Wie funktionieren eigentlich Zahnimplantate?

Bildquelle: Thommy Weiss / pixelio.de

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Mit weit aufgerissenem Mund jubeln wenn ein Toooooooor fällt – für Menschen denen Zähne fehlen undenkbar. Sie schämen sich und möchten das ästhetische Manko verbergen. Aber Zahnlücken sehen nicht nur unschön aus, sie können auch gesundheitliche Probleme verursachen. Wie Zahnimplantate dann helfen können und worauf es dabei ankommt erklärt PD Dr. med. dent. Sönke Harder:

Wenn Patienten durch altersbedingte Krankheiten wie Karies oder Parodontitis die ersten Zähne verloren haben, empfehlen ihnen Zahnärzte meistens, die Lücke schnell zu behandeln. Dabei sind nicht nur ästhetische Gründe ausschlaggebend. Es gibt auch viele medizinische Gründe, die dafür sprechen, sie mit einem Zahnimplantat zu füllen, zum Beispiel die Wanderung der restlichen Zähne.

Zahnimplantate erfüllen unterschiedliche Funktionen. Hauptsächlich ersetzen sie den verloren gegangenen Zahn, um die Kaufunktion und die Ästhetik eines natürlichen Gebisses wiederherzustellen. Aber auch, wenn der Zahnarzt eine herausnehmbare Prothese einsetzt, spricht vieles dafür, sie mit einem Implantat zu unterstützen. Das Implantat sorgt dafür, dass der Kieferknochen sich nicht zurückbildet und die Prothese fester sitzt. Wir brauchen unseren Kiefer nämlich nicht nur zum Sprechen und Essen, sondern auch, um unsere Gesundheit zu bewahren. Bildet sich der Kiefer zurück und wandern die Zähne in die Lücken, riskieren die Patienten Folgeschäden wie Kieferschmerzen, Nackenverspannungen und weitere Zahnverluste.

Die Implantat-Therapie zählt mit 95%-98% Einheilquote zu den zuverlässigsten Methoden der Zahnmedizin. Das Implantat im Kiefer ist anschließend wieder so belastbar wie ein Zahn des natürlichen Gebisses. Fünfzig Prozent aller Versorgungen halten 20 Jahre und mehr. Das liegt daran, dass sie nicht nur die (medizinische) Funktion echter Zahnwurzeln erfüllen, sondern auch aus lange haltbaren Materialien bestehen. Wie ein gutes Werkzeug eben.

Die gängigen Materialien für Implantate sind Titan oder Keramik, genauer gesagt Zirkondioxidkeramik. Beide Materialien sind in der Lage, eine dauerhafte Verbindung zwischen Implantat und Kieferknochen herzustellen. Titan ist allerdings mit fast 99% aller weltweit verwendeten Implantatmaterialien die klare Nummer eins.

Der Aufbau eines Zahnimplantats

Die meisten kennen nur den sichtbaren Teil des Zahnimplantats, nämlich den künstlichen Zahn, der einen verloren gegangenen ersetzt. Zum Zahnimplantat gehört aber nicht nur der künstlichen Zahn, sondern auch die Schraube und das Zwischenelement, die dafür sorgen, dass die Krone fest mit dem Kiefer verbunden ist.

Die Implantatschraube selbst wird in den Kiefer gesetzt, um die alte Zahnwurzel zu ersetzen. Obwohl sie die Funktion der Wurzel nachahmt, sieht sie nicht wie eine aus, sondern ähnelt eher einer Schraube. Sie ist das eigentliche Implantat, weil sie dafür sorgt, dass der künstliche Zahn stabil im Kiefer verankert ist – auch dann, wenn er hohen Belastungen ausgesetzt ist.

Auf dem Implantat befindet sich ein Zwischenelement, das die Implantatschraube mit dem eigentlichen Zahnersatz verbindet: Meistens ist das eine Krone. Es kann aber auch eine Brücke oder Prothese sein.

Voraussetzungen und Behandlungsplan

Damit der Arzt ein Implantat einsetzen kann, muss das Volumen des Kieferknochens noch groß genug sein. Falls nicht, muss er den Kieferknochen durch einen chirurgischen Eingriff aufbauen (Knochenaufbau). Stimmen die Voraussetzungen, beginnt der Arzt damit, die drei Bestandteile des Implantats – Schraube, Zwischenelement und Krone – schrittweise einzusetzen. Da sich der Kiefer erst an das neue Element gewöhnen muss, reicht eine Sitzung dafür nicht aus. Es sind insgesamt meistens 3-4 Sitzungen mit einem Abstand von mehreren Wochen, bis zu 6 Monaten bei komplizierten Implantationen, nötig.

Der allgemeine Behandlungsplan sieht folgende Behandlungsphasen vor:

  1. Der Arzt setzt das Zahnimplantat in einem chirurgischen Eingriff unter lokaler Betäubung ein. Dafür öffnet er ein kleines Stück der Mundschleimhaut, bohrt eine Öffnung in den Kiefer und bringt darin das Implantat ein.
  2. Während einer Ruhephase von 3 (im Unterkiefer) beziehungsweise 6 Monaten (im Oberkiefer) heilt das Implantat, vom Zahnfleisch geschützt, in den Kiefer ein.
  3. Der Arzt legt das Implantat mit einem neuen Schnitt frei und setzt das Verbindungsstück ein, auf dem er den Zahnersatz befestigt.

Es kann bis zu 6 Monate dauern, bis die Behandlung abgeschlossen ist. Aber der Aufwand lohnt sich, denn: Der künstliche Zahn ist optisch meistens nicht mehr von einem natürlichen Zahn zu unterscheiden.

Sichere Implantatversorgung mit Leitlinie

Es gilt als sicher, dass Zahnimplantate im Unterkiefer nach 3 und im Oberkiefer nach 6 Monaten eingeheilt sind und dass sie danach sofort belastet werden dürfen. Welcher Therapieplan am geeignetsten dafür ist, etwaige Entzündungen zu behandeln sollte aber immer individuell abgesprochen werden.

Fachvertreter erarbeiten daher unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Implantologie e.V. (DGI) gerade Leitlinien zu wichtigen Fragen auf dem Gebiet der Implantatbehandlung. Eine Leitlinie käme den Patienten direkt zugute. Auch deswegen, weil der Arzt die Behandlungsmethode gegenüber dem Kostenträger mit ihr besser begründen kann.

Wissenschaftlich fundierte weiterführende Informationen erhalten Patienten bei der Bundeszahnärztekammer, im Zahnimplantate Infoportal der Deutschen Gesellschaft für Implantologie sowie im Implantateratgeber 2014.

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