Vegetarier sind weniger gesund als Fleischesser? Und haben eine niedrigere Lebensqualität?

Dieser Beitrag hat sicher das Potential, mich richtig unbeliebt zu machen. Warum? Nun, derzeit erleben wir ja eine Art “Vegan-Welle”. (Anmerkung: Den Unterschied zwischen vegan und vegetarisch habe ich im Beitrag “Veganismus – Was ist der Unterschied?” beschrieben).

In den letzten Jahren haben die Berichte über die Qualen der Tiere in der industriellen Massentierhaltung immer mehr Menschen veranlasst, ganz auf den Konsum von Fleisch und Wurstwaren zu verzichten, was ich absolut nachvollziehen kann. Auch ich esse keine Eier und Fleischprodukte aus Massentierhaltung mehr…

Doch zahlreiche Menschen verzichten auch auf den Genuss von Fleisch aus artgerechter und ökologischer Aufzucht, weil sie meinen, dass der Verzehr von tierischem Eiweiß in Form von Fleisch nicht notwendig sei und auch gesünder. Während Vegetarier Milch, Sahne und Eier in ihrer Ernährung verwenden, kommen bei den Veganern überhaupt keine tierischen Produkte auf den Teller. Vegetarier und Veganer sind von ihrer Ernährungsweise überzeugt. Sie glauben, dass sie für sich, ihre Gesundheit und zum Schutz der tierischen Mitgeschöpfe das Richtige tun. Es gibt einige bestätigende Untersuchungen, die belegen, dass Menschen, die kein Fleisch essen, seltener an bestimmten Krebsarten erkranken. Ein hoher Fleischkonsum soll vor allem die Entstehung von Darmkrebs begünstigen.

Haben Vegetarier und Veganer ein höheres Krankheitsrisiko?

Andererseits hört man immer wieder, dass Vegetarier (und noch ausgeprägter Veganer), unter einer Mangelversorgung an lebenswichtigen Nährstoffen und Spurenelementen leiden. Vor allem eine ausreichende Vitamin-B-12-Versorgung kann nach Meinung einiger Ernährungswissenschaftler durch die einseitige pflanzliche Nahrung nicht gewährleistet werden.

Eine aktuelle österreichische Studie hat nun angeblich festgestellt, dass Vegetarier durch ihre spezielle Ernährungsweise gesundheitlich NICHT profitieren. Im Gegenteil: sie hätten insgesamt eine schlechtere Lebensqualität. Das muss man erst einmal “sacken” lassen.

Bei Vegetariern würden gehäuft allergische Krankheiten und Krebs auftreten. Außerdem hätten Vegetarier ein bis zu 50 Prozent höheres Risiko als Fleischesser, einen Herzinfarkt zu erleiden. Vegetarier haben zwar häufig einen aktiveren Lebensstil als die Fleisch essende Bevölkerungsgruppe. Sie würden sich auch weniger Genussgifte wie Alkohol und Nikotin zuführen. Doch in der Liste der häufigen Krankheiten würden Vegetarier auch bei Angststörungen und depressiven Stimmungslagen gehäuft auftauchen. Das überrascht, denn Vegetarier und Veganer sind selbst absolut davon überzeugt, eine sehr gesunde Lebensweise gewählt zu haben. Dennoch sollen sie häufiger eine medizinische Behandlung benötigen, als Fleischesser.

Gesundheitsbewusste Lebensführung

Die Bevölkerungsgruppe, die auf Fleisch oder ganz auf tierische Produkte verzichtet, weist im Durchschnitt einen hohen Bildungsstand und sozioökonomischen Status auf. Die gesundheitsbewusste Lebensführung zeigt sich wohl auch darin, dass Vegetarier und Veganer in der Tendenz einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) haben als Fleischesser. Frühere Studien haben immer wieder gezeigt, dass vor allem ein hoher Verzehr von rotem Fleisch zu gesundheitlichen Problemen und vor allem zur Entwicklung von Tumoren im Darm führen kann. Die Verfasser der Studie stellen ihre Ergebnisse unter den Vorbehalt, dass noch weitere Forschungen für eine endgültige Bewertung der Daten notwendig sind. Dennoch sind die Aussagen der Wissenschaftler der Grazer Universität überraschend – nicht nur für mich.

Keine umfassende Datenlage

Auch wenn die Forscher die Erwartung der Vegetarier, mit ihrer Ernährungsweise (mehr für ihre Gesundheit zu sorgen als Fleischesser), als Mythos disqualifizieren, weisen sie doch darauf hin, dass es nicht möglich war, alle Zusammenhänge zwischen Ernährungsart und Krankheitsrisiken ausreichend zu beleuchten. In diesem Zusammenhang wurde darauf verwiesen, dass Vegetarier und Veganer oft Vorsorgechecks und Impfungen nicht in Anspruch nehmen. Auch daraus könne das höhere Krankheitsrisiko resultieren. Allerdings kann ich auf “Vorsorgechecks” wie die Mammografie oder zahlreiche Impfungen gerne verzichten. Gerade dazu hatte ich bereits zahlreiche Studien zitiert und bewertet, die diese Maßnahmen in einem sehr zweifelhaften Licht dastehen lassen… (Wenn ich in diesem Zusammenhang alleine an die Gebärmutterhalskrebs-Impfung denke, wird mir schlecht).

Aber zurück zu den gesunden Fleischessern.

Das Problem der unterschiedlichen Bewertung von Daten

Andere Ernährungsstudien kommen nämlich zu ganz anderen Ergebnissen. Danach ist immer wieder festgestellt worden, dass der Verzehr von Obst und Gemüse das Risiko von Tumorerkrankungen und anderen schwerwiegenden chronischen Erkrankungen reduziert. Auch hierzu hat ich bereits mehrfach geschrieben, z.B.:

von T. Colin Campbell eingehen, welches im Jahr 2005 eine große Diskussion anheizte. Das Buch wird ja immer gerne als Quelle angegeben. Campbell hatte viele Daten analysiert und hinreichend Gründe gefunden, warum es für die Gesundheit besser ist, auf Fleisch zu verzichten.

Weil das Buch sehr erfolgreich war (und ist), haben in der Folge andere Wissenschaftler die Originaldaten die dem Buch zugrunde lagen neu bewertet und sind schließlich zu anderen Schlussfolgerungen gekommen als Campbell. Wer hätte es gedacht? Da werden seitdem regelrechte Grabenkämpfe zwischen den Fraktionen ausgetragen, die ich nicht gerade für hilfreich halte, wenn es darum geht, echte Erkenntnisse über die Ernährung für eine bessere Gesundheit zu nutzen.

Fazit: Eine Studie aus Österreich gibt allen Fleischessern recht. Wenn sich jemand bewusst dafür entscheidet Fleisch zu essen, ist das für mich kein Problem. Ich bin allerdings aus gesundheitlicher Sicht gegen die “Fleischmast”: Morgens Wurst und Ei, Mittags Schnitzel und Abends Wurst und Käse. Das ist aus meiner Sicht einfach zu viel. Im Zusammenhang mit der Eiweißmast erinnere ich z.B. an Professor Wendt, der dies u.a. als Eiweißspeicherkrankheit definiert hat. Und das Problem der chronischen Übersäuerung habe ich dabei noch gar nicht angesprochen… Das Problem der Massentierhaltung bleibt natürlich auch nicht ohne Folgen, wie ich u.a. hier gezeigt habe: Hühnerfleisch ohne Geschmack.

Fazit zum Fazit: Ich sehe durch die österreichische Studie derzeit keine Veranlassung meinen “Grundsatzbeitrag” zum Thema Fleisch zu ändern. Dessen Überschrift lautet übrigens: Krank durch Fleisch.

 

Dieser Beitrag Vegetarier sind weniger gesund als Fleischesser? Und haben eine niedrigere Lebensqualität? wurde erstmalig von Heilpraktiker René Gräber auf NaturHeilt.com Blog veröffentlicht.

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