Die Apotheke als Notaufnahme …

Kommentar von gerade vorhin:

Jetzt bist Du auch noch Notaufnahme 🙂

Das bin ich schon länger … ihr habt ja keine Ahnung. Ich weiss nicht, ob das in anderen Apotheken auch so ist, aber … hier mal ein Überblick, was ich alleine letzten Monat so alles hatte in der Apotheke:

Bauarbeiter, dem ein Backstein auf den Kopf gefallen ist. Das hört sich schlimmer an, als es war: es stellte sich einfach als eine 1cm Platzwunde auf der Kopfhaut heraus, die höllisch blutete (tun die meistens). Druckverband gemacht und ins Spital geschickt zum Nähen und für die Tetanus-Spritze.

Jüngere Dame mit Schwindel und hyperventilierend. Hingesetzt und einen Plastiksack zum reinatmen gegeben, sowie Traubenzucker und etwas zu trinken. Blutdruck okay – und es wurde rasch besser mit dem Plastiksack-atmen. Vermutlich eine kleine Panikatacke – wofür auch spricht, dass sie nach eigener Aussage vom Arzt schon Beruhigungsmittel bekommen hat. Sie ging, nachdem sie sich bei uns erholt hat selbständig wieder nach Hause.

Handwerker, der sich mit der Kreissäge in den Daumen gesägt hat. Zum Glück nicht wirklich tief und geblutet hat es auch nicht mehr (das wurde wohl gleich kauterisiert). Gründlichst desinfiziert, verbunden und ihm gesagt, er soll das sauber und geschlossen halten mit regelmässigem Verbandswechsel und beobachten. Falls es anfängt mehr zu schmerzen oder rot wird, sofort zum Arzt. Der hier hatte eine Tetanusspritze gemacht bei seinem Unfall vor einem Jahr …

Ältere Dame mit von Sturz förmlich zerfetztem Unterarm. Die Haut (bei älteren eh’ schon dünner und reisst eher) hing in diversesten Fetzen und sie blutete stark: Blutverdünner. Ich habe den groben Dreck entfernt und steril abgedeckt bis die Sanität kam um sie ins Spital zu bringen.

Der nette Tourist, der sich am kaputten Regenschirm geschnitten hat. Verbunden und Pflaster / Desinfektionsmittel verkauft.

Mittelalte Dame mit diffusen Beschwerden (“fühle mich einfach nicht wohl”) und Schwindel, will Blutdruck messen. Der ist viel (!) zu hoch: über 190. Ins Spital geschickt, auch weil ihr Hautarzt momentan in den Ferien ist und sie (wirklich!) gleich gehen soll das zeigen.

Da waren noch mehr, aber das sind nur die, die mir grad einfallen. Daneben natürlich noch die üblichen kleineren Beschwerden, Erkältungen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Durchfall nach Reisen, Durchfall ohne Reisen etc.

An der Stelle noch ein Hinweis auf den letzten Artikel in 3min: Hausarzt gesucht? Nein, neue Modelle sind gefragt.

 Dabei wäre doch zum Beispiel ein Gesundheitszentrum mit Apotheke und angeschlossener Hausarztpraxis eine vernünftige Lösung. Davon würden beide profitieren. Die räumliche Nähe erlaubt eine enge Zusammenarbeit bei der Betreuung der Patienten. Die Apotheke weist dem Arzt die Fälle zu, die die Kompetenz des Apothekers übersteigen, und der Arzt überlässt der Apotheke die Medikation. Wetten, dass die Apotheke bei einem solchen Zusammenschluss eine wesentliche Entlastung für den Hausarzt bringt. Sie könnte zum Beispiel – warum nicht? – Arzttermine vereinbaren und erste Massnahmen wie Schmerzlinderung, Wundversorgung und ähnliches einleiten, bis der Arzt wieder da ist. Es kommt ja nicht jeder mit dem Kopf unter dem Arm. Nach einer Erstbetreuung können mit Sicherheit die meisten Patienten auch mal ein paar Stunden oder einen Tag auf die ärztliche Untersuchung warten. Ausserdem wäre durch die enge Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker letzterer viel besser informiert und könnte besser abschätzen, ob das Haus in Vollbrand steht oder der Feuerlöscher genügt.

Ja … siehe oben. Das wäre vielleicht wirklich etwas für die Arztpraxen / Apotheken auf dem Land.

Tagged: Apotheke, Arzt, Patient, Spital

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