(P. Köhler) Gut, wir betreiben eine Mammographieeinheit im Auftrag des Screening-Programmes und sind vermutlich nicht neutral. Und ich bin als Befunder zertifiziert. Aber dennoch sei mir die Frage gestattet: warum schweigen die Frauen in der aktuellen Debatte? Landfrauenverband, Deutscher Frauenrat e.V., Ärztinnenbund, Courage, LISA?
Soll das ohne die Stimmen der Frauen diskutiert und entschieden werden?
Immerhin war es doch die politische Arbeit dieser Frauenverbände, die 2002 den Bundestag veranlasste, auch für Deutschland ein qualitätsgesichertes strukturiertes Screeningprogramm zu beschliessen. Die nationale Kooperationsgemeinschaft in Berlin, fünf Referenzzentren, 90 Screeningeinheiten wurden dann aufgebaut; tausende von MTRA und Ärzten wurden eingestellt und seither jährlich überprüft – alles für die Gesundheit der Frauen.
Jede einzelne Vorgabe des Gesetzgebers hat das Screening-Programm seither eingehalten: Die Zahl der entdeckten Tumore, der Anteil von Frühkarzinomen, die Häufigkeit von nicht entdeckten Intervallkarzinomen – alle Ergebnisse entsprechen den Erwartungen oder haben sie sogar übertroffen.
Wir in Konstanz haben seit 2007 durchschnittlich ein Karzinom pro Screeningwoche gefunden, das macht insgesamt 380 Konstanzerinnnen, von denen jede vierte nur durch ihre Teilnahme am Screening überlebt hat – über 90 gerettete Leben!
Darauf sind wir stolz! – Es ist mir ein Rätsel, warum es keinen Aufschrei gibt, wenn einige emeritierte Professoren und nicht am Screening beteiligte Ärzte (überwiegend Männer!) nun feststellen, das diese geretteten Leben zu teuer, und die "Belastung" der Frauen durch das Verfahren zu hoch sei. Wir sollen es aufgeben, zum grauen Screening zurückkehren, und das eingesetzte Geld wieder dem allgemeinen Gesundheitstopf zuführen.
Vorsorge kostet Geld, und auch Nerven – zweifellos. So wie der Sicherheitsgurt Ängste verursachte und Sturzhelme für Fahrradfahrer "lebensgefährlich" waren, so hat noch jede sinnvolle Vorbeugungsmaßnahme irrationale Gegner gehabt. Es war eine politische Entscheidung, sie trotzdem einzuführen, basierend auf der besten möglichen wissenschaftlichen Evidenz.
Frauen: Wollt ihr das nicht selbst entscheiden? Sie selbst, und nur Sie, können wissen, ob die Möglichkeit einer Überdiagnose und die mit dem Screening verbundenen Unannehmlichkeiten schwerer wiegen als die verbesserte Überlebenschance im Ernstfall. Die Informationen der KoopG könnten eindeutiger und ehrlicher nicht sein. Alle Fakten liegen auf dem Tisch. Lesen Sie, und entscheiden Sie selbst!
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