Zu mir kommt die leicht irritierte Drogistin Sabine.
Sabine: “Da ist eine Kundin und die will Vitamin B17. Ich kenne das nicht. Sie meint, ich hätte keine Ahnung und ich soll die Apothekerin fragen und ich soll schauen, ob wir das bestellen können.”
Oh weh.
Pharmama: “Das ist kein Vitamin, das ist nur eine Fantasiebezeichnung, die man etwas gegeben hat, damit es nach etwas gesundem tönt.
Tatsächlich ist das nicht einmal etwas gesundes – das ist … warte (ich zermarter mir das Gehirn) etwas mit Blausäure. Kommt natürlich vor in Aprikosenkernen und so.“
Den Namen, den ich gesucht habe ist Amygdalin. Der „Wirkstoff“ Blausäure – ist toxisch. Zuviel und man macht eine Cyanidvergiftung – das heisst, es verbindet sich mit dem dreiwertigen Eisen in den Körperzellen … stärker als das Sauerstoffatom, das dort hingehört und das schädigt natürlich die Zellatmung – die Zellen sterben. Kleinere Mengen können wir in der Leber noch entgiften, aber schon 50mg Cyanid-freisetzende Blausäure ist tödlich.
Wegen genau dem Problem ist das auch nicht zugelassen. Es existiert kein Fertigarzneimittel und bei Zubereitungen gibt es strenge Vorschriften.
Die Leute, die das unbedingt nehmen wollen, weichen dann darauf aus Aprikosenkernen oder bitteren Mandeln zu kaufen.
Experten raten aber auch hier wegen dem Gift drin, maximal 1-2 Aprikosenkerne am Tag zu verzehren oder vorsorglich ganz auf solche Produkte zu verzichten.
Amygdalin wird deshalb als Vitamin B17 bezeichnet, da ein Mangel im Ausbruch einer Krebserkrankung resultieren würde. Das ist ein Konjunktiv – da ist gar nichts bewiesen. Amygdalin ist weder als Arzneimittel zugelassen, noch spielt es in der menschlichen Ernährung als Vitamin eine Rolle.
Da kann ich sie nur enttäuschen und ihr abraten.
Auch wenn sie dann denkt, auch ich hätte auch keine Ahnung.
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