Wer gesundheitsbezogene Daten sammelt (self-tracking) gewinnt möglicherweise eine bessere Übersicht über den eigenen Lebensstil bzw. potentielle Schwachstellen oder Gesundheitsrisiken und kann so die eigene Gesundheitsvorsorge besser steuern. Wer für die Kontrolle der persönlichen Gesundheitsdaten (Ernährungs-, Bewegungs-, Schlafprofile) von seiner Krankenversicherung belohnt werden will, z. B. in Form von Bonusvorteilen, gehört sehr wahrscheinlich zu den gesundheitsbewußteren Versicherten unter den Smartphone-Nutzern, die sozial und damit wahrscheinlich auch gesundheitlich bevorzugt sind. Sie können sich großzügig von ihrer Krankenkassen in die Karten blicken lassen, sie haben nichts zu verbergen und greifen, dank smarter App-Unterstützung, gerne finanzielle Vorteile ab.
Ins Hintertreffen geraten die sozial und damit auch häufig gesundheitlich benachteiligten Versicherten. Wenn ihre “Versäumnisse” app-gestützt schwarz-auf-weiß dokumentiert sind, verlieren sie nicht nur den Anspruch auf einen Bonus, sondern fürchten vielleicht sogar Sanktionen? Keine Angst: Kassen dürfen die persönlichen Gesundheitsprofile ihrer Versicherten selbstverständlich nicht auswerten. Nur woher wissen sie dann, ob sich diese gesundheitsförderlich verhalten und Bonus-berechtigt sind?
Quelle: Interview von ÖKO-Test mit Professor Viviane Scherenberg, Dekanin des Fachbereichs Prävention und Gesundheitsförderung an der Apollon-Hochschule der Gesundheitswirtschaft.