Wir werden ja nicht müde, den Menschen immer wieder zu erklären, was es mit der Kammer auf sich hat. Die Pflegekammer reguliert den Pflegeberuf im Sinne einer Selbstverwaltung. Es ist die Aufgabe einer Kammer, berufliche Richtlinien und Vorschriften zu erlassen, die für die beruflich Pflegenden verbindlich sind. Kammern überwachen also den Berufsstand, schaffen durch die Verbindlichkeit zudem auch Sicherheit, auf die sich Pflegende berufen können. Die Pflegekammer ist ein Instrument, die Menschen vor unsachgemäßer Pflege zu schützen – der Staat überträgt der Pflegekammer die Aufgabe, dafür zu sorgen.
Angesichts der zu erwartenden (oder auch bereits nachzuweisenden) Tendenz immer mehr Pflegeleistungen durch geringer qualifiziertes Personal erbringen zu lassen und mit Blick auf die demografische Entwicklung und deren Folgen muss es geradezu im Interesse der Gesellschaft sein, mit der Pflegekammer ein Instrument zu schaffen, das für die Sicherstellung der Qualität der beruflichen Pflege die Verantwortung übernimmt. Die Mitgliedschaft in der Pflegekammer wird künftig den Unterschied zwischen Laienpflege und professioneller Pflege ausmachen.
Es ist – um es ganz deutlich zu sagen – schlicht nur eine Sache der beruflich Pflegenden, ob sie eine Pflegekammer wollen oder nicht. Die Initiative kommt aus den Reihen der beruflichen Pflege, sie ist aus den Reihen der beruflichen Pflege getragen worden und sie wird am Ende durch die berufliche Pflege auch zum Ziel führen.
Den Gegnern der Pflegekammer gehen die Argumente aus und es bleibt ihnen nichts, als gebetsmühlenartig mit den immer gleichen Phrasen in der pflegenden Öffentlichkeit vor allem Emotionen zu schüren, wenn sie von Bürokratismus, Wasserkopf und hunderten von EURO Mitgliedsbeiträgen schwafeln. Und dann liest man das und denkt an die Arbeitgeberverbände und an Glashäuser und Steine.
Und während die Arbeitgeberverbände auf der einen Seite davon quatschen, dass das ja alles Geld kostet und wer denn die Fortbildungsverpflichtung bezahlt und so Zeugs, steht ihnen die Dienstleistungsgewerkschaft zur Seite und stößt ins selbe Horn. Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter – das kannst du dir nicht ausdenken. Aber sagt mal: könnten ihr euch nicht einfach mal zusammensetzen und miteinander reden? Dann könntet ihr doch auch 4-8 EUR mehr im Monat für die Pflegenden vereinbaren – das wäre in etwa der Betrag, der tatsächlich pro Monat für die Mitgliedschaft in der Pflegekammer fällig wird. Und mit der Fortbildung, da kann man doch sicher auch was vereinbaren.
Und dann wird da auch behauptet, die Pflegekammer würde junge Menschen davon abschrecken, den Pflegeberuf zu erlernen. Echt jetzt? Glaubt denn wirklich jemand, ein junger Mensch entscheidet sich gegen einen Beruf, weil dieser verkammert ist? Wenn das alles so furchtbar ist, warum gibt es denn dann immer noch junge Menschen, die sich für den Arztberuf, den Architektenberuf, den Anwaltsberuf entscheiden? Weil die mehr verdienen als Pflegende? Das mag im Durchschnitt ja stimmen – im Einzelfall sieht es vielleicht auch wieder anders aus. Und wenn man nachfragt, dann klagen auch ÄrztInnen, ArchitektInnen und AnwältInnen darüber, dass sie wirtschaftlich am Rande der Gesellschaft stehen und für die Verantwortung zu schlecht bezahlt werden und dass alles eine himmelschreiende Ungerechtigkeit sei. Merke: die Zahl gefühlter Wahrheiten entspricht offensichtlich exakt der Weltpopulation.
Ach, und noch was: eines der am häufigsten genannten Argumente gegen die Pflegekammer lautet, sie werde die Probleme in der Pflege nicht lösen. Personalmangel, Fluktuation, schlechte Bezahlung, Pflegenotstand, Imageverlust und so weiter. Liebe Gegner der Pflegekammer, das ist auch der Mist, den ihr verbockt habt, das müsst ihr schon selber gerade biegen. Ihr verdient ja auch ganz gut daran. Und wenn einer von euch irgendeinen belastbaren und aktuellen Beleg dafür findet, dass die Pflegekammer antritt, um diese Probleme zu beseitigen, geben wir einen aus. Wir – die beruflich Pflegenden – stehen mehrheitlich hinter den Emanzipationsbestrebungen und einer Professionalisierung unseres Berufes. Das materialisiert sich in unseren Bestrebungen zur Errichtung einer Pflegekammer. Keine und keiner von uns Pflegenden – und wir betonen: nicht eine einzige, nicht ein einziger und auch nicht wir alle zusammen – ist Schuld an der Situation. Die haben uns andere eingebrockt. Genauso gut könnte jemand behaupten, wir hätten auch den Klimawandel zu verantworten. Und nun lasst uns!