Ein Beitrag von Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Hand aufs Herz: Mit dem Prinzip „Masse vor Klasse“ lassen sich die Probleme in den Krankenhäusern nicht lösen. Vielmehr ist gerade die Masse das Problem: Sie treibt die Kliniken zunehmend in ein Hamsterrad. Und das läuft wie folgt: Viele Bundesländer kommen kaum noch ihren Investitionsverpflichtungen nach. Dadurch müssen sich die Kliniken stärker über ihre Leistungen finanzieren. Die kurzfristige Abhilfe wird jedoch schnell zum Bumerang. Dann nämlich, wenn viele Kliniken die gleiche Krankheitsgruppe behandeln und in der Folge uns die Vielzahl der Operationen medizinisch nicht erklärbar scheint.
Das Problem ist bekannt und Vorschläge gibt es viele. Die Schließung oder Umwandlung von unwirtschaftlichen Kliniken ist einer davon. Dieser Ansatz ist auch gut und richtig, nur löst er in dieser Form nicht das ganze Problem. Denn solange wir nur über Wirtschaftsfaktoren steuern, bekommen wir nicht das, was Patienten und Beitragszahler am Ende interessiert: Einen wirtschaftlichen Preis, aber auch die gute Qualität.
Was wir auf dem Weg von der Masse zur Klasse daher brauchen ist ein Mechanismus, mit dem nicht nur die Wirtschaftlichkeit gefördert, sondern auch gute Qualität belohnt und schlechte sanktioniert wird. Das von der Bundesregierung geplante Qualitätsinstitut und die Entwicklung verbindlicher Qualitätsstandards ist die Fortführung und Verstetigung einer guten Qualitätskultur. In einem nächsten Schritt muss man aus den Messungen der Behandlungsqualität von Kliniken jedoch auch Konsequenzen ziehen.
Doch wie sollen diese Konsequenzen aussehen?
Die Bundesregierung hat Abschläge bei wiederholten Qualitätsmängeln ins Spiel gebracht. Doch Abschläge verstärken nur das wirtschaftliche Hamsterrad. Mit der Gefahr einer weiter sinkenden Qualität. In solchen Fällen gilt es, konsequent zu bleiben und schlechte Leistungen komplett auszuschließen. Doch auch auf der anderen Seite sind Steuerungsinstrumente denkbar. Warum nicht ein System entwickeln, mit dem besonders gute Leistungen auch wirtschaftlich belohnt werden?
Freilich gibt es noch viele Fragen: Wie kann man die Bereitschaft der Länder fördern, wieder mehr Verantwortung für die Finanzierung zu tragen? Wer trifft am Ende die unliebsame Entscheidung über die Schließung einer Klinik? Wer wird künftig in welcher Form an der Krankenhausplanung beteiligt?
Unter der Überschrift „Qualität im Krankenhaus: Vom Messen zum Handeln“ wollen wir auf dem Hauptstadtkongress genau über diese Fragen diskutieren. Und dazu haben wir zahlreiche Experten eingeladen: Dr. Karsten Neumann, der beim IGES-Institut die vergleichende Studie zur Qualität in Krankenhäusern geleitet hat, Georg Baum, der seit 2006 Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft e. V. ist und Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, ein ausgewiesener Experte in der Versorgungsforschung.
Wir freuen uns, wenn sie sich am Donnerstag, dem 26. Juni von 09:00 bis 10:30 (Saal M 2) an der Diskussion beteiligen und sind natürlich auch gespannt auf Ihren Kommentar hier im Blog.
Ihre Ulrike Elsner