Eingebettet in ein medizinisches Versorgungskonzept können digitale Angebote die ärztliche Therapie bei Schmerzpatienten wirksam unterstützen. Diese Erfahrung hat die Techniker Krankenkasse (TK) jetzt mit zwei neuen Versorgungsangeboten gemacht, die auf das bessere Selbstmanagement einer chronischen Erkrankung setzen. Eine Wirksamkeitsstudie im Bereich Kopfschmerz zeigt: Haben die Angebote einen erlebbaren Nutzen, helfen sie, den Schmerz zu reduzieren, wirken dabei nachhaltig und senken nach eigenen Angaben der Patienten sogar die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage. Kern des integrierten Versorgungsangebots ist hier die von der Kieler Schmerzklinik entwickelte Migräne-App, die für iOS-Nutzer bereits kostenlos verfügbar ist. Die Android-Version wird bereits getestet und folgt Ende Februar. Bei der Versorgung von Rücken-Patienten, die bereits länger als vier Wochen krankgeschrieben sind, testet die TK zurzeit eine digitale Rückentherapie. Das Ziel ist es zu prüfen, inwieweit Patienten von heute bereits digitale Lösungen von morgen akzeptieren, wenn ihr Arzt ihnen diese verordnet. Kopfschmerzen sind in Deutschland weit verbreitet: Jeder Zehnte nimmt hierzulande im Mittel jeden Tag eine Kopfschmerztablette und jeder Zwanzigste leidet täglich an Kopfschmerz. 28 Millionen Frauen sind betroffen und 21 Millionen Männer – rund 50 Millionen Menschen in Deutschland insgesamt. Damit ist Kopfschmerz die Volkskrankheit Nummer Eins unter den Erwerbstätigen. Mit der neuen, von der Schmerzklinik Kiel entwickelten App bekommen Patienten nun ein Werkzeug an die Hand, mit dem sich ihre Kopfschmerzen besser managen lassen. Schmerzkalender, progressive Muskelentspannung, bester Zeitpunkt für die Medikamenteneinnahme – wie ein Cockpit zeigt die Migräne App dem Patienten, wo er gerade steht. Und alle Angaben wie die letzte Schmerzattacke lassen sich problemlos eingeben und als Kopfschmerz-Logbuch für das Gespräch mit dem Schmerztherapeuten leicht auslesen – ob auf der Smartwatch oder dem Smartphone. „Das digitale Selbstmanagement mithilfe der Migräne-App steigert die Therapietreue, senkt die Anzahl der Krankheitstage und verbessert die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, fasst Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, die Ergebnisse seiner Studie mit rund 200 beobachteten Patienten und knapp 100.000 Sitzungen zusammen. Acht von zehn Befragten (79,4 Prozent) lobten die Implementierung äußerer Einflüsse wie Wetterdaten in der App, zwei von drei Patienten (66 Prozent) empfanden es als vorteilhaft, direkt über die App mit anderen Patienten in Kontakt zu kommen und rund jeder Zweite (55 Prozent) gab an, seit Nutzung der App die jeweilige Beeinträchtigung durch Migräne oder Kopfschmerzen reduziert zu haben. „Ergebnisse wie die vorgelegte Studie zeigen das enorme Potenzial, das digitale Lösungen und auch die Vernetzung patientenbezogener Daten für das Wohlergehen des Einzelnen haben können“, sagte Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, bei der Ergebnispräsentation. „Das ist einer der Gründe, warum wir neue digitale Angebote aktiv vorantreiben“, so Baas. Als nächstes Projekt kündigte er die Entwicklung einer elektronischen Gesundheitsakte an, in der Patienten in Zukunft auf freiwilliger Basis alle für sie relevanten Daten sammeln könnten. Gerade sei der Zuschlag im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung an IBM Deutschland gegangen, um eine solche Akte im Rahmen einer Kooperation zu entwickeln. Arzt verordnet digitale Rückentherapie zum Mitnehmen Neben dem integrierten Versorgungsangebot für Kopfschmerzpatienten zeigte die TK in Berlin auch ein Angebot für das rückentherapeutische Selbstmanagement. Allein bei der TK wurden 2015 über 270.000 Krankmeldungen wegen Rückenschmerzen registriert, insgesamt verursachten Rückenbeschwerden bei TK-Versicherten 6,43 Millionen Fehltage. Aus diesem Grund erprobt die TK neue therapieunterstützende Verfahren wie das Valedo-System: Unter ärztlicher Anleitung lernen dabei chronisch kranke Patienten, die bereits vier Wochen und länger mit Rückenschmerzen arbeitsunfähig sind, mit einer sensorgestützten digitalen Rückentherapie zu trainieren und bekommen diese im Koffer mit nach Hause. Hier steht eine Akzeptanzstudie mit 100 Patienten kurz vor dem Abschluss. Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements, zog ein erstes Fazit: „Wir sehen hier, dass sich tendenziell eher jüngere Patienten für die Übungen am Tablet begeistern. Doch die technische Bedienbarkeit werteten alle befragten Altersgruppen als intuitiv und sehr einfach.“ Nun müsse im nächsten Schritt ein Wirksamkeitsnachweis zeigen, ob – in Ergänzung zur Physiotherapie vor Ort – die digitale Rückentherapie zuhause den Therapieerfolg verstetigen und verbessern kann. Hintergrund Immer häufiger müssen sich Menschen wegen Schmerzen vom Arzt behandeln lassen. Allein 2015 diagnostizierten Ärzte bei 3,4 Millionen TK-Versicherten eine Schmerzerkrankung – das entspricht 37 Prozent der TK-Versicherten. Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse
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