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Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) spielt eine größere Rolle für unser Medizinsystem, als seine relative Unbekanntheit vermuten lassen würde. Seine aktuelle Herbsttagung war offenkundig sehr interessant, da sie sich mit den zukünftigen Herausforderungen der Evidence based medicine beschäftigt hat. Die Vorträge sind inzwischen hier online gestellt, so dass man sie nachhören kann.
Ich fand den Vortrag des Chefs des britischen NICE Instituts, Prof. Haslam sehr interessant. Er problematisiert, dass fast alle randomisierten Studien und damit fast alle evidenzbasierten Empfehlungen sich auf Patienten beschränken, die genau eine Krankheit haben. In der Realität haben die Menschen aber mit zunehmendem Alter kaum noch nur eine akute oder chronische Krankheit, sondern zwei, vier oder acht akute oder chronische Krankheiten gleichzeitig. Im heutigen Versorgungssystem liegt die Behandlung dann in den Händen von ebensovielen Spezialisten gleichzeitig, die sich ihrerseits dann auch noch auf Empfehlungen stützen, die an Patienten erarbeitet worden sind, die in aller Regel jung sind und nur eine Krankheit haben.
Gegenwärtig gibt es im ambulanten Bereich wenigstens noch den Hausarzt, der sich darin auskennt, multimorbide Patienten zu behandeln. Im stationären Bereich gibt es diese Spezialisierung bei Geriatern, sie ist aber insgesamt viel zu wenig vertreten.
Damit die Evidence-based-medicine nicht den Anschluss an die Versorgungsrealität verpasst, muss sie sich diesen Herausforderungen stellen. Damit, wie Prof. Haslam sagt, auch in Zukunft sicher gestellt ist, dass eine empfohlene medizinische Maßnahme, etwa eine Medikation, auch wirklich mehr nützt als schadet.
Hiervon unter anderem handeln die Vorträge der Herbsttagung. Schaut doch hier mal rein.