Erfolgreiche Zusammenarbeit: Die Universitätskliniken Aachen und Maastricht erneuern ihre Kooperationsvereinbarung

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Dr. Silke Theisen ist Gesundheitsökonomin und promovierte an der Universität zu Köln. Sie ist Leiterin der Stabsstelle Zentrales Projektmanagement in der Uniklinik RWTH Aachen. Als examinierte Krankenschwester arbeitete sie außerdem auf einer Neurochirurgischen Intensivstation.

 

Zwei Unikliniken, 30 km voneinander entfernt. Dazwischen liegt die deutsch-niederländische Landesgrenze. Grenzen sind dazu da, überwunden zu werden, dachten sich bereits Ende der 90-er Jahre die Vorstände der Unikliniken in Aachen und Maastricht und starteten Kooperationsprojekte. Das war lange bevor die EU die „Richtlinie 2011/24/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. März 2011 über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung“ auf den Weg brachte. 2004 wurde die Zusammenarbeit im Landtag von Maastricht in einem Kooperationsvertrag besiegelt. Zehn Jahre nach der ersten offiziellen Zusammenarbeit erneuerten die Universitätskliniken in Aachen und Maastricht jetzt ihre Kooperationsvereinbarung.

Die Zusammenarbeit hat in puncto Versorgung, Forschung und Lehre in den letzten Jahren zahlreiche Früchte getragen: In den Bereichen Gefäßchirurgie und Nuklearmedizin wurden gemeinsame Lehrstühle und eine standortübergreifende Versorgung implementiert. Der Aachener Chefarzt ist also auch der Maastrichter Chefarzt und umgekehrt. In der Gefäßchirurgie sind die OPs und Büros mittels moderner Medien und grenzüberschreitend akustisch und visuell vernetzt. Neurophysiologische Messungen, die bei komplexen gefäßchirurgischen Operationen Komplikation vermeiden helfen, finden am Patienten im OP in Aachen statt und werden via „virtual private network“ in die Niederlande übertragen und dort befundet. In der Traumatologie und Schwerstverletztenversorgung ist die Uniklinik Maastricht Mitglied des deutschen TraumaNetzwerk® EURegio Aachen. Neben der Aachener Uniklinik sind die Maastrichter als zweites Haus der höchsten Versorgungsstufe in die Notfallversorgung der Menschen im Grenzgebiet eingebunden. Ein weiteres Beispiel der Zusammenarbeit ist die Behandlung von schweren Leber- und Pankreaserkrankungen. Der Weg nach Aachen ist für niederländische Patienten, die lebertransplantiert werden müssen, kürzer als zu einem entsprechenden Zentrum in den Niederlanden. Im Bereich der Gastroenterologie entwickeln Mediziner aus Aachen und Maastricht in einem EU-geförderten Forschungsverbund neue Therapieansätze für chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Die Beispiele zeigen, wie Einwohner von Grenzregionen unmittelbar von dem häufig abstrakten Gebilde „Europa“ profitieren. Die Vorstände beider Häuser möchten den bestehenden Austausch daher auch auf weitere Felder ausdehnen. Im Fokus stehen neben den bekannten Themen, wie Intensivierung der Zusammenarbeit im Rahmen des Leberzentrums, künftig beispielsweise auch die Erforschung und Behandlung sogenannter seltener Erkrankungen. Prof. Dr. med. Thomas Ittel, Vorstandsvorsitzender der Uniklinik Aachen, sagt dazu: „Fortschritte in der Medizin sind immer ein Ergebnis von Kooperationen – zwischen Forschenden, Disziplinen, Kliniken und Abteilungen oder zwischen Krankenhäusern selbst. Kooperationen sind kein Selbstzweck, wir orientieren uns an der Maxime ‘form follows function’. Die euregionale Kooperation beider Standorte hat sich in den letzten Jahren zum nachhaltigen Vorteil der Patienten und beider Standorte kontinuierlich durch eine Vielzahl von Projekten in Versorgung und Forschung intensiviert. Wir schaffen mit der Fortschreibung der Kooperation nun einen formalen Rahmen, um diese Entwicklungen weiter zu fundieren und zu befördern.“

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