Related Posts
Das Sixpack des Scheiterns: Die sechs Gründe, warum Mitarbeiterbefragungen in Krankenhäusern häufig wirkungslos sind / IFABS Healthcare Statistics ToGo
Untersucht man die Konzepte und die Durchführungsbedingungen von Klinik-MItarbeiterbefragungen, so wird ihr Erfolg vor allem durch folgende sechs Bedingungen und Verhaltensweisen wesentlich eingeschränkt: Die Mitarbeiterbefragung im Krankenhaus: das ungeliebte Erfolgsinstrument Einsortiert unter:Healthcare Statistics ToGo
Wie der SPIEGEL eine Ente schuf, die um die Welt flog
Der belgische Neurologe Steven Laureys zeigt sich zerknirscht über die weltweite Medienberichterstattung im Fall Rom Houben. Gegenüber der belgischen Zeitung “De Standaard” erzählt er, wie er zunächst zusammen mit dem SPIEGEL den Medienhype entfachte, und wie er dann von den Folgen der vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Berichterstattung überrollt wurde.
Ausgangspunkt für eine der aberwitzigsten Medienenten des Jahres war nach seinen Angaben die Anfrage eines SPIEGEL-Journalisten, der über mögliche Bewusstseinsreste bei Wachkomapatienten berichten wollte.
Laureys hatte im Juli einen außerhalb der Fachwelt kaum beachteten Fachartikel zum Thema veröffentlicht. In der Veröffentlichung selbst ist noch keine Rede von einem wundersam wiedergeborenen sprachlich eloquenten zukünftigen Buchautor. Vielmehr geht es darin um moderne Diagnosekriterien für Patienten mit schweren Bewusstseinsstörungen. Der Studie zufolge wird ein hoher Prozentsatz der Patienten, die nach neueren Beurteilungskriterien als MCS (Minimally Conscious State, etwa: Patient mit minimalen Bewusseinsresten) diagnostiziert werden müssten, fälschlich als VS (Vegetative State, etwa: Apallisches Syndrom bzw. Wachkoma) diagnostiziert. Von einem “Locked-In”-Patienten mit “vollständig intakten” Hirnfunktionen, in den sich Rom Houben in der Darstellung von Laureys im Laufe des später folgenden Medienhypes verwandeln würde, war in der Veröffentlichung noch keine Rede.
Dem SPIEGEL-Autor Manfred Dworschak war das wohl zu unspektakulär.
Er wollte einen “menschlichen Fall”. Und da kam Laureys auf die ungute Idee, ihm seinen Patienten Rom Houben als Aufhänger zu präsentieren.
Rom Houben unterscheidet sich von anderen VS- oder MCS-Patienten nach allem, was bislang über ihn berichtet wurde, vor allem dadurch, dass seine Angehörigen über ein esoterisches Kommunikationsverfahren namens “Gestützte Kommunikation” meinen, mit ihm zu kommunizieren.
Dass es sich bei dem Verfahren um Humbug handelt, um Selbsttäuschung der Beteiligten – in einzelnen Fällen vielleicht sogar um schlichten Betrug durch den “Unterstützer” – ist seit Jahren bekannt, in zahlreichen Studien nachgewiesen und wäre in einer zweiminütigen Recherche auch von einem SPIEGEL-Journalisten herauszufinden gewesen.
Aber wer will sich schon von Fakten eine aufrüttelnde Geschichte mit dem Titel “Meine zweite Geburt” kaputtmachen lassen?
Laureys selbst lässt inzwischen ebenfalls starke Zweifel daran durchblicken, dass die “Gestützte Kommunikation” wirklich funktioniert und rudert zurück:
Das sei eine Debatte, mit der er sich sehr schwer tue. Er sei selbst ein Skeptiker und diese Kommunikationsform habe zu Recht “noch einen schlechten Ruf”. Er stünde da außen vor und habe Rom auch nicht auf dieses Verfahren angesetzt. Das müsse weiter untersucht werden.
Österreichs Medien bemerken Pharmawerbung
Österreich ist ein Eldorado für “Disease-Awareness-Kampagnen”, mit denen das Werbeverbot für Medikamente trickreich umgangen wird. Den Pharmaunternehmen stehen für diese Aktionen Patientenverbände, Fachgesellschaften, professorale Mietmäuler, Sozialversicherung, Lokalprominenz und sogar das Gesundheitsministerium zur Seite. Einen gehörigen Anteil an dem Boom haben PR-Agenturen im Hintergrund. Wenn ich aus einem Blogeintrag vom Februar 2007 zitieren darf:
Besonders das Wirken von Robert Riedl, dem Inhaber der auf Gesundheitsthemen spezialisierten PR-Agentur Welldone und des Lobbyingbüros Peri Consulting, ist durch einen Artikel im Wirtschaftsmagazin “Trend” aufgefallen.
Der Standard beschäftigt sich aktuell mit einer Kampagne für rheumatoide Arthritis und stösst dabei auf das Pharmaunternehmen Wyeth und Riedls Netzwerk.
Hätte grosse Lust am 21. einen Trip nach Wien zu machen und mir das Schauspiel anzusehen.