Anbieter, die sich darauf zurückziehen, dass sie sich mit einem Logo innerhalb der App als Sponsor zu erkennen geben, müssen davon ausgehen, dass der Sponsorhinweis je nach Größe und Position innerhalb der App leicht übersehen wird und dass Verbraucher anhand eines Logos nicht eindeutig identifizieren können, welches Unternehmen bzw. welche Instiutionen sich mit welchen Interessen als Sponsor betätigt.
- Ein Impressum (81%/79%), das über den Anbieter der App informiert, und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme (87%/85%) bieten mittlerweile 4 von 5 Apps aller Krankenkassen bzw. Pharmaunternehmen innerhalb ihrer App, d. h. der Nutzer muss dazu nicht auf eine Website wechseln.
- Hinweise zu Autoren (6%/9%) und Quellen (17%/9%), die Rückschlüsse geben, wie fundiert und aktuell gesundheitsbezogene Tipps oder Informationen sind, (z. B. Impfinformationen, die sich jährlich ändern), finden sich nur sporadisch sowohl in Kassen- als auch in Pharma-Apps.
- Angaben zum Datenschutz (63%/62%) fehlen immernoch in zwei von drei Apps. Dies ist vor dem Hintergrund der technischen Möglichkeiten von Apps sehr erstaunlich. Sie können zum Ausspähen von Nutzerdaten missbraucht werden, auch wenn der Nutzer selbst keine personenbezogenen Daten von sich preisgibt. Anbieter sollten daher proaktiv informieren, wie sie mit den Nutzerdaten umgehen: Wird das Nutzerverhalten getrackt? Werden diese Daten an Dritte weitergegeben, z. B. zu Werbezwecken?
Fazit: Für die digitale Gesundheitsauflkärung und -beratung bzw. zur Unterstützung der Patientenadhärenz nutzen sowohl Krankenkassen als auch Pharmaunternehmen vermehrt Gesundheits-Apps, die sie Verbrauchern, Versicherten bzw. Patienten kostenlos zur Verfügung stellen. Um Verbrauchern bei der Auswahl vertrauenswürdiger Gesundheits-Apps zu helfen, deren Anbieter und Handlungsmotive sie nicht kennen, könnten Krankenkassen und Pharmaunternehmen mit guten Beispiel vorangehen und zukünftig verstärkt Standards berücksichtigen, die sich für qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen in Printmedien und auf Websites bereits etabliert haben (DISCERN, HON-Code). So könnten sie die Sensibilität für Qualität in App-vermittelten Gesundheitsinformationen bei Verbrauchern steigern und zur Entwicklung von Medienkompetenz beitragen, die in Zukunft in immer größerem Maße auch über die Gesundheitskompetenz entscheiden wird. Dies hieße, auf freiwillige Selbstkontrolle und Verantwortung der App-Anbieter zu setzen, statt auf gesetzliche Regulierung, mit dem Ziel, das Innovationspotential des dynamischen ehealth-Marktes zum Wohl von Bürgern und Patienten optimal auszuschöpfen.
Quelle:
(1) Deutschsprachige, kostenlose Apps in Google Play, iTunes