Niedergelassene Ärzte warten ab Spricht man mit niedergelassenen Ärzten über technische Entwicklungen und Innovationen in der Gesundheitswirtschaft, ist das Thema „Wearable Devices“ nicht fern. Die Meinung der Mediziner ist dabei tendenziell ablehnend. Als Argumente werden hierfür das bereits jetzt unüberschaubare Angebot, zweifelhafte Messmethoden und der Datenschutz genannt. Perspektivisch wollen die meisten Ärzte sich mit dem […]
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Gedanken einer MS-Patientin zu Interessenkonflikten ihres Neurologen (300'000$ Pharma-Nebeneinkünfte)
Was denken Patienten über Interessenkonflikte ihrer Ärzte?
Ende letzten Jahres hat die MS-Patientin Maran Wolston aus Minnesota (USA) ihre Geschichte in einer medizinischen Fachzeitschrift veröffentlicht. Maran Wolston ist Doktorandin in Philosophie und lernte dabei die Interessenkonflikte in der Medizin kennen. Im Artikel schreibt sie wie ihre MS diagnostiziert wurde, ihr Neurologe ihr eine Studienteilnahme für ein neues Medikament vorschlug, Copaxone® (Glatirameracetat) verschrieb, das Medikament zu Problemen und Nebenwirkungen führte, siedurch die Pflegeorganisation Shared Solution unterstützt wurde, sie die Copaxone®-Therapie abbrach und ihr Neurologe ihr eine Tysabri®-Behandlung (Natalizumab) vorschlug und sie einen gewissen Druck durch ihren Neurologen empfand.
Als interessierte Person, wollte sie vor der Tysabri®-Verschreibung mehr über das Medikament erfahren. Bei ihrer Recherche lernte sie, dass sie mit ihrem Verlauf von MS gar nicht zur Zielgruppe von Tysabri® gehört, dass Tysabri® das Risiko für die tödliche Krankheit PML erheblich erhört, dass die Pflegeorganisation Shared Solution der Herstellerin von Copaxone® – Teva – gehört und dass ihr Neurologe in den letzten Jahren drei Jahren mehr als 300‘000$ von Pharmafirmen für Marketing-Beratungsdienste und als Redner erhielt, dabei massgeblich von den Herstellern von Tysabri® (Biogen) und Copaxone® (Teva).
I knew that I had felt pressured to take medications by my neurologist. When I found that he had been paid large sums of money—six times my yearly salary—to work for the manufacturers of those same drugs, my loss of faith was complete. I never returned to his neurology clinic again.
In fact, I have no idea whether my neurologist’s advice and judgment were affected by his relationships with the drug industry. But because I was his patient, the effect of those relationships was not a theoretical question—an issue to be bantered about over coffee or in the seminar room. It would have been foolish of me not to consider the possibility that the relationships were affecting my care. Having MS is difficult enough. The last thing I needed was to worry about whether my neurologist was acting in the best interest of the drug companies or in the best interest of me, his patient.
Sie fragt sich, ob die Ratschläge ihres Neurologen von der Pharmaindustrie beeinflusst waren. Wobei diese Frage für sie keine theoretische ist, sondern als seine Patientin eine praktisch relevante Frage. Das letzte was sie als MS-Patientin jetzt gebrauchen kann ist, sich zu fragen, in welchem Interesse – ihrem oder jenem der Pharmaunternehmen – ihr Arzt handelt.
Die Pharma-Nebeneinkünfte ihres Neurologen fand sie heraus, da es in Minnesota ein Gesetz gibt, dass den Pharmaunternehmen die Veröffentlichung der Zahlungen an Ärzte vorschreibt («Sunshine-Gesetz»).
Interessenskonflikte in der Menopause
In der NY Times hatten Ende letzten Jahres zwei Journalisten das Marketing von Wyeth bei der Hormontherapie in den Wechseljahren unter dem Titel “Menopause, as Brought to You by Big Pharma” aufgearbeitet.
Im Internet-Fachportal Medscape beklagt sich nun der Gynäkologe Prof. James Simon über die tendenziöse und inhaltlich falsche Berichterstattung der Journalisten: “A Sad Commentary on the State of Medical Journalism for the Lay Press”. Dabei geht er auf die wissenschaftlichen Fakten ein und zitiert die Empfehlungen der North American Monopause Society (NAMS).
Ein Geplänkel jenseits des Atlantiks. Es zeigt jedoch, warum die Pharmaindustrie jedes Vertrauen verspielt hat, was auch hierzulande derzeit sich bei der gesundheitspolitischen Diskussion in den oft gerechtfertigten, aber zum Teil auch überzogenen Angriffen in den Medien widerspiegelt.
Die North American Monopause Society finanziert sich zu über 50% aus “Educational grants and sponsorship and exhibit fees” von Unternehmen, was nur dem Jahresbericht und nicht sehr transparent zu entnehmen ist. Die Sponsorenliste ist lang:
Amerifit Nutrition, Inc.
Amgen USA
Ascend Therapeutics
Bayer HealthCare Pharmaceuticals Inc.
Bellevue Pharmacy Solutions
BioSante Pharmaceuticals, Inc.
Breckenridge Pharmaceutical, Inc.
Duramed Pharmaceuticals, Inc.
Élégance Woman’s Lubricant
Eli Lilly and Company
Elsevier/Saunders/Mosby
Endo Pharmaceuticals
Enzymatic Therapy, Inc.
Genova Diagnostics
GlaxoSmithKline
Graceway Pharmaceuticals, LLC
Helm Pharmaceuticals, Inc.
Medscape
National Women’s Health
Resource Center
Novartis Pharmaceuticals Corporation
Novo Nordisk Inc.
Novogyne Pharmaceuticals
Pfizer Inc.
Procter & Gamble Pharmaceuticals
Roche
Sciele Pharma
Solvay Pharmaceuticals, Inc.
Ther-Rx Corporation
University of Pittsburgh Medical Center
Upsher-Smith Laboratories, Inc.
Warner Chilcott
Wyeth Pharmaceuticals
Darunter auch: Medscape. Damit nicht genug. Prof. Simon hängt seinem Artikel eine beeindruckende Liste von potentiellen Interessenskonflikten an:
Served as speaker or a member of a speakers bureau for: Amgen Inc.; Ascend Therapeutics; Bayer HealthCare Pharmaceuticals; Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, Inc.; GlaxoSmithKline; KV Pharmaceutical; Merck & Co., Inc.; Novartis Pharmaceuticals Corporation; Novogyne; Sciele Pharma, Inc.; Teva Neuroscience, Inc.; Ther-Rx Corporation; Warner Chilcott; Wyeth Pharmaceuticals Inc.
Received grants for clinical research from: Biosante Pharmaceuticals; Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, Inc.; FemmePharma Global Healthcare, Inc.; GlaxoSmithKline; Nanma/Tripharma/Trinity; Novartis Pharmaceuticals Corporation; Procter & Gamble; QuatRx Pharmaceuticals; Teva Neuroscience, Inc.
Während die wissenschaftliche Direktorin von Medscape und Mitautorin des Kommentars keine relevanten finanziellen Beziehungen angibt. Medscapes Zuwendungen an die NAMS gehören also nicht dazu.
Da könnte glatt ein Kommentar geschrieben werden mit dem Titel: “A Sad Commentary on the State of Medical Journalism for the Professional Press”.
In Deutschland wies der Medizinjournalist Klaus Koch bereits 2003 in der Mitgliederzeitschrift der Berliner Ärztekammer in einem Artikel auf die engen Beziehungen zwischen Ärzten und Industrie hin:
nicht bereits Geld von der Pharmaindustrie erhalten hat.
Nur ein Beispiel für die Aussage von Peter Sawicki Die Pharmaindustrie beeinflusst alle.
Linktipps der Woche: Hacker-Angriff auf US-Krankenhäuser, Durchbruch in der HIV-Forschung und fehlendes Wissen um Telemedizin
In den Linktipps der Woche haben wir die Honorarverhandlungen der Ärzte, den Durchbruch in der HIV-Forschung., Apples Kampf um den Gesundheitsmarkt, wie Gene unseren Stress bestimmen, ein Hacker-Angriff auf US-amerikanische Krankenhäuser, den 12. Gesundheitskongress in Hamburg und Wissenslücken bei angehenden Ärzten.