Der Rollstuhl vor den Treppenstufen – dieses Bild ist so häufig gebraucht, dass es schon fast klischeehaft ist. Dennoch macht es den Begriff der Barrierefreiheit beziehungsweise deren Fehlen, auf den ersten Blick deutlich. Doch nicht alle Aspekte sind so offensichtlich – vor allem wenn es um Angebote im Internet geht. Dabei schließen viele Internetseiten Nutzer mit und ohne Behinderungen unabsichtlich aus, etwa weil die Navigation nicht ohne Maus möglich ist oder Screenreader die Seite nicht vorlesen können. Mit dem Projekt „Praxis-Tool Barrierefreiheit“ setzt sich der Stiftung Gesundheit Fördergemeinschaft e.V. gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) für einen besseren Zugang zu ambulanter medizinischer Versorgung ein. Es handelt sich dabei um eine Plattform, die Ärzte und Zahnärzte dabei unterstützt, Maßnahmen der Barrierefreiheit während eines Praxis-Umbau oder –Neubaus umzusetzen. Darum war es uns besonders wichtig, auch die zugehörige Website barrierefrei zu gestalten.
BITV-Test mit Bravour bestanden
Prüfzeichen 95plus – dieses Ergebnis beim BITV-Test zeigt unseren Erfolg. Die Website www.praxis-tool-barrierefreiheit.de hat nach der offiziellen Untersuchung des Projektes „Barrierefrei informieren und kommunizieren“ (BIK) 97 von 100 Punkten erhalten und ist somit als „sehr gut zugänglich“ zu bezeichnen. Doch dieser Weg war nicht ganz leicht: Grundlage zur barrierefreien Gestaltung informationsorientierter Webangebote ist die „Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz“ – oder kurz: Barrierefreie Informationstechnik Verordnung 2.0 (BITV 2.0). Angelehnt an Richtlinien der Web Accessibility Initiative (WAI) des World Wide Web Consortiums (W3C) werden in einer Anlage zur BITV alle Anforderungen aufgelistet, die ein barrierefreies Webangebot erfüllen muss.
Barrierefreier Zugang erleichtert Orientierung für alle Nutzer
Zu den Kriterien zählt zum Beispiel, dass die Internetseite auch ohne Maus bedienbar sein muss. Weitere Vorgaben sind: sinnvoll strukturierte Inhaltsbereiche, eine variable Schriftgröße und eine einheitliche Navigation. Maßnahmen von denen also nicht nur Menschen mit Behinderungen profitieren, sondern alle Nutzer. Dennoch stellten uns die Anforderungen bei der Entwicklung der Website immer wieder vor neue, aber auch spannende Herausforderungen. Sie fragen sich jetzt bestimmt, ob das denn alles wirklich notwendig und den Aufwand wert ist. Außerdem schränken diese Vorgaben doch sicher die Möglichkeiten des Webdesigns ein?! Ganz falsch sind diese Vermutungen nicht, denn tatsächlich ist ein barrierefreier Webauftritt mit mehr Aufwand verbunden. Wie jedoch zahlreiche Beispiele auf der Interseite www.bitvtest.de zeigen, heißt Barrierefreiheit nicht automatisch Abstriche im Design zu machen. Und die Mehrarbeit lohnt sich: Denn wie in der „realen“ Welt auch, kommen alle Maßnahmen der Barrierefreiheit Menschen mit und auch denen ohne Einschränkungen zu Gute.
Unser Fazit: Der Aufwand war alle Mühen wert und hat uns eine neue Perspektive in der Weiterentwicklung unserer Webangebote aufgetan.