Sie spielen blitzschnelle Pässe, dribbeln rasant übers Feld und versenken Bälle mit treffsicheren Würfen: Wenn die Basketballmannschaft des RSC Berlin über den Platz wirbelt, ist Action angesagt. Das Besondere: Die Spieler laufen nicht, sie fahren im Rollstuhl. Rollstuhlbasketball ist schon lange ein anerkannter Mannschaftssport. Nach dem zweiten Weltkrieg riefen Kriegsinvaliden, die auch mit ihrer Behinderung weiterhin Basketball spielen wollten, die Sportart ins Leben. Seit 1960 gehört sie zu den paralympischen Disziplinen, seit 1973 organisiert die International Wheelchair Basketball Federation alle vier Jahre eine Weltmeisterschaft. Den Rollstuhl-Sport-Club Berlin e.V., der neben Basketball auch Badminton und Tischtennis anbietet, gibt es schon seit 1967.
„Index für Inklusion im und durch Sport“
Neben speziellen Behinderten-Sportvereinen, wollen immer mehr Sportvereine die Inklusion von Menschen mit Behinderungen fördern. Damit Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam Sport treiben können, müssen innerhalb der Vereinsstrukturen bestimmte Bedingungen erfüllt sein: etwa Vorkehrungen zur Barrierefreiheit wie ebenerdige Zugänge und barrierefreie sanitäre Anlagen sowie eine Kultur, bei der alle Vereinsmitglieder auch Menschen mit Einschränkungen als vollwertige Mitspieler anerkennen. Um Sportvereine und -verbände dabei zu unterstützen, hat der Deutsche Behindertensportverband (DBS) den „Index für Inklusion im und durch Sport“ entwickelt. Ziel ist es, den Ausbau einer inklusiven Sportlandschaft in Deutschland voranzutreiben. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).
Sport fördert die Autonomie
Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Sport bringt viele positive Aspekte mit sich. Sportvereine sind Orte, an denen sich ganz unterschiedliche Menschen begegnen. Dabei haben sie auch alle etwas gemeinsam: Sie begeistern sich für die gleiche Sportart und verfolgen ein gemeinsames Ziel. Das schweißt zusammen. Das Gemeinschaftsgefühl und die Anerkennung, die Sportler in der Gruppe erfahren, stärken das Selbstbewusstsein. Sport fördert aber nicht nur die soziale Integration und das seelische Wohlbefinden. Bewegungsaktivitäten schulen auch nachweislich sowohl die motorische als auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Wenn Menschen mit Behinderungen Sport treiben, können sie damit also ihr Aktivitätsspektrum erweitern. Das fördert ihre Autonomie.
Orientierungshilfe für Sportverbände
Der “Index für Inklusion im und durch Sport“ richtet sich an alle Vereine und Verbände, die ihre Kultur, Strukturen und Praktiken inklusiv gestalten wollen. Der Index ist kein feststehendes Konzept, sondern vielmehr ein Wegweiser. Er soll dabei helfen, den eigenen Weg zu finden, Inklusion umzusetzen. Als Nachschlagewerk und Verzeichnis bietet er umfangreiche Informationen zum Themenbereich Inklusion und Sport sowie Orientierungspunkte für die praktische Arbeit. Daneben zeigt der Index konkrete Inklusionsprozesse auf und soll so als Grundlage dienen, inklusive Prozesse zu initiieren und bereits laufende Initiativen weiterzuentwickeln. Neben theoretischem und praktischem Hintergrundwissen enthält er einen Fragenkatalog, anhand dessen Vereine und Verbände ihre Situation überprüfen können, um so herauszufinden, welche Veränderungen erforderlich sind. Unter folgendem Link ist der Index in barrierefreier Form kostenfrei erhältlich:
Der Index ist in fünf Abschnitte unterteilt:
1. Der Teil „Ansatzpunkte und Grundlagen für die Entwicklung einer inklusiven Sportlandschaft vor Ort“ erklärt, was Inklusion bedeutet und wie diese im Sport gelingen kann. Er zeigt weiterhin die Chancen und Grenzen für Sportvereine und -verbände auf.
2. Der Teil „Der Index in der Praxis“ gibt Hinweise und Anregungen, wie der Fragenkatalog zu gebrauchen ist und beschreibt beispielhaft einen Weg, inklusive Prozesse einzuleiten.
3. Der „Fragenkatalog“ ist der Kern des Index. Er enthält unter anderem Fragen wie „Gehen alle Personen unabhängig von ihrer Rolle im Sportverband/-verein respektvoll miteinander um?“, „Gibt es eine gemeinsame Sichtweise darüber, was Inklusion bedeutet?“, „Schätzt der Sportverband/-verein Unterschiede als anregend ein? Diese Fragen sollen den Weg zu einer inklusiven Kultur begleiten.
4. Der Teil „Arbeitsmaterialien“ liefert weitere Fragebögen, unter anderem für Vereinsmitglieder, Trainer und Übungsleiter und Angehörige und gesetzliche Betreuer von Menschen mit Behinderungen.
5. Das Kapitel „Weiterführendes“ zeigt Praktiken zum Nachmachen und nennt Tipps, Adressen, Literaturhinweise, auch für Übungsleiter und Trainer, sowie ein Glossar.
Barrieren abbauen
Während die Inklusion im Sport Fortschritte macht, gibt es viele Bereiche, in denen der Bedarf an inklusiven Strukturen noch sehr groß ist. Etwa in der medizinischen Versorgung. Hier stoßen Menschen mit Behinderungen oft auf Schwierigkeiten. Viele Arztpraxen haben Hindernisse in Form von Treppen, engen Durchgängen oder anderen Barrieren. Laut Erhebungen der Stiftung Gesundheit verfügen 68.000 Arztpraxen über eine oder mehrere Vorkehrungen zur Barrierefreiheit. 152.000 Ärzte haben keine Vorkehrungen implementiert oder haben bislang keine Angaben gemacht. Um die Situation von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, arbeitet die Stiftung Gesundheit in mehreren Projekten eng mit der der Stiftung Gesundheit Fördergemeinschaft zusammen. Dazu gehört unter anderem das Projekt „Barrierefreie Praxis“. Es bietet Patienten deutschlandweit Informationen zum Grad der Barrierefreiheit von Arztpraxen. Auch die Arzt-Auskunft bietet Patienten Informationen zu unterschiedlichen Aspekten der Barrierefreiheit, wie Behindertenparkplätze, verstellbare Untersuchungsmöbel und Gebärdendolmetscher. Ziel ist es, dass Menschen mit Behinderungen so leichter einen Arzt finden, der zu ihren individuellen Bedürfnissen passt.