Transparenz und Wettbewerb im österreichischen Gesundheitswesen – Fehlanzeige

Präsidiumsmitglied Dr. David Matusiewicz wurde als Speaker auf dem Jahrescongress Med&Care 2014 am 24.09.2014 in Graz eingeladen. Die Schwerpunkte des Kongresses lagen auf der Transparenz und der Diskussion um die Notwendigkeit des Wettbewerbs im Gesundheitswesen in Österreich. Die Med&Care-Konferenz ist der jährliche österreichische Leitkongress zur Zukunft des Gesundheitswesens.

Setzen sich für Wettbewerb bzw. Transparenz im Gesundheitswesen ein: David und der ehemalige. Deutschland-Chef von WikiLeaks, Daniel Domscheit-Berg.

Setzen sich für Wettbewerb bzw. Transparenz im Gesundheitswesen ein: David und der ehemalige Deutschland-Chef von WikiLeaks, Daniel Domscheit-Berg.

David plädierte in seinem Impulsvortrag für mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen in Österreich. Bislang gebe es bei den insgesamt 19 Krankenkassen in Österreich keinen Wettbewerb, die Versicherten sind den Kassen je nach Gebiet oder Berufszugehörigkeit automatisch zugeteilt, es gibt somit keine Wechselmöglichkeiten. Wettbewerb ist jedoch ein wichtiger Impulsgeber für Innovationen und eine zweckrationale Ressourcenallokation von Zwangsbeiträgen. Nur so haben die Kassen Anreize, wirtschaftlich zu handeln und sich im Sinne der Versicherten zu optimieren. David machte darüber hinaus auf den verschärften Preiswettbewerb unter dem neuen Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FQWG) in Deutschland aufmerksam – insgesamt gebe es teilweise widersprüchliche Textpassagen von „unterbliebenen differenzierten Preissignalen“ und „ungewollte Dominanz des Preiswettbewerbs“.

Die Diskussion um Wettbewerb ist somit ein ständiges Such- und Entdeckungsverfahren, wie es die zwanzigjährige Erfahrung seit dem Gesundheitsstrukturgesetz von 1992 zeigt. David wies bei seinem Vortrag diesbezüglich darauf hin, dass der Beitragssatz ab dem 01.01.2015 der wesentliche Wettbewerbsparameter sein wird, während Qualität und Service wohl weiterhin leider eine untergeordnete Rolle spielen werden.
Daniel Domscheit-Berg referierte über Transparenz im Gesundheitswesen und forderte die österreichischen Akteure auf, die Gesundheitsdaten zu Forschungszwecken freizugeben. Dieser Ansatz wird in Deutschland durch den Public Use File ebenso verfolgt.

Transparenz überzeugt
In der anschließenden Podiumsdiskussion debattierte David mit Dr. Ulrich Schuh (Mitglied der Österreichischen Wettbewerbskommission), Dr. Martin Millauer (Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark) und Prof. Dr. Konstantin Beck (Leiter des CSS Instituts für empirische Gesundheitsökonomie). Während David und Prof. Dr. Beck aus den Erfahrungen in Deutschland und der Schweiz für die positiven Effekte des Wettbewerbs für Österreich argumentierten, gab es dagegen starke Abwehrhaltungen der Kassenfunktionäre in Österreich mit Verweis auf die hohe Bürokratie durch den Risikostrukturausgleich und die negativen Effekte der Risikoselektion.
Das Publikum ließ sich von der Argumenten allerdings scheinbar überzeugen: Die rund 200 Kongressteilnehmer stimmten vor und nach der Podiumsdiskussion mit einer Ted-Umfrage virtuell ab, ob mehr Wettbewerb in Österreich notwendig sei. Vor der Veranstaltung haben rund ein Drittel der Befragten mehr Wettbewerb gefordert, nach der hitzigen Debatte waren es immerhin knapp mehr als die Hälfte der Anwesenden. Transparenz scheint auch hier als vorteilhaft anerkannt worden zu sein.

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