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Junge Kollegen zu langsam? Teil 1
Mindestens in einer mir bekannten Notaufnahme ist das Arbeitstempo jüngerer Kollegen Thema öffentlicher und versteckter Diskussionen.
Angetrieben von den ökonomischen Drücken unseres Gesundheitssystems wurde und wird Druck auf unerfahrene Kollegen ausgeübt mit dem Ziel ihr Arbeitstempo zu steigern.
Man mag davon halten was man möchte, daß es passiert ist ein Fakt und somit müssen wir uns fragen wie wir damit in Zukunft umgehen möchten.
Um sich mit so einem Thema auseinanderzusetzen sollten wir meines Erachtens nach einen Schritt zurücktreten und die Situation erst einmal analysieren. Hierfür bietet sich das folgende Konzept an:
Also beginnen wir mit der Beobachtung. Junge Kollegen in Notaufnahmen werden unter Druck gesetzt. Chefs bekommen Druck von höchster Ebene, wenn die Stimmung sinkt wird dieser
Druck nach unten an Oberärzte weiterverteilt. So weit, so menschlich, trotzdem fatal.
Die Assistenten sind die Nächsten in der Reihe. Sie arbeiten solange sie noch Lust haben, dann überwiegt irgendwann der Systemfrust, sie gehen und reissen neue Lücken. Arbeit wird schlechter
ausgeführt. Ökonomen machen weiteren Druck.
Übergang zur Orientierungsphase – hier die Fakten:
Die Zahlen der Patienten in den ZNA´s steigen jährlich um 5-7%. Die Anzahl der Ärzte die Lust auf klinische Arbeit haben, vor allem in einem Hochumsatzbereich wie Notaufnahme sinkt. Es gibt keine
professionelle Vorbereitung auf deren Arbeit in der Notaufnahme, weil keinen Facharztstandard.
So sind nur wenige multidisziplinär ausgebildet und entscheidungskompetent. Wer keine Entscheidungen trifft oder treffen kann verschiebt diese auf andere Personen (übermässige Konsile) oder in
andere Schichte (“Patienten parken”). Mehr Arbeit für andere. Mehr Arbeit für alle.
Erstaunlicherweise sind aber letztlich sind die nachgewiesenen Unterschiede zwischen einzelnen Kollegen doch nicht so gross wie (auch von mir) erwartet. Hierzu gibt es folgende Studie.
Ich kann mich noch an einen Satz bei der Doktorarbeit erinnern: Er lautet “wer viel misst der misst viel Mist”. Moderne Patiententrackingsysteme messen viele sinnvolle Dinge und ich bin
persönlich ein klarer Verfechter progressiver Methoden um die vorliegenden begrenzten Ressourcen sinnvoll zu nutzen.
Trotzdem sollten die Daten die wir zur Problemanalyse verwenden zumindest einem gewissen Mindeststandard entsprechen.
D.h. reine Zahlen einiger weniger Schichten sagen wenig. In unseren unterschiedlichen Schichten gibt es zahlreiche Nebenaufgaben. Kodieren, Herzalarmfunk betreuen und ähnliches. Zeiten die nicht
erfasst werden. Ausserdem gibt es “Fruitpicker”, Leute die nur die Krankheitsbilder bearbeiten, die sie am besten kennen, oder Kollegen die nur Laufkundschaft bearbeiten.
Ausserdem ist unsere Patientenklientel sehr heterogen. Wird die Schwere der Erkrankung, die Aufnahmerate iund die Häufigkeit der Reklamationen in den Statistiken mitabgebildet? Und wie steht es
um die Qualität der Patientenversorgung, die naturgemäss schwerer zu quantifizieren ist.
Letztlich müssen wir aber auch ehrlich sein. Selten sind die langsamsten nur deswegen so langsam weil sie halt so gut und gewissenhaft sind. Aber es gibt zahlreiche andere Begründungen, womit wir
in Teil 2 demnächst zu D wie decide kommen…
Gewalttätige Patienten
…ein Dauerbrennerthema in Mediziner-Blogs. Gewalttätige Patienten sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Bananenbiegern. Assistenzarzt (der ja eigentlich eine Assistenzärztin…
Wahnsinnswoche 2018:29
In dieser Woche 141 Patientenkontakte und 14 Terminausfälle. Bis zum 10.9.2018 sind leider keine Termine mehr frei.
Sie brauchen dringend (sofort!!!) ein Attest für irgendeine Behörde? Ich biete Ihnen an, in die offene Sprechstunde zu kommen, dann können wir das schnell erledigen. Sie kommen dann aber nicht in eine der nächsten offenen Sprechstunden, sondern tauchen ohne Anmeldung während meiner vollen Terminsprechstunde auf? Dann muss ich Sie leider wieder wegschicken, auch, wenn Sie sich vorwurfsvoll und abfällig äußern.
Nützliche Informationen zum therapeutischen Drug-Monitoring.
Diese Woche war ziemlicher Rummel um die mit Bagatellfällen überlasteten Notaufnahmen. Der eine fordert deswegen eine Notfallgebühr (oder auch nicht), der andere eine Ausweitung der Sprechstunden, aber bitteschön ohne finanziellen Ausgleich.
Manche halten eine Steuerung durch Zuzahlungen nicht für sinnvoll. Außer diesem und jenem (pdf; Vorsicht: führt zu einer berüchtigten Stiftung) habe ich auf die Schnelle nichts gefunden. Überlegungen zur Preissensitivität von Patienten gibt’s aber bei Niederegger.
Die seinerzeitige versteckte Beitragserhöhung der Krankenkassen, fälschlicherweise auch als “Praxisgebühr” bezeichnet, hatte zugegebenermaßen kaum einen Steuerungseffekt in den Praxen, wohl aber beim 14%-igen Anstieg der Notfälle nach Abschaffung der Kassengebühr. Vielleicht war das Ganze auch nur ein vordergründiges Ziel, um die versteckte Beitragserhöhung zu kaschieren.
Übrigens sollen die Krankenkassen ihren Pseudowettbewerb mittels Zusatzbeiträgen über die Preissensitivität ihrer BeitragszahlerInnen austragen. Die dürfen das also?
Ausgangsfrage ist doch, ob sich die Notfallversorgung über eine Notfallgebühr reformieren lässt.
Da ich mich in meiner Freizeit seit 15 Jahren immer noch gern mit Sozial- und Gesundheitspolitik befasse, möchte ich mein seit ebenso langer Zeit gebetsmühlenartig vorgetragenes Argument wiederholen: wir haben es (nicht nur in der Notfallversorgung) mit den Folgen einer impliziten Rationierung zu tun. Zu diesem Zweck wurden gesetzliche Vorgaben zur Mengenbegrenzung (mit dem ausdrücklichen Ziel der Beitragssatzstabilität) gemacht, die unmittelbar zur Folge haben, dass Termine beim Vertragsarzt eben ein begrenztes Gut sind. Und wenn dieses Fass überläuft, sucht sich der Patient den Weg des geringsten Widerstandes und läuft in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses, so wie Wasser eben bergab fließt.
In Psychiatrie und Psychotherapie besteht übrigens seit Jahren ein schier unglaublicher Nachfrageüberhang. Selbst wenn ich 80 oder 100 Stunden statt der üblichen 50-60 Wochenstunden arbeiten würde, wäre es nicht genug (und vor allem: ich müsste es unbezahlt tun). Ironischerweise werden die psychiatrischen Notaufnahmen nicht von so genannten Bagatellfällen überrannt – im Gegenteil. Teilweise müssen wir unsere Patienten sogar zum Jagen tragen…
Wenn ich aber höre und lese, dass Leute tatsächlich mit Bagatellen die Notaufnahmen fluten, frage ich mich schon, ob eine kleine Kostenbeteiligung die erwähnte Preissensitivität nicht doch ein wenig verbessern könnte. Gleichzeitig müsste man mal die bestehende Budgetierung bei den Vertragsärzten überdenken und damit einen Anreiz für zusätzliche Notfallbehandlungskapazitäten setzen.
Soulfood: THE COUNT FIVE-‘PSYCHOTIC REACTION‘