Ein Jahr nach seiner Nierentransplantation zieht mein Nachbarblogger Lars Fischer eine Zwischenbilanz
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Quo vadis…?
Heute abend 18.30 in einem mittelgroßen deutschen Supermarkt.
Doc Blog steht bewaffnet mit Pizza und Parmesan an der Kasse. Vor mir ein Mann, ca. Mitte 40, nicht wirklich gepflegt aussehend. Dabei ein kleiner Junge, ca. 8 oder 9 Jahre alt, offensichtlich sein Sohn, zumindest gut bekannt mit dem Mann.
Der Junge deutet auf die verschiedenen Artikel an der Auslage, zeigt auf Schokolade und Kaugummis, möchte aber nichts davon haben. Dabei wird er von dem Mann “geneckt”, m. E. recht laut und distanzlos, aber der Junge hatte seinen Spaß.
Dann nahm der Mann eine kleine Flasche Korn aus dem obersten Regal, legte sie aufs Band und meinte: “Das können wir ja auch nochmal mitnehmen.”
Junge: “Wie heißt das?”
M: “Berentzen.”
J: “Heißt das wirklich Berentzen?”
M: “Berentzen oder so. Da gibt es viele Namen. Nenn es Steckrüben. Sag’ Mama, ich habe Steckrüben gekauft. Haha…” (War natürlich ein Noname Produkt)
J: “Steckrüben? Das sind keine Steckrüben.”
M: “Kannste Mama aber sagen.”
J: “Hmm. Das ist Bier!”
M: “Das ist doch kein Bier, das ist… Hustensaft.”
J: “Haha, das ist doch kein Hustensaft.”
M: “Doch, natürlich, kannst Du mir glauben.”
J: “Dann gib mir, ich habe auch Husten.” (Und hustete recht überzeugend).
Der Vater wies seinen Sohn dann an, den Geldschein der Kassierin zu geben, nahm noch Filter oder sowas für Zigaretten mit (war ziemlich billig) und dann war ich dran.
Ich sah beim Rausgehen aus dem Laden noch, wie die beiden zu ihren Fahrrädern gingen und die Sache war für mich erledigt. (Dachte noch, gut, immerhin fährt er kein Auto.)
Aber dann, an der ersten Ampel, da wartete der Junge auf seinem Fahrrad auf grün, der Vater stand, das Fahrrad zwischen den Beinen und kippte sich den Korn rein! 18.45 Uhr ! Während der Sohn (?) dabei war! Am hellichten Tag und in der Öffentlichkeit. Und warf die leere Pulle dann an die Hauswand…
Also, da fehlen mir echt die Worte.
Dieser arme Junge, der zugegeben nicht besonders gewitzt klang, aber hey, wen wundert das? Was sind das wohl für Bedingungen, unter denen der aufwachsen muss? Kenne weder ihn noch seine Familie, obwohl der Laden direkt in der Nähe meines Hauses liegt und in der Klinik waren die beiden in meinem Dienst auch noch nicht.
Aber rückblickend war der Vater (?) im Laden wohl schon betrunken, was die distanzlose Art erklärt. Er scheint Alkohol gewöhnt zu sein, was die noch recht beherrschte Art erklärt.
Ich möchte hier keine Diskussion über Alkoholabhängige und wie diese zu behandeln sind anzetteln. Dafür bin ich gewiß nicht kompetent genug.
Ich bin einfach aufrichtig schockiert und traurig, denn nach dem kurzen Einblick in sein Leben, habe ich das Gefühl, daß dieser Junge bereits im Spiel des Lebens verloren hat, bevor es für ihn wirklich angefangen hat. Ich will nicht sagen, daß er von seinen Eltern nicht geliebt wird oder ähnliches. Es geht mir um die Vermittlung von Werten, Normen und Bildung.
Meine Kinder wachsen zweisprachig auf, weil ich die Möglichkeiten dazu habe. Das ist schön und gut (hoffe ich), aber sicher nicht von jedem zu erwarten. Im Gegenteil, viel mehr läuft doch über Reden, Erzählen, (Vor)Lesen, Spielen etc. Wieviel Zeit hat wohl der Vater für diese wichtigsten Aktivitäten, ja Pflichten eines Elternteils? Wenn er um 18.45 sich wortwörtlich schon einen “hinter die Binde kippt”?
Vielleicht liege ich mit meinen ganzen Befürchtungen auch vollkommen daneben, und alles ist gut. Aber diese so kurze Episode hat mich doch sehr zum Nachdenken gebracht.
All das ist ja in Deutschland zur Zeit Thema: Alkohol (auch bei Jugendlichen), soziale Kompetenz, Pisa, G8, Reformierung der Studiengänge, Kinder im sozialen Abseits etc.
Deshalb die Frage “Quo vadis”? Quo vadis, puer? Quo vadis, pater? Quo vadis, societas?
Als Arzt sieht man diese Art von Problemen ja allzuoft, und in 90% der Fälle kann man daran nichts ändern. Kann nicht in bestehende Strukturen eingreifen, so auch hier. Trotzdem fühle ich mich schlecht, weil ich keine Chance habe, für den Jungen etwas zu ändern.
Doc Blog
Wahnsinnswoche 2020:51
In dieser Woche 165 Patientenkontakte und 11 Terminausfälle. Ich habe erst in 12-16 Wochen wieder freie Termine. Die Praxis ist nach wie vor völlig überfüllt und gleichzeitig ist die Zahl der Anfragen per Telefon, SMS, Fax und Mail exponentiell angestiegen. Es kann also sein, dass ich ein paar Tage brauche, um alles abzuarbeiten.
Paranoia-Futter: “Perfectly timed read-write operations to a computer’s RAM card can make the card’s memory bus emit electromagnetic waves consistent with a weak Wi-Fi signal. This signal can then be picked up by anything with a Wi-Fi antenna in the proximity of an air-gapped system.”
Aber keine Angst: das betrifft nur die Hochsicherheitstrakte von Staaten, Konzernen und anderen Geheimnisträgern (die davon abgesehen sowieso in Faraday’schen Käfigen hausen). Sie und ich dürften kaum davon befallen werden, weil wir viel zu uninteressant sind und sowieso ständig am Netz hängen.
Und wieder zeigen sich gravierende Sicherheitsprobleme bei der telematischen Infrastruktur (TI) des deutschen Gesundheitssystems.
Schutzvorkehrungen von Kartenterminals in Arztpraxen halten Angreifer nicht lange auf.
Your critical infrastructure bug won’t be fixed and this is why.
Die elektronische Patientenakte (ePA) bietet nach Auffassung der Verbraucherkommission des Landes Baden-Württemberg mehr Risiken als Chancen (aend 18.12.2020 – paywall; habe leider keinen Link zur Quelle gefunden).
Wer bekommt im Krankenhaus die Corona-Impfung zuerst? Pflegepersonal und Ärzte, sollte man meinen. Falsch: die Manager. Und warum? Ein Softwareproblem. Der Algorithmus hat versagt. Ich dachte immer, Software wird von Menschen programmiert… hier war es offensichtlich ein Virus.
Facing angry doctors, Stanford official tries to explain why vaccine went to others instead.
The algorithm “clearly didn’t work,” he says, as doctors boo + accuse him of lying.
“Algorithms suck!” shouts one protester. “Fuck the algorithm,” says another. (video via tipster) pic.twitter.com/0ScNFeceLx
— Dan Diamond (@ddiamond) December 19, 2020
I have been scratching my head on how to make mRNA vaccines more understandable. Here’s an attempt though it’s not a perfect metaphor:
mRNA vaccines are like a musical score sheet w instructions to play only one distinct part of song (one protein found on surface of the virus).
— Dr. Nahid Bhadelia (@BhadeliaMD) December 14, 2020
New SARS_CoV_2 virus strain update. TL;DR – there is something to understand more, and it looks like the virus has tweaked its biology at least on transmissibility; Public health, scientists + surveillance systems are on it.
— Ewan Birney (@ewanbirney) December 19, 2020
Ein #Thread dazu wie wenig Politiker von dem, was in der #COVID19at Pandemie eigentlich epidemiologisch passiert,verstehen. Und wie gefährlich das ist. Diese Woche bei #politiklive saß @rudi_anschober bei @IngridThurnher im Interview. Einer der erhellendsten Momente folgt hier:?? pic.twitter.com/FHwPaoPH3W
— Legalitätsprinzip (@art18bvg) December 18, 2020
People Born Blind Are Mysteriously Protected From Schizophrenia.
Milton’s theory of ‘double empathy’ proposes that Autistic people do not lack empathy. Milton argues that Autistic people experience the world and express emotions differently to non-autistic people.
Milton’s ‘double empathy problem’: A summary for non-academics. Dr Melanie Heyworth, reframing autism 17.12.2020
Soulfood: The Teardrop Explodes: Poppies In The Field
liebe zahnärzte …
… es mag ja in euren leitlinien eine neue empfehlung zu sein, auch kindern die benutzung von kaugummis zur zahnpflege anzuraten, aber: dann sollte man bitte auch vermitteln, dass das dann auch zuckerfreie, nur xylitol-haltige sein sollten, und – vor allem: dass kaugummis auch als „kleinteile unter drei jahren“ zu werten sind. o-ton des konsiliarius-hno […]