Aufnahmeprüfung

Heute war wieder eine da…eine 55-jährige Patientin.

Sie klagte über Bauchkrämpfe und heftige Durchfälle- wie fast jeder heute.

Da kann man nicht viel machen. Abwarten, ausreichend trinken und Elektrolyte (z.B Salz) zuführen, eventuell noch die Symptome wie Übelkeit behandeln oder den Durchfall etwas bremsen.

Doch das reichte ihr nicht: “Sie müssen mich ganz schnell wieder gesund machen, nächste Woche muss ich fit sein, da haben wir Aufnahmeprüfung.”

“Aufnahmeprüfung?”

“Ja, meine Tochter.”

“Ah, kommt sie in die Schule oder fürs Gymnasium?”

“Nein, sie hat jetzt das Abitur und will an die Musikhochschule. Sie wissen ja, die sind heute so früh fertig, mit 17 oder 18 und das ist ja auch gut so, je jünger, desto besser und am besten noch asiatisch.”

“Ist Ihr Mann denn Asiate?”

“Nein, ich bin alleinerziehend und deswegen muss ich ganz schnell wieder fit sein.”

“Wenn es nicht besser wird, müssen Sie Anfang nächste Woche noch einmal kommen.”

“Ach, das geht aber auf gar keinen Fall, da ist doch die Aufnahmeprüfung.”

Wahrscheinlich geht es ihr bis dahin längst wieder gut und es bleibt zu hoffen, dass die Tochter sich nicht ansteckt, denn dann ist eine Aufnahmeprüfung sicher eine besondere Herausforderung.

Manchmal frage ich mich, in was für einer Welt wir eigentlich leben. Alles wird schneller und intensiver, die Schulzeit ist kürzer und die Kinder, die ins Leben treten, sind für das Leben immer weniger gewappnet.

Oder sind es hauptsächlich die Eltern, die spät wenige Kinder haben und dann nach gescheiterten Beziehungen daraus Ersatzpartner machen?

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