Diabetes-Apps: Wie sicher, hilfreich und verbreitet sind sie?

Repräsentative Umfrage von BITKOM 07/2014: In allen Altersklassen ist der Anteil der Smartphone-Nutzer angestiegen, am stärksten bei den über 65 Jährigen.

Wie hat sich das Angebot an Diabetes-Apps für Verbraucher innerhalb eines Jahres entwickelt? Haben sich Qualität der gesundheitsbezogenen Informationen und der Umfang der Unterstützungsfunktionen dieser Apps verändert? Wie werden Diabetes-Apps von ihren Nutzern bewertet und wie groß ist mittlerweile die Nutzerbasis? Diese Fragen hat die Initiative Präventionspartner in ihrem Screening beleuchtet und dabei im Oktober 2014 alle deutschsprachigen,  kostenlosen Diabetes-Apps in Google Play untersucht. Hier die Ergebnisse:

  • Insgesamt ist die Anzahl der Diabetes-Apps innerhalb von einem Jahr von 15 auf 24 angewachsen (+60%)*.
  • Fast alle Diabetes-Apps sind sog. Multifunktions-Apps, sie bieten im Durschnitt drei Unterstützungsfunktionen an, z. B. Informationssuche, Erinnerungshilfe, Datenaustausch zwischen Arzt und Patienten etc. Die Dokumentationsfunktion dominiert dabei sehr stark (88%). Noch vor einem Jahr hat nur jede fünfte App auch über Diabetes aufgeklärt z. B. mit Informationen zum Krankheitsbild bzw. dessen Prävention, heute macht dies knapp jede zweite Diabetes-App (46%).
  • Neben dem Indikationsfokus Diabetes bieten die Apps auch Unterstützungsfunktionen an, um lebensstilbeeinflussende Parameter wie Ernährung (83%) oder Bewegung (54%) und diabetes-assoziierte Risikofaktoren wie Blutdruck (42%) besser steuern zu können.
  • Die Kombination der drei wichtigen Hilfefunktionen aus 1. Sensiblisierung und Aufklärung 2. Unterstützung bei Lebensstilveränderungen, z. B. durch Dokumentation und Visualisierung von Messwerten und Risikofaktoren, sowie 3. der Verstärkung von gesundheitsförderlichem Verhalten durch individuelles Feedback oder Erinnerungsfunktionen bieten derzeit nur wenige Diabetes-Apps (n = 3).  s. Blogbeitrag Wirksame Unterstützung durch Diabetes-Apps 
  • Angaben, mit denen Verbraucher die medizinische Richtigkeit und Aktualität einschätzen oder potentielle Interessenkonflikte aufdecken können, liefern App-Anbieter in der Regel nicht. Informationen zu Quellen und Autoren gesundheitsbezogener Aussagen sind immer noch die Ausnahme (4%), auch explizite Angaben zur Finanzierung der kostenlosen Diabetes-App, die zum großen Teil ohne Werbeeinblendungen auskommen (79 %), fehlen häufig.
  • Auch das Thema Datenschutz bleibt ein Stiefkind der App-Anbieter, nur 4 % bieten eine auf die App bezogene Datenschutzerklärung, die innerhalb der App jederzeit für den Nutzer erreichbar bleibt.
    Selbst wenn keine gesundheitsbezogenen Gesundheitsdaten erfasst werden, muss der Anbieter einer kostenlosen App darüber informieren, wie er mit den Nutzerdaten umgeht. Sind sie die Währung, mit der der Anwender die vermeintlich kostenlose Diabetes-App bezahlt?
  • Ein Impressum, zu dem nicht nur jeder Website-Betreiber, sondern auch jeder App-Anbieter verpflichtet ist, findet sich erstaunlicherweise nur in jeder vierten App (25%). Links auf ein Impressum oder eine Datenschutzerklärung einer assoziierten Unternehmenswebsite sind nicht rechtskonform. Apps bieten erweiterte Möglichkeiten, Daten auszuspähen, dem muss der Anbieter durch eine explizit auf die App bezogene Datenschutzerklärung gerecht werden.
  • Die Nutzerbasis der Diabetes-Apps: Die 22 Apps verzeichnen in der Summe mind. 880.000 bzw. max. 2,3 Millionen Downloads, wobei  80 Prozent dieser Downloads auf insgesamt 6 Apps zurückgehen (ca. 1,9 Mio./ 83,2% der Downloads).

Fazit: Das Angebot an Unterstützungshilfen für Diabetes-Patienten in den App-Stores wächst. Das Bewußtsein für die Bedeutung von Qualität und Transparenz gesundheitsbezogener Informationen in health-Apps bleibt hingegen weiter gering. Die Chancen, sich durch Berücksichtigung etablierten Qualitäts- und Transparenzkriterien im Markt der Gesundheits-Apps abzuheben, wird von App-Anbietern offensichtlich noch nicht erkannt. Verbraucher haben die Wahl: Sie können aus der Vielzahl der Apps gezielt jene auswählen, die transparent informieren und auch ihr Bedürfnis nach dem Schutz ihrer Daten ernstnehmen.

Quelle: Diabetes-Screening 10/2014. Initiaitve Präventionspartner.

Zum Download der Detailübersicht aller 24 getesteten Diabetes-Apps.

*Die Healthon-Referenzdatenbank umfasst derzeit 27 Apps mit dem Anwendungsgebiet „Diabetes“. Im aktuellen Screening wurden nur die 24 Apps berücksichtigt, die Verbrauchern mit der Stichwortsuche „Diabetes, Zucker, Zuckerkrankheit“ in Google Play angezeigt werden.

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