Opa kriegt die Spritze: Sterbehilfe in Spelunkistan

Wir befinden uns immer noch in Spelunkistan. Genau genommen in einer schicken Arztpraxis im Zentrum einer großen Stadt. Der Herr Kollege ist übrigens kein Hausarzt, sondern ein Facharzt für Deanimation und Thanatologie. Also ein Experte auf dem Gebiet, um das es jetzt geht. Die Tür zum Sprechzimmer geht auf und ein Paar in den Fünfzigern kommt rein.
“Was kann ich für Sie tun?” fragt der Doktor.
Die beiden nehmen Platz und drucksen ein wenig herum.
“Wir wollen uns um Opa kümmern!” sagt der Mann schließlich.
“…also, es geht um meinen Vater!” fügt sie hinzu.
“Sie wollen also….?”
Der Doktor schaut sie aufmunternd an.
“Wir wollen, dass er….” die Frau räuspert sich, “…dass er in Frieden gehen kann!”
So, jetzt ist es endlich raus.
Der Arzt nickt sachlich-professionell.
“Sie haben die notwendigen Unterlagen dabei?”
Die Frau seufzt.
“Das ist es ja gerade!”
“Er hat also nicht unterschrieben? Es gibt keine Patientenverfügung?”
Die Frau schüttelt den Kopf.
“Nein. Als er noch fit genug war, hat er gesagt, das hat noch Zeit. Er hat sich um die Entscheidung gedrückt. Und jetzt ist er dement. Weiß gar nicht mehr, wo er ist, erkennt sogar seine eigenen Kinder nicht mehr und will ständig weglaufen!”
“Er hat doch keine Lebensqualität mehr!” fügt ihr Partner hinzu.
Der Arzt lehnt sich zurück, legt die Hände zusammen und schaut nachdenklich von Einem zum Anderen.
“Wenn er selbst nicht in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen, dann müssen Sie in seinem Sinne entscheiden!” sagt er.
Die Frau nickt heftig.
“Das wollen wir doch tun!”
“Er ist inkontinent und pflegebedürftig,” fügt ihr Partner hinzu, “und trotzdem will er ständig aufstehen und weglaufen. Dabei kann er gar nichts mehr. Er ist schon mehrfach gestürzt. Eigentlich muss man ihn ständig beaufsichtigen. Aber das können wir einfach nicht! Unsere eigenen Kinder sind gerade aus dem Haus, inzwischen haben wir zwei kleine Enkel, die wir jeden Tag betreuen weil unsere Tochter berufstätig ist…. wir schaffen es einfach nicht mehr!”
“…wir haben ja schon überlegt, ihn in ein Heim zu geben!” sagt die Frau, “Aber das ist ja wahnsinnig teuer. Das Geld haben wir einfach nicht.”
Ihr Partner seufzt.
“…und jetzt mal im Ernst: was hat Opa denn noch zu erwarten im Leben? Besser wird es doch nicht!”
Der Doktor nickt.
“Wenn die Demenz von fachärztlicher Seite bestätigt worden ist, werden Sie vom Amt eine entsprechende Bescheinigung bekommen. Dann dürfen Sie an seiner Stelle entscheiden. Das wird noch ein paar Tage dauern, aber wir können ja trotzdem schon einen Termin vereinbaren!”
Die Frau runzelt die Stirn.
“Die Deanimation muss in einer zugelassenen Einrichtung durchgeführt werden!” erklärt er Arzt und schaut auf seinen Computerbildschirm, “Warten Sie einen Moment…. hier, im ‘Haus Abendrot’ wäre noch etwas frei für Anfang nächster Woche… ein sehr schönes Haus, stilvoll und exklusiv, allerdings nicht ganz billig….”
Die Frau wirkt ein wenig irritiert.
“….aber ich sehe hier, im ‘Last Exit’ würde es auch gehen. Das ist etwas…. sagen wir, etwas rustikaler. vor allem preislich auch viel günstiger. Die Bestattungskosten entfallen ja sowieso, sofern Sie sich für eine nachhaltige Verwertung entscheiden!”
Die Beiden Angehörigen schauen sich an.
“…Sie brauchen keine Sorge zu haben,” fügt der Arzt leutselig hinzu, “das mit den grünen Keksen, das war nur ein blöder Film, das hat hat natürlich absolut nichts mit der Wirklichkeit zu tun!”

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