Anker

Heute war wieder eine da……eine 17-jährige, die gerade ihr Abitur bestanden hat. G8 macht es möglich. Sie kam zur Überprüfung ihres Impfstatus, da sie ein Pflegepraktikum im Krankenhaus plant. Sie will Medizin studieren, scheinbar war die Abiturprüfung gut genug.

Wenn ich sie so ansehe kann ich mir nicht mehr vorstellen, jemals so jung gewesen zu sein.

Offensichtlich wollen immer noch so viele junge Menschen Medizin studieren oder es ist der Umkehrschluß, wenn man ein gutes Abitur macht, liegt es nahe Medizin zu studieren?

Früher war das auch nicht so viel anders, trotzdem fehlen zunehmend Assistenzärzte in den Kliniken und noch mehr Ärzte, die sich niederlassen wollen, vor allem im hausärztlichen Bereich.

Woran das liegt, wird viel spekuliert. Ist es der fehlende monetäre Anreiz vor allem der “sprechenden”, wenig Technik verwendeten Fachgruppen wie Haus- und Kinderärzte? Ist es die hohe Arbeitsbelastung auf den Stationen der Krankenhäuser durch den immer schnelleren Durchsatz? Liegt es daran, dass der Anteil der Frauen im Medizinstudium so hoch ist und diese sich nicht so einfach selbstständig machen können? Liegt es an der Lebensqualität auf dem Land? Am Ansehen der Ärzte liegt es sicher weniger, denn das ist nach wie vor gut. Imagekampagnen wie die der Kassenärztlichen Vereinigung sind da meiner Meinung nach jedenfalls unnötig und wenig hilfreich.

Eine Patientin erzählte mir vor kurzem, dass ihr Enkel jetzt auch Medizin studiere, weil es ihm bei seinem Hausarzt so gut gefalle und er dort auch schon mehrere Praktika gemacht habe. In einem solchen Fall kann man tatsächlich hoffen, dass er sich später für die Hausarztmedizin entscheidet, ansonsten finden die Hausärzte vor allem auf dem Land und im Osten keine Nachfolger mehr für ihre Praxen. Da helfen auch keine peinlichen Werbefilme wie vom Hausärzteverband (Traumberuf Hausarzt).

Dabei ist der Hausarzt in unserer Gesellschaft mit der zunehmnden Vereinsamung und Überalterung einer der letzten Anker. Die zunehmende Spezialisierung und Technisierung lässt den Patienten allein und verunsichert. Im Internet bekommt man zwar viele Informationen, aber die helfen häufig auch nicht weiter. Hier wird ein Mensch im Dschungel gebraucht, dem man vertraut und der erklärt und berät.

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