Mit dem Rollstuhl in den Fanblock: Ein Reiseführer für den barrierefreien Stadionbesuch

Bildquelle: Lupo / pixelio.de

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Viele deutsche Journalisten melden sich von der Fußball-WM in Brasilien – aber der querschnittsgelähmte Florian Hebbel hat einen ganz eigenen Blickwinkel. Aus der Rollstuhl-Perspektive berichtet er in seinem Blog nicht nur vom Geschehen auf dem Platz, sondern vor allem auch, wie er auf Rollen in den Flugzeugen, Hotels und Stadien zurechtkommt.Für das Spiel Deutschland gegen Portugal bekam Hebbel zum Beispiel ein dreiköpfiges Team bereitgestellt, das ihn zur Pressetribüne brachte – das ist natürlich mehr, als sich der gemeine Fußballfan mit Behinderung erhoffen kann.

Brasilien bleibt ohnehin auch für die meisten kerngesunden Fans ein Traum, aber schon das nächste Auswärtsspiel in der Bundesliga wird für Menschen mit Behinderung zur Herausforderung. Zwar haben die Vereine sich und ihre Stadien mittlerweile auf Barrierefreiheit umgestellt, doch für Menschen mit allen Arten von körperlichen Behinderungen ist der Planungsaufwand immer noch enorm. Welche öffentlichen Verkehrsmittel kann ich nehmen? Wo ist der richtige Eingang für Rollstuhlfahrer? Wie bekomme ich als Sehbehinderter am meisten vom Spiel mit?

Antworten auf überlebenswichtige Fragen

Um auf eben diese Fragen leicht zugängliche Antworten zu geben, hat die gemeinnützige Bundesliga-Stiftung den Online-Reiseführer Barrierefrei ins Stadion zusammengestellt. Die Homepage selbst ist konsequenterweise barrierefrei gestaltet, also komplett in Textform formatiert, sodass zum Beispiel Sehbehinderte sich den Inhalt mit der entsprechenden Software vorlesen lassen können.

Bildquelle: GabiS / pixelio.de

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Interessierte können sich hier durch die Stadien aller Vereine der ersten, zweiten und dritten Bundesliga klicken. Der Reiseführer hat die wichtigen Fakten für Menschen mit körperlichen Behinderungen zusammengetragen: wie viele Plätze es jeweils für Rollstuhlfahrer und Sehbehinderte gibt, was sie kosten und wie sie dorthin gelangen – inklusive eigens erstellter Übersichtskarten und Links auf einen Kartendienst für Rollstuhlfahrer. Es gibt Informationen zu den Behindertentoiletten, besonderer Ausstattung wie Kopfhörer für Sehbehinderte, der behindertengerechten Anreise und nicht zuletzt die Kontaktdaten der Behindertenfanbeauftragten.

Besonderer Service: Shuttle-Bus und Regencapes

Unter der Kategorie „Besonderer Service“ hat die Stiftung auch einige Geheimtipps ausgegraben. Der FC Bayern München veranstaltet zum Beispiel zwei Mal die Woche eine „Handicapped-Tour“ für Rollstuhlfahrer durch die Allianz Arena. In Frankfurt fahren Shuttle-Busse die Behinderten sicher über das Stadiongelände. Und auf St. Pauli werden Regencapes gegen das Hamburger Schietwetter verteilt.

Ob im norddeutschen Nieselregen oder unter der brasilianischen Sonne – „barrierefrei“ bedeutet nicht, dass alle Hürden verschwinden. Aber sie können überwindbar gemacht werden, wenn die Organisation im Vorfeld stimmt und die entsprechenden Angebote da sind. Liest man sich den barrierefreien Reiseführer durch, scheinen die großen Fußballclubs zumindest Rollstuhlfahrern und Sehbehinderten hier schon einige Möglichkeiten zu bieten.

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