„Der bisher heißeste Tag in diesem Jahr“ – so kündigte der Wetterdienst den 22. Mai 2014 an. Daher hieß es auf unserem Jahresempfang auch im wörtlichen Sinne: Ärmel hochgekrempelt. Zumindest für die Herren. Die Damen zeigten sich bei abendlichen 30 Grad in luftigen Sommerkleidern und der Fächer wurde zu einem begehrten Accessoire des Abends. Wie im vergangenen Jahr feierten wir in der Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums in der Berliner Charité. Die Türen des Museums standen unseren Gästen auch in diesem Jahr wieder für einen kurzen Ausflug in die Präparate und Exponate der Medizingeschichte offen, und später sollte es dann noch eine ganz andere Reise in die Vergangenheit geben. Aber dazu später mehr.
Ganz aktuell wurde es nämlich zunächst bei kühlen Getränken, mit der engagierten Keynote von Dr. Rainer Hess: Der ehemalige Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) und heutige Elder Statesman der Gesundheitspolitik referierte über das Spannungsfeld des Gesundheitswesens zwischen Normierung und Wettbewerb – und gab Einblicke in die konfligierenden Interessen und Interessenkonflikte der Stakeholder. In seiner kraftvollen und stringenten Art forderte er zudem, dass alle Versicherten Zugang zu den aktuellen evidenzbasierten Erkenntnissen der Medizin erhalten. Denn auch nach seiner Zeit beim G-BA setzt sich Hess weiterhin für die Qualität der Patientenversorgung ein. An dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank für diesen eindrucksvollen Einstieg in den Abend.
Eindrucksvoll waren auch die publizistischen Werke, die wir dann auszeichnen konnten – im Rahmen der diesjährigen Verleihung des Publizistik-Preises. Seit 1998 würdigen wir mit dieser Auszeichnung hervorragende journalistische Beiträge im Bereich Gesundheit und Medizin. Den ersten Preis durfte ich in diesem Jahr Christine Holch für ihren Artikel „Ich habe genug“ aus dem Magazin „Chrismon“ überreichen. Die Autorin beleuchtet das Thema Sterbehilfe in ihrem Beitrag ausgesprochen perspektivenreich, profunde recherchiert und frei von jeglicher Voreingenommenheit. So können sich Leser selbst eine Meinung zu diesem schwierigen und polarisierenden Thema bilden. Auf den zweiten Platz wählte unsere Jury Dr. Horst Gross mit seinem einfühlsamen Hörfunkbeitrag „Mama hat Krebs – Wer hilft Kindern krebskranker Eltern?“, gesendet auf SWR2 Wissen. Berührend und tief recherchiert, faktenreich und beherzt im besten Sinne. Der dritte Preis ging an Dr. Bernhard Albrecht für sein Buch „Patient meines Lebens – Von Ärzten, die alles wagen“. Der Arzt und Journalist berichtet von Fällen, in denen Ärzte mit großem Mut medizinisches Neuland betreten, um ihren Patienten zu helfen. Wer jetzt neugierig geworden ist, findet hier jede Menge weiterer Infos zu den Beiträgen.
Wenn ich eingangs von einer Reise in die Vergangenheit sprach, dann meinte ich damit eine Reise in die Historie der Stiftung Gesundheit. Seit 18 Jahren gibt es die Institution nun schon. Plus zwei Jahre Vorlauf der Errichtung durch Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein damals. Zugegeben, meine Kollegen haben angestoßen, dass wir mal Rückschau halten. Ich hab es dann gern getan. Denn ein Jahrzehnt habe ich im Ehrenamt für die Stiftung gearbeitet (den Vorlauf vor der formellen Errichtung eingerechnet) – plus zehn Jahre hauptamtlicher Tätigkeit. Dies nahm ich zum Anlass, unsere Gäste einen Blick hinter die Kulissen der Stiftung werfen zu lassen. Sie bekamen Bilder zu sehen und Anekdoten aus dem Innersten unseres Ladens zu hören, die es bisher noch nicht an die Öffentlichkeit geschafft hatten, etwa von einem Angriff auf die Stiftung. Dieser Wohl gefährlichste Angriff kam von Westen! Als der Sturm ein großes, schweres, vierflügeliges Fensterelement nach innen, in unsere Büroräume warf. Das hätte mehr als nur ins Auge gehen können. Ja, es hätte sogar auf schrecklich makabere Art zum ersten und einzigen Personalabbau in all den Jahren führen können. Und warum der Konferenzraum den Spitznamen „Chinasaal“ hat, können wir mal sondieren, wenn Sie bei uns in der Behringstraße, im Haus der Multimediaproduzenten zu Gast sind.
Auch in diesem Jahr machten unsere Gäste und nicht zuletzt die fleißigen Helfer den Jahresempfang zu einer gelungenen Veranstaltung. Deshalb freue ich mich schon jetzt auf das nächste Jahr – egal ob bei 13 oder 30 Grad. Obwohl, Kenner wissen, dass mir persönlich die 30 Grad lieber sind.
Weitere Bilder vom diesjährigen Jahresempfang finden Sie in der Fotogalerie.