Die Rehbergschule besteht seit 1976. Zu Beginn mit im Klinikgebäude, ist sie seit 2003 in einem eigenständigen Gebäude auf dem Gelände der Vitos Klinik Rehberg in Herborn (Haus 9) untergebracht. Sie ist eine besondere Schule. Das ergibt sich aus der besonderen Schülerschaft, nämlich psychisch oder psychosomatisch erkrankten Kindern und Jugendlichen.
Durch unsere besonderen Schüler ergeben sich besondere Rahmenbedingungen. Wir haben kleine Lerngruppen, im Grundschulbereich maximal fünf, im Sekundarstufenbereich maximal acht Schüler innerhalb einer Lerngruppe. Dadurch haben wir die Möglichkeit, jedem einzelnen Schüler ein individuell angepasstes Unterrichtsangebot zu bieten, welches die jeweilige Befindlichkeit und die Erkrankung berücksichtigt. „Wir holen die Schüler da ab, wo sie stehen.“ oder „Fördern und fordern ohne Angst und Stress.“ Das sind unsere Leitmotive, die wir auch im Schulprogramm festgeschrieben haben.
Auch wir haben im Vergleich zu anderen Schulen einen normalen Schulalltag, der sechs Unterrichtsstunden mit zwei Pausen am Vormittag umfasst. Auch wir haben Konferenzen sowie Arbeitsgruppen, die sich mit der Schulentwicklung befassen. Der Unterschied liegt darin, dass wir in die klinischen Abläufe einbezogen werden und dort auch präsent sind.
Vitos Klinik und Rehbergschule
Wir sind in die klinische Behandlung eingebunden, indem wir im direkten Austausch mit der Klinik stehen. Jede Station hat eine Schulbeauftragte, die den Kontakt zur Schule hält. Wir nehmen an den regelmäßig stattfindenden Behandlungsplanungen teil, um über schulrelevante Aspekte zu berichten. Kurzfristige Absprachen erfolgen zumeist telefonisch oder per Mail mit den zuständigen Ärzten oder dem Betreuungspersonal. Natürlich denken wir zwangsläufig auch therapeutisch, handeln aber immer pädagogisch.
Die Zusammenarbeit mit den Stammschulen wird von uns intensiv gesucht. Nachdem wir uns ein eigenes Bild über den jeweiligen Schüler verschafft haben, gibt es einen Erstkontakt per Telefon oder neuerdings auch öfter per E-Mail. Zudem erhalten wir von der Stammschule Informationen mittels eines Fragebogens. Je nach Absprachebedürfnis intensivieren sich diese Kontakte. Bei Entlassung erfolgt ein Abschlussbericht, in dem wir auch Empfehlungen zu weiteren pädagogischen Notwendigkeiten geben. Im Bereich des Schulamtes Lahn-Dill gibt es Kooperationsvereinbarungen mit der Schule für Erziehungshilfe und der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, die unsere Schüler weiter betreuen. Übergabegespräche sowie Schulbegleitungen sind gegebenenfalls möglich. Unsere tagesklinischen Außenstellen haben hier besondere Schnittstellenfunktionen.
Die Anmeldung neuer Schüler in der Rehbergschule erfolgt nach ärztlicher Abklärung durch die Klinik in der wöchentlichen Schulkonferenz. In der ersten Woche findet eine reduzierte Unterrichtung beim Klassenlehrer statt. Es folgen dann ab der zweiten Woche individuelle Absprachen über Umfang und Intensität des Unterrichts sowie die Aufnahme des Fachunterrichtes in den Stundenplan.
Alle Krankheitsbilder, die in der Vitos Klinik behandelt werden, sind auch in der Rehbergschule vertreten: ADHS, Depressionen, Essstörungen, Angst- oder Zwangsstörungen oder bipolare Störungen, um nur einige zu nennen. Wir bilden in der Schule allerdings Jahrgangsstufen, stellen also keine Lerngruppen nach Krankheitsbildern zusammen.
Nicht nur Unterricht – Auszeichnungen für die Schülerzeitung
Zusätzlich zu dem Kern- und Fachunterricht bieten wir Arbeitsgemeinschaften an, die individuell an den Interessen der Kollegen ansetzen. Dieses Angebot wird zunehmend erweitert. Mittlerweile haben wir eine Gitarren-AG, Band-AG, Koch-AG, computergestützte Musik- und Video-AG, AG Darstellendes Spiel, IT-AG und ein Kletter-Projekt. Im Entstehen sind zurzeit Foto-AG und Näh-AG. Außerdem haben wir eine Schülerfirma und bieten die Möglichkeit der Teilnahme an einem Betriebspraktikum. Alle Arbeitsgemeinschaften erfreuen sich großer Beliebtheit und sind gut frequentiert, da auch individuelle Interessen der Schüler hier bedient und gefördert werden.
Ich persönlich leite seit 2004 zusammen mit meinem Limburger Kollegen Rolf Eisel die Schülerzeitungs-AG, in der die Schülerzeitung „Hoppla“ entsteht. Diese wurde sogar bereits mehrfach ausgezeichnet. Ein erfolgreiches Antistigmatisierungsprojekt ist ebenfalls daraus hervorgegangen, welches den Preis „Soziales Bürgerengagement 2014“ der hessischen Landesregierung erhielt.
Die Lehrer
Es gibt derzeit noch keinen eigenständigen Studiengang für diese Schulform. Wir Lehrkräfte müssen uns daher auch autodidaktisch in diesem pädagogisch-medizinischen Bereich fortbilden. Dazu nutzen wir natürlich auch das Know-how der Vitos Klinik.
Das Kollegium setzt sich zusammen aus unterschiedlich ausgebildeten Lehrkräften. Wir haben Förderschullehrer, Grundschullehrer, Lehrkräfte für Haupt- und Realschule, für das Gymnasium sowie für den berufsbildenden Bereich an unserer Schule, da wir alle Schulformen bedienen müssen. Ich selbst bin Gymnasiallehrer, meine studierten Fächer sind Germanistik und Russistik. Wir unterrichten in der Rehbergschule nach dem Klassenlehrerprinzip im Kernunterricht die Fächer Deutsch, Gesellschaftslehre sowie gegebenenfalls die musisch-künstlerischen. Alle anderen Fächer werden als Fachunterricht angeboten (Mathematik, Naturwissenschaften, Sprachen). Ich unterrichte im Fachunterricht Englisch.
Dass ich an der Rehbergschule gelandet bin, ist eher Zufall. Auf der Suche nach einer Planstelle bin ich auf diese Schulform gestoßen. Ich habe mich vor Ort beworben und vorgestellt, dann erfolgte das Angebot der Lehrtätigkeit auf Bestreben der damaligen Schulleiterin durch das staatliche Schulamt. Ich bin jetzt im 15. Jahr an der Schule und habe eine Funktionsstelle als Oberstudienrat.
Die Unterrichtung kranker Schüler bedingt natürlich auch belastende Erlebnisse. Lehrkräfte an Schulen für Kranke brauchen daher neben guten Rahmenbedingungen auch besondere persönliche Kompetenzen und eine gute Psychohygiene.
Die pädagogischen Freiheiten, um jedem Schüler individuell gerecht werden zu können ist das Beste an meinem Job an der Schule. Dadurch entsteht ein besonderes Verhältnis zu jedem einzelnen Schüler, auch auf der Beziehungsebene.
Spaß und Freude am Lernen vermitteln
Neben dem Erhalt der Schulfähigkeit trotz Erkrankung und der individuellen Förderung unserer Schüler, ist es unser besonderes Anliegen, Spaß und Freude am Lernen zu vermitteln oder wieder zu wecken.
Dazu haben wir uns ein Leitbild gegeben und Leitsätze im Schulprogramm verankert, die auf unserer Homepage nachgelesen werden können. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft durch die personelle und räumliche Ausstattung der Schule dazu in der Lage sein werden.