Gemeinsam gegen das Vergessen. Das Ärztenetz Südbrandenburg stellt mit diesem Konzept in einer ländlichen Region trotz Ärztemangel und einem überdurchschnittlichen Alter der Bevölkerung eine umfassende und hochwertige Betreuung und Versorgung für Menschen mit einer dementiellen Erkrankung sicher.
Das Ärztenetz Südbrandenburg (ANSB) wurde im Jahr 2004 gegründet und ist ein freiwilliger Zusammenschluss der niedergelassenen Ärzte der Region Elbe-Elster und südliches Oberspreewald-Lausitz. Insgesamt sind mehr als 60 Ärzte daran beteiligt. Bisher umgesetzte Projekte des ANSB sind zum Beispiel: eine gemeinsame zentrale Patientenakte für alle Kollegen, Vollversorgungsverträge zur Integrierten Versorgung mit den beiden größten Krankenkassen der Region, eigene Casemanager und Gemeindeschwestern, Demenzversorgung, Tagespflegeangebote, alternative Wohn- und Betreuungsformen, Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz, Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) sowie ein eigenes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit 4 angestellten Ärzten.
Die umfangreichen Pflege- und Betreuungsangebote im Konzept Lebensfreude sind darauf ausgerichtet, Patienten und Angehörigen von Demenzkranken jeweils so viel Unterstützung anzubieten, wie gerade benötigt wird. So wird den Patienten ermöglicht, möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben zu können – stationäre Aufenthalte in Klinik oder Pflegeheim werden deutlich reduziert beziehungsweise zeitlich verzögert. Insbesondere pflegenden Angehörigen wird die Möglichkeit eröffnet, ihre aufopferungsvolle Tätigkeit besser unterstützt und damit länger wahrnehmen zu können. Dazu hat das ANSB ein 6-stufiges Betreuungssystem für dementiell Erkrankte entwickelt:
1. Ärzte des Ärztenetzes Südbrandenburg diagnostizieren die Demenz und leiten neben der medizinischen Therapie die Betreuung im Rahmen des Projektes ein. Zur Demenzfachkraft (DeFa) spezialisiert ausgebildete Schwestern des ANSB unterstützen dabei in den Praxen.
2. Case Managerin und Gemeindeschwester (agneszwei) des Ärztenetzes Südbrandenburg suchen die Patienten in deren Häuslichkeit auf, sprechen mit Angehörigen, klären auf, koordinieren Termine und Hilfsmittel und bieten die Möglichkeit der Betreuung im Rahmen des Projektes Lebensfreude an.
3. 62 von der Alzheimer Gesellschaft geschulte ehrenamtliche Helfer (Ehrenamtskreis) können von Case Managerin und Gemeindeschwester für die Demenzbetreuung eingesetzt werden (Betreuung zusätzlich zur Pflege: spazieren gehen, vorlesen, einkaufen gehen, angeln, Skat spielen, etc. – je nach Neigung und Biographie des Patienten.
4. Die Angehörigen haben die Möglichkeit zusätzlich die erkrankten Patienten stundenweise in einer Betreuungsgruppe für Demenzkranke betreuen zu lassen, um Freiräume für eigene Besorgungen zu erhalten.
5. ANSB Tagespflege für Menschen mit einem Pflege- und Betreuungsbedarf mit 12 Plätzen in attraktiver Fabrikantenvilla mit Parkanlage.
6. (im Bau): 1 Komplex mit drei abgestuften alternativen Wohnformen, darunter eine Demenz WG mit 8 Zimmern wird bis 12/2014 neu gebaut und bietet dann eine Möglichkeit, insgesamt 24 demente Patienten mit 24h/365 Tage Unterstützungsangebot so selbstbestimmt wie mög-lich und so unterstützt wie notwendig zu beherbergen – die Patienten sind Mieter und ent-scheiden (ggf. bevollmächtigte Angehörige) völlig frei, wer wie viel Unterstützung in An-spruch nehmen möchte. Alle Rahmenbedingungen des Wohnens sind darauf ausgerichtet, Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten und Hilfe anzubieten, wenn sie gebraucht wird.
Das Konzept Lebensfreude wurde im September 2014 auf dem Innovationskonvent des Medizin-Management-Verbands vorgestellt und dort mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Über den Gewinner des Publikumspreises entscheiden die anwesenden Teilnehmer und Besucher.