Experteninterview zum Thema Wundpflege

Am Anfang dieser Woche haben wir über Körperschmuck wie Piercings und Tattoos gesprochen, sowie über kleine Verletzungen und Schürfwunden. Passend dazu, habe ich für euch Heute ein Experteninterview zum Thema Wundpflege.

Ob im Haushalt, Garten oder beim Sport – kleine Verletzungen oder Verbrennungen geschehen häufig und sind meist auch einfach zu behandeln. Dennoch sollte man wissen, wie man den Heilungsprozess optimal unterstützt, sodass Wunden schnell verheilen und möglichst keine unschönen Narben zurückbleiben. Frau Dr. Karena Reddington, niedergelassene Dermatologin aus Frankfurt, beantwortet hier die wichtigsten Fragen zum Thema Wundheilung.

Im Gespräch mit Frau Dr. Karena Reddington…

1. Wie sollte die Erstversorgung bei oberflächlichen Verletzungen, wir Schürf, Riss-, Schnitt- oder Kratzwunden aussehen?

Oberflächliche Wunden sollten mittels Wasser gereinigt werden. Bei großen Schürfwunden mit großer Verschmutzung sollte dies ggf. durch einen Arzt mittels Ausbürsten der Wunde geschehen. Auf einen Verband sollte man wenn möglich verzichten. Wenn ein Verband notwendig ist, dann ist ein antiseptischer Verband – ein Sprüh- oder Jodsalbenverband – zu bevorzugen.

2. Wie vermeidet man bei offenen Wunden am besten die Infektionsgefahr, die sich durch das Eindringen von Fremdkörpern und Keimen in die Wunde stellt?

Die Infektionsgefahr wird am besten durch das Auswaschen der Wunde verhindert bzw. in dem man die Wunde ausbluten lässt. Fremdkörper sollten soweit wie möglich entfernt werden, notfalls durch die Hilfe eines Arztes.

Weiterhin kann ein Desinfektionsspray oder eine antiseptische Creme angewendet werden um die Gefahr einer Infektion reduzieren. Sehr wichtig für eine unproblematische Heilung ohne Infektion ist, dass der Wunde Ruhe gegönnt wird. So sollte man mit einer frischen Wunde am Fuß nicht gleich am nächsten Tag am Marathon teilnehmen. Sehr häufig kommen beispielsweise Patienten mit eingewachsenen Fußnägeln zu mir in die Praxis, tragen enge Schuhe und wundern sich dann über Schmerzen und Entzündungen. Oder bei einer schmerzenden Wunde am Finger wird weiter am Computer gearbeitet.

3. Ist es besser, Verletzungen an der Luft trocknen zu lassen oder mit einem Pflaster abzudecken?

Alltägliche, oberflächliche Wunden sollten eher an der Luft trocknen und nicht abgedeckt werden. Denn unser Körper ist mit ca. 36 Grad Körpertemperatur eine Art Heizung von innen. Durch diese Wärme entsteht beim Heilungsprozess der Wunde das sogenannte Wundwasser. Wenn die Wunde durch einen Pflasterverband abgedeckt wird, kann das Wundwasser nicht abdunsten und es entsteht eine sogenannte ‚feuchte Kammer‘. Diese bietet optimale Bedingungen für bakterielles Wachstum. Um eine bakterielle Infektion zu vermeiden, sollten daher kleinere, oberflächliche Wunden möglichst an der Luft heilen. Bei Wunden an Gelenken sollte ggf. ein Verband mit antibiotischer und antiseptischer Creme verwendet werden.

Tiefe Wunden, z.B. Wunden nach einer Operation, sollten die erst Zeit mit einem festen Verband abgedeckt werden. Nach ca. 1 Woche, wenn die erste Wundheilung abgeschlossen ist, kann auch hier auf ein Pflaster verzichtet werden.

4. Was ist bei leichten Verbrennungen oder Verbrühungen (1. Grades) zu tun?

Bei kleinflächigeren Verbrennungen (nicht größer als Handinnenfläche) sollte die Wunde am besten sofort mit handwarmem Leitungswasser (nicht zu kalt) für ca. 20 Min. leicht gekühlt werden, um den Schmerz zu lindern und eine Ödembildung (Schwellung durch Wundwasserbildung) abzumildern. Denn durch das entstehende Wundödem werden An- und Abtransport von Sauerstoff zur und Abbauprodukten vom Ort der Schädigung erschwert. Dies geschieht indem das Ödem die kleinsten Blutgefäße zusammengedrückt und so die Versorgung weiterer Zellen gestört wird und somit die Wundfläche insgesamt größer wird. Die Kühlung ist daher sehr wichtig, um die Ödembildung abzumildern.

Bei Brandwunden oder Geschwüren kann es sehr sinnvoll sein, einen Verband, z.B. einen Hydrokolloidverband über einen längeren Zeitraum auf der Wunde zu belassen um so durch das entstehende feuchte Milieu die Wundheilung anzuregen.

5. Was gilt als eine Verbrennung 1. Grades und ab wann muss ich im Falle einer Verbrennung zum Arzt?

Als Verbrennung 1. Grades gilt jedwede Rötung nach einer Verbrennung oder Sonnen-, bzw. Lichtexposition. Sobald sich Blasen bilden handelt es sich um eine Verbrennung 2. Grades. Wenn die Rötung sehr intensiv und schmerzhaft ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auf jeden Fall ist ein Arztbesuch notwendig, wenn sich Blasen gebildet haben.

6. Es gibt spezielle Wund- und Brandcremes. Sind diese sinnvoll bzw. hilfreich?

Wund- und Brandcremes sind sinnvoll und hilfreich, wenn sie Wirkstoffe enthalten, die antibakteriell wirken und so einer Wundinfektion vorbeugen, wie z.B. Chlorhexidin. Zum anderen können Wirkstoffe wie Dexpanthenol die natürlichen Wundheilungskräfte der Haut unterstützen (beides enthalten in tetesept Wund + Brand Creme).

7. Was empfiehlt sich zur Behandlung eines leichten Sonnenbrandes?

Bei einem leichten Sonnenbrand haben sich After Sun Lotions als hilfreich erwiesen, die Vitaminzusätze A, C und E enthalten. Selbstverständlich sollte darüber hinaus die Sonne gemieden werden, bis sich die Haut erholt hat.

Vielen Dank Frau Dr. Reddington für die ausführlichen Informationen!.

Quelle: Merz Consumer Care GmbH

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