Sie sind traurig, gar nicht ansprechbar oder machen Versprechungen, die sie nicht halten können. Für Kinder ist das Verhalten psychisch kranker Eltern oft schwer zu verstehen. Wenn die Mutter oder der Vater in sich gekehrt, wütend oder verzweifelt ist, suchen Kinder nach Erklärungen – und finden diese dann häufig bei sich selbst. Sie glauben dann, sie hätten etwas falsch gemacht und trügen die Schuld an dem Gemütszustand von Mutter oder Vater.
Damit Kinder die seelische Notlage eines Familienmitgliedes nicht auf sich selbst beziehen, brauchen sie anschauliche Erklärungen. Diese liefert der BALANCE buch + medien verlag mit der Buchreihe „kids in BALANCE“. Die Vorlese-Geschichten für Kinder der Altersklasse drei bis sechs Jahre machen verschiedene psychische Erkrankungen kindgerecht begreifbar. Vor allem zu den Themen Magersucht, Borderline und ADHS finden sich auf dem Markt nur wenige vergleichbaren Bücher für das Vorschulalter. Doch gerade bei Kindern dieses Alters ist es wichtig, ihnen die seelische Notlage eines Familienmitgliedes verständlich nahezubringen.
Als die Bücher der Reihe „kids in BALANCE“ bei uns im Hause ankamen, waren wir alle sofort begeistert. Es ist bemerkenswert, wie es den Autoren gelingt, so schwierige Themen wie Borderline oder Magersucht kindgerecht zu erklären. Die Vergleiche in den einfühlsamen Geschichten machen es Kindern möglich, die komplexen psychischen Krankheiten zu verstehen. Das Buch „Mama, Mia und das Schleuderprogramm“ etwa erklärt das Borderline-Syndrom. Die Geschichte handelt von der kleinen Mia, deren Mutter von dieser Erkrankung betroffen ist. Mia macht sich große Sorgen um ihre Mama, die oft traurig ist und sich seltsam verhält. In der Schilderung der Gefühle des kleinen Mädchens können sich Kinder in ähnlichen Situationen wiederfinden. Anhand eines Vergleichs wird die Krankheit veranschaulicht: „Bei deiner Mama wirbeln ganz viele Gefühle und Gedanken, Ängste und Wünsche in ihr herum. So wie bei einer Waschmaschine. Erst wenn die Waschmaschine still steht, kann man die einzelnen Teile auseinander halten, sortieren und auf die Leine hängen. So ist das mit den Gefühlen auch. Jedenfalls bei der Krankheit, die deine Mama hat.“ Die liebevollen und detailreichen Illustrationen des Buches machen die Empfindungen des kleinen Mädchens sichtbar und tragen so zusätzlich dazu bei, Kindern eine Vorstellung davon zu vermitteln, was bei der Krankheit Borderline in ihren Eltern vor sich geht.
Die Geschichte „Mamas Monster – Was ist nur mit Mama los?“ findet einen ebenso anschaulichen Weg, eine Depression näherzubringen. Die kleine Rike glaubt, sie sei schuld an der Traurigkeit ihrer Mutter – bis diese ihr erklärt, was eine Depression ist: „Mein Schatz, da ist etwas, das macht, dass ich so müde und nicht mehr fröhlich bin“, sagt die Mama. „Ist das so etwas wie ein Monster, Mama?“ „Ja, so ungefähr. Es heißt Depression. Es klaut mir meine Gefühle und macht mich schlapp. Der Arzt für Gefühle hilft mit, das Monster zu finden.“ Das Buch verleiht der Krankheit mit dem Depressionsmonster ein Gesicht und macht sie so für Kinder begreifbar. Zudemmachtdie Geschichte, wie alle anderen Bücher der Reihe, Hoffnung auf Besserung und zeigt den Kindern: Es gibt Hilfe für deine Mama oder deinen Papa. Eine weitere Botschaft, die die Erzählungen gemein haben: Auch wenn Mama, Papa oder ein anderes Familienmitglied sich plötzlich seltsam verhält, du trägst keine Schuld daran und wirst genauso geliebt wie zuvor. Es ist überaus wichtig, Kinder in der Situation, in der ein Familienmitglied psychisch erkrankt, nicht allein zu lassen mit ihren Ängsten, Fragen und Wünschen. Denn Kinder spüren, wenn etwas mit ihren Eltern oder Geschwistern nicht stimmt und suchen nach Gründen dafür.
Es ist uns wichtig, dass Kinder als Betroffene wahrgenommen werden und wir möchten die Werke der Reihe „kids in BALANCE“ all denen ans Herz legen, deren Familie betroffen ist oder die mit betroffenen Kindern arbeiten.
Neben den Büchern „Mama, Mia und das Schleuderprogramm“ und „Mamas Monster – Was ist nur mit Mama los?“ hat die Stiftung Gesundheit „Eine Tütü-Torte für Elise“ (Thema Magersucht) und „Mein großer Bruder Matti” (Thema ADHS) zertifiziert.
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