Für ein erfolgreiches interdisziplinäres Team – braucht man richtige Experten! Interdisziplinarität wird als das Überschreiten von Disziplin-Grenzen definiert, und zwar mit dem Ziel etwas Neues zu schaffen, beispielsweise ein Forschungsprojekt, das auf die Methoden der Biologie, der Chemie und der Physik zurückgreift. Das Beispiel beschreibt recht treffend die Arbeit von Hartmut Michel, Johann Deisenhofer und […]
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Unter-Zucker
Eines ist uns aus dem Studium über Diabetes in Erinnerung geblieben: Sowohl Zuckermangel als auch Überzuckerung können Verwirrung und Bewußtlosigkeit verursachen.
Daß aber beide Extreme, Über- und Unterzuckerung, ganz unterschiedliche Verläufe und Krankheitsbilder bedingen, fällt uns erst dann wieder auf, wenn wir die ersten Patienten mit Hyp-O-glycämie erlebt haben.
Er war alt, dürr und mürrisch. Seine Frau hatte den Notarzt gerufen, weil er Anzeichen der Unterzuckerung gezeigt hatte. Sie hatte mit guten Worten und Marmeladenbrot versucht, seinen Zucker anzuheben. Doch es hatte nicht geholfen. Er weigerte sich. War mürrisch und störrisch. So saß er am Küchentisch vor seinem Marmeladenbrot als der Notarzt eintraf. “Scheren Sie sich zum Teufel! Was wollen Sie von mir? Raus aus meiner Wohnung!” knurrte der alte Mann den Notarzt an. Blutzucker messen? Zugang legen? Nicht bei ihm. Der Notarzt versuchte es mit guten Worten. Pries das leckere Marmeladenbrot. Verwies auf die Sorge der Ehefrau. Warnte vor dem Zucker-Schock. Nichts zu machen.
Der alte, dürre Mann wurde immer schwächer, dabei aber immer aggressiver. Versuchte den Notarzt zu kratzen. Schimpfte vor sich hin. So sei es immer, wenn er unterzuckert sei, sagte die Frau.
Der entscheidende Plan kam vom erfahrenen Rettungsassistenten: Das Daunenbett wurde auf dem Küchenboden ausgebreitet. Mit vereinten Kräften wurde der kleine Mann darauf gebettet und festgehalten. Jetzt wurde er wieder aktiv: Schimpfte, spuckte, kratzte und biss um sich. Schlimme Beleidigungen und Verwünschungen warf er dem Notarzt an den Kopf. Stellvertretend für seine Berufsgruppe war der Arzt schuld an allem Elend, daß dem Patienten widerfahren war: Gekürzte Rente, amputiertes Bein, misslungene Operationen und zahllose Krankenhausaufenthalte. Noch nie war der Arzt, der mittlerweile auf dem Patienten saß, bisher so beschimpft worden.
Dennoch gelang ihm ein Zugang in die brüchigen Venen des zappelnden alten Mannes. Und kaum fluteten die ersten zwanzig Milliliter 40-prozentiger Glucose seinen Organismus hörte das Zappeln und Schimpfen schlagartig auf. “Verzeihung, Herr Doktor, habe ich Sie beleidigt?” fragte er zaghaft. Während er sich vom Daunenbett aufrappelte und sich seinem Marmeladenbrot zuwandte gestand er verschämt, daß solcherlei nicht zum ersten Mal vorgekommen sei. Es tue ihm leid und er bitte um Entschuldigung.
Der Blutzuckerwert, der nach dem Legen der Braunüle entnommen worden war, zeigte später einen Wert um 30mg%.
In seinem späteren Berufsleben traf der Arzt immer wieder auf Unterzuckerte, die unruhig, aggressiv, verwirrt herumtigerten. Und die sich oft gegen ein helfendes Eingreifen wehrten. Entwicklungsgeschichtlich die Suche nach den rettenden Kohlenhydraten, bei der man sich nicht aufhalten lassen will? Wer weiß?
Noch drei Mal war der Notarzt in den Folgejahren bei dem alten Mann zu Hause. Zwei Mal Hypoglykämie. Beim dritten Mal Todesfeststellung.
Die Frau war Einkaufen gewesen.
Meine Zusammenfassung CME Ärzteblatt 9
Tumor-assoziierte Fatigue: Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie
Dtsch Arztebl Int 2012; 109(9): 161-72; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0161
Horneber, Markus; Fischer, Irene; Dimeo, Fernando; Rüffer, Jens Ulrich; Weis, Joachim
Glossar
- CrF – Chronisches Fatigue
- MFI – Multidimensional Fatigue Inventory
- VAS – Visuelle Analogskala
HTML: http://www.aerzteblatt.de/cme/artikel?id=122868
PDF: http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=122868
Fragebogen: http://www.aerzteblatt.de/cme/aktuelle-tests/test?id=156
Erscheinungsbild
- individuell stark unterschiedlich
- Psyche
- Angst
- Depression
- Abgeschlagenheit
- mangelnde Energie
- Antriebslosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisstörungen
- Schlafstörungen
- Koinzidenz: Schmerzen
- DD normale Müdikeit und Erschöpfung: Kein Zusammenhang mit
- vorangehenden Aktivitäten
- Erhohlungsphasen
- Schlaf
- CrF wird von Tumorpatienten oft als am stärksten belastendes Symptom empfunden
- Zeitlich variabel
- bereits vor der Krebsdiagnose
- während der Behandlung
- lange nach Abschluss der Behandlung
- Rezidiv
- Progress
Auswirkungen
- Mögliche Ausprägungen
- Vorübergehende Unpässlichkeit
- unzureichende Alltagsbewältigung mit sozialem Rückzug
- Berufs- und Erwebsunfähigkeit
- Symptome werden oft vom Patienten nicht angesprochen bzw. auch nicht systematisch erfragt
- Ausmaß wir von Behandlungsteams oft unterschätzt
Prävalenz
- Ermittelung über Selbsteinschätzungsfragebögen
- z.B. MFI
- nicht standardisiert
- => Starke Schwankung bei der Prävalenzmessung
- 42% der KRebpatienten bei stationärer Aufnahme
- 40% bei Entlassung
- 36% 1/2 nach Entlassung
- 48% 2 Jahre nach Entlassung
- bei 12% stark ausgeprägt
Äthiologie und Pathogenese
- Mögliche Ursachen
- Tumor
- Therapie
- Verhalten
- Umwelt
- Vermuteter pathogenetischer Einfluß
- Zytokine
- Hypothalamische Regelkreise
- Serotinin
- Melatonin
- Signaltransduktion in be-Zellen
- Katecholamine
Diagnostik
- Schwierigkeiten
- Symptome sind unspezifisch
- Selbsteinschätzung definieren das Krankheitsbild
- Trotz schwerer Belastung sehen die Betroffen häufig nicht krank aus
- Art und Ausprägung schwanken stark
- Keine verlässlichen Labor- oder Funktionstests
- Ziel: Identifikation behandelbarer Ursachen
- Anamnese
- Frage nach Symptomen
- Visualle Analogskala
- z.B. 10 = stärkste Müdikeit
- >= 4 => Weitere Diagnostik
- Schlafverhalten
- Soziale und umweltbedingte Faktoren
- Medikation
- Selbstmedikation?
- Genuss- und Rauschmittel
- Vorgeschichte
- Körperliche Aktivität
- Sind die Symptome neu oder ungewohnt?
- Körperliche Untersuchung
- Differentialdiagnose
- Zusammenhang mit depressiven Störungen
- “Nur” Ca. 1/3 der CrF Patienten haben gleichzeitig eine Major Depression
- Zwei Fragen Test
- “Fühlten Sie sich im letzen Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?”
- “Hatten Sie im letzen Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?”
- Beides “Ja” => hohe Wahrscheinlichkeit für eine depressive Störung => weitere Abklärung
Therapie
- Meistens ohne Kentniss einer eindeutigen Ursache
- Aber in Kenntnis möglicher Einflussfaktoren http://www.aerzteblatt.de/bilder/2012/02/img4569000.gif
- Frühzeitiges Beginnen einer Therapie, um Chronifizierung zu verhindern
- Ziele
- Verstärkende Faktoren mindern
- individuelle Hilfe für dem Umgang mit Beschwerden und Belastungen
- vorhandene Kräfte und Ressourcen aktivieren
- Um eine Biopsychosoziale Sichte bemühen
- 1. Schritt
- Patienten über CrF informieren
- Nicht medikamentös – http://www.aerzteblatt.de/bilder/2012/02/img4569012.gif
- Psychosoziale Itervention
- kognitivverhaltensbezogene Therapieansätze
- Psychoedukation
- Themenbezogebne Beratung
- Energiespar- und Aktivitätsmanagement
- Methoden zur Stärkung und Förderung der Regeneration
- Körperliches Training
- sofern keine Kontraindikationen bestehen
- Richtlinien für die Gestalung von Trainings- und Portprogrammen für Tumorpatienten: http://www.krebsgesellschaft.de/download/broschueren-sport_und_krebs.pdf
- Psychosoziale Itervention
- Medikamentös
- Studienübersicht: http://www.aerzteblatt.de/bilder/2012/02/img4569014.gif
- Antidepressiva vermutlich nicht wirksam (nur bei begleitender Depression)
- Hämatopoetische Wachstumsfaktoren
- Nur wirksam bei Anämie
- Psychostimulierende Medikamente
- Off-label, aber wirksam: Methylphenidat (MP) und Modafinil (MF)
- Gegenanzeigen
- Methylphenidat
- schlecht eingestellte arterielle Hypertonie
- symptomatische koronare Herzkreislauferkrankungen
- Arrhythmien
- Krampfleiden
- Modafinil
- Psychosen
- schwere affektive Störungen
- Methylphenidat
- Kortikosteroide
- kurzfristig
- palliativ
- Thyreoliberin
- vielleicht wirksam, aber nicht zugelassen
- Phytotherapeutika
- Ginseng
- Guarana
Lösungen (ohne Gewähr)
- Welche Beschwerden können Hinweis auf CrF sein?
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Welche orientierenden Laboruntersuchungen sind in differenzialdiagnostischer Hinsicht bei Patienten, die erstmals über CrF klagen, sinnvoll?
- Kleines Blutbild, Elektrolyte, Glukose, Transaminasen, g-GT, CRP, TSH
- Wie viele Patienten mit ausgeprägter CrF haben schätzungsweise eine „Major Depression“ nach DSM-IV?
- ~ 30 %
- In welchem zeitlichen Zusammenhang steht die CrF zur Tumorerkrankung?
- sie kann zu jedem Zeitpunkt der Tumorerkrankung und der Tumortherapie beginnen
- Was gilt als bekannter Risikofaktor für CrF?
- psychische Belastung
- Bei welchen Patientenäußerungen muss man differenzialdiagnostisch am ehesten an eine CrF denken?
- „wenn ich vom Einkaufen heim komme, bin ich kaputt und muss mich hinlegen“
- Was ist eine absolute Kontraindikation für Sport, bei Vorliegen der CrF?
- Fieber ≥ 38 Grad
- Wie viel Prozent der maximalen Belastbarkeit (maximaler Puls beziehungsweise maximale Kraft) sollten beim körperlichen Training von CrF-Patienten maximal erreicht werden?
- 80 %
- Welche nichtmedikament&ou
ml;se Intervention ist zur Behandlung der CrF geeignet?- kognitive Verhaltenstherapie
- Welches Präparat ist in Deutschland zur Behandlung von Erschöpfungszuständen zugelassen?
- Panax Ginseng
Der Kraterzähler: Gerhard Neukum ist tot
Ein guter Wissenschaftler ist immer kritisch. Er ordnet sich keiner Autorität unter und steht zu seinen Überzeugungen. Gerhard Neukum war so ein Wissenschaftler. Nicht selten eckte er damit an – bei Kollegen, bei Vorgesetzten. Dabei ging es ihm immer um die Sache, die Planetenforschung. Am 21. September 2014 verstarb Gerhard Neukum in Berlin [1] und verlässt die europäische Raumfahrtszene auf dem Höhepunkt einer Entwicklung, an der er selbst nicht unschuldig ist. Gegen die Lehrmeinung Zuerst hatte Europa bei der Erkundung des… weiter