Homöopathie bei ADHS- Teil I – Was ist AD(H)S?


Über AD(H)S wird viel geredet und dennoch herrscht eine große Verunsicherung, vor allem bei Eltern. In der Behandlung der Stoffwechselstörung im Gehirn zeigt die schulmedizinische
Herangehensweise zwar spontane Verbesserungen, aber bekämpft nur die Symptomatik. Heike Dahl empfiehlt daher eine homöopathische Begleittherapie…..

In der kinderärztlichen und naturheilkundlichen Kinderpraxis gehört das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (mit Hyperaktivität – ADHS, ohne Hyperaktivität ADS) zum häufigsten Beschwerdebild
psychischer Auffälligkeiten von Kindern der heutigen Zeit. Vor allem die Eltern suchen händeringend Rat und Hilfe, meist angetrieben durch stark empfundenen Druck von außen (Schule oder Hort).


Für uns ist die Entwicklung vom Neugeborenen über das Kleinkind zum Erwachsenen selbstverständlich, so lange alles komplikationslos abläuft. Sind wir gesund, wird häufig keine Aufmerksamkeit auf
Krankheit gerichtet. Doch die Entwicklung eines Menschen, seiner Persönlichkeit und Gesundheit sind hochdifferenzierte und fein aufeinander abgestimmte Prozesse.

Denken braucht Verknüpfung

Ein wesentlicher Baustein in der kindlichen Entwicklung ist die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und aufmerksam sein zu können. Nur so können sich im Gehirn nötige Verbindungen knüpfen und
weitere Lernprozesse des Denkens, des emotionalen und sozialen Lebens ausbilden. Doch hier steckt das Dilemma. Nicht nur, dass Eltern und Kinder sowie deren


Betreuungspersonen von AD(H)S-Symptomen überfordert sind, auch die weitere Entwicklung des Kindes leidet massiv unter dieser Erkrankung. So wurde festgestellt, dass AD(H)S-Kinder später häufiger
Auffälligkeiten aufweisen als gesunde Kinder. So kommt es bei AD(H)S hauptsächlich zu einer gestörten Reizverarbeitung der Regelkreise des Gehirns, die für Aktivität, Aufmerksamkeit und
Impulsivität wichtig sind.


Die Sinnesreize (Sehen, Hören, Tastsinn, Gleichgewicht, Tiefensensibilität sowie Geschmacks- und Geruchssinn) werden an den Primärorganen ordnungsgemäß aufgenommen, doch im Gehirn funktioniert
die Weiterverarbeitung nur unvollständig. Je nachdem, in welcher Gehirnregion die Gehirnchemie „fehlerhaft“ arbeitet, gibt es verschieden starke Ausprägungen des AD(H)S (von leicht bis schwer)
und Symptome im Krankheitsbild. So kann es vorkommen, dass die Selektion der Reize unzulänglich funktioniert und die Reize ungefiltert und ohne Puffer das Gehirn überfluten. Oder die
Reizverarbeitung geschieht vermindert. Dann kann es nur zu einer fehlerhaften Anpassungsreaktion kommen.

Genetische Ursache – Gestörte Gehrinbotenstoffe

Grund für die fehlerhafte Reizverarbeitung soll ein veränderter beziehungsweise ein verminderter Dopaminstoffwechsel und möglicherweise auch eine Fehlfunktion des Transporters für Dopamin in
verschiedenen Gehirnarealen sein. Der Botenstoff zur Reizverarbeitung im Gehirn wird so unter anderem schneller abgebaut als bei Gesunden. Es kommt zu einem chronischen Dopaminmangel. Dopamin ist
jedoch nicht nur für die Reizverarbeitung entscheidend. Es ist biochemisch für das gesamte Belohnungszentrum relevant. Durch das ausbleibende positive Feedback im Gehirn kommt es zu einem
rascheren Abfall an Motivation und Aufmerksamkeit.


In jedem Lebensalter bilden sich die typischen Symptome von Reizüberflutung, Reizverminderung und fehlende Belohnungsmechanismen aus. So können sich AD(H)S-Symptome schon im Säuglingsalter zum
Beispiel durch Ruhelosigkeit, langes Schreien und schlechten Schlaf zeigen. Im Kleinkindalter sind zum Beispiel eine geringe Frustrationstoleranz, Aggressionen oder grober Umgang mit anderen
Kindern oder Spielzeug zu finden. In der Schule fallen Konzentrationsschwäche und verkürzte Aufmerksamkeitsspannen auf. Die Kinder können komplexe Verhaltensweisen, wie das Steuern von Impulsen,
die Planung von Handlungen oder die Fähigkeit, bewusst Verhalten zu unterdrücken, nur unzureichend beherrschen. Bei Erwachsenen zeigen sich gehäuft Suchtneigungen.

Genetisch? Und doch beeinflussbar!

Klinisch werden vor allem zwei Haupttypen des AD(H)S unterschieden: Typ I ist der unaufmerksame Typ. Bei diesem finden sich vor allem Probleme in der Verarbeitung visueller Reize. Beim
hyperaktiv-impulsiven Typ (II) sind Schwierigkeiten beim Ausführen von motorischen Handlungen auffällig.


Neuste Forschungen zeigen, dass das AD(H)S bis zu 80 Prozent genetisch bedingt ist. Die vererbte Anlage zu einer Erkrankung bedeutet jedoch nicht, dass die Symptome seit der Geburt und dann für
immer schicksalhaft vorhanden sind. In vielen Fällen werden genetische Anlagen durch äußere und innere Faktoren wie Umweltfaktoren, Stress, Ernährung, geistige und körperliche Erholung, Glück
oder Trauma, an- und auch wieder abgeschaltet. Die sogenannten epigenetischen Marker können dynamisch auf unsere Lebensumstände reagieren und damit unsere genetische Anlage beeinflussen.


Neben einer schulmedizinischen Behandlungsidee sollte auch immer eine ganzheitliche Therapie überprüft werden. Diese stimuliert das Immunsystem und kann somit AD(H)S nachhaltig positiv
beeinflussen. © Heike Dahl


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