Jahresvorschau: Was erwartet uns 2015?

Das Jahr 2015 bringt nicht nur einige wichtige Änderungen in der Sozialgesetzgebung, auch Jubiläen, Konferenzen und andere Ereignisse werfen bereits ihre Schatten voraus. Ein Überblick

  • Januar

Wichtige Neuerungen in der Sozialgesetzgebung

Seit dem 1. Januar gelten in der Sozialhilfe sowie in der Grundsicherung für Arbeitsuchende neue Regelbedarfe. In Kraft  tritt außerdem die „Zweite Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen für die Pflegebranche“, womit unter anderem auch Alltagsbegleiter und Betreuungskräfte insbesondere von Demenzkranken vom Pflegemindestlohn profitieren. Hinzu kommt, dass zum Jahresbeginn die Sonderregelung zur Eingliederung von Arbeitsuchenden ab 50 Jahren, die Vermittlungshemmnisse haben, verlängert wurde. Arbeitgeber können nun bis Ende 2019 weiterhin mit Eingliederungszuschüssen für eine Dauer von bis zu drei Jahren gefördert werden.

  • Februar

Berlinale

Rund 60 Filme zu queeren Themen gelangen bei den 65. Internationalen Filmfestspielen Berlin vom 5. bis 15. Februar zur Aufführung. Die Besten werden am 13. Februar beim Teddy Award in der Komischen Oper ausgezeichnet. Ein Preisträger steht schon jetzt fest: Dem Schauspieler Udo Kier wird man den Special Teddy für sein Lebenswerk überreichen.

HIV-kontrovers

Am 7. Februar 2015 laden die Aidshilfe NRW und die Deutsche AIDS-Gesellschaft in Kooperation mit der Uniklinik Düsseldorf zur Fachtagung HIV-kontrovers ins Hotel Intercontinental in Düsseldorf ein. Expertinnen und Experten aus Aidshilfen und der Positivenselbsthilfe, aus Prävention, öffentlichem Gesundheitswesen, ambulanter und stationärer Versorgung, Politik und Verwaltung werden zu acht aktuellen Themen miteinander diskutieren.

CROI

Über 4.000 Expertinnen und Experten aus der HIV/Aids-Forschung und -Behandlung werden auf der Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI) vom 23. bis 26. Februar in Seattle aktuelle Forschungsergebnisse vorstellen und erörtern.

Studienergebnisse zur PrEP

Anlässlich der CROI in Seattle werden für Ende Februar die Ergebnisse der Zwischenauswertung der britischen PROUD-Studie erwartet. Die Studie gibt Auskunft über die Wirksamkeit der Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP), also der regelmäßigen Einnahme antiretroviraler Medikamente zur Verhinderung einer HIV-Infektion. Zugleich werden die Ergebnisse der IPERGAY-Studie erwartet, in der rund 400 schwule Männer in Frankreich und Kanada das HIV-Medikament Truvada jeweils dann eingenommen haben, wenn sie in den nächsten Stunden einen Sexualkontakt mit Infektionsrisiko erwarteten.

Internationaler Leberkongress in Wien

Wien ist vom 22. bis 26. Februar Schauplatz des International Liver Congress, zu dem rund 11.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt anreisen werden. Eines der zentralen Themen wird die Zukunft der Hepatitis-C-Behandlung sein.

  • März

Buddy-Projekt Sprungbrett geht an den Start

In der ersten Phase nach der HIV-Diagnose ist es für Positive oft besonders wichtig, jemanden zu haben, mit dem sie offen und vertrauensvoll über alle mit der HIV-Infektion zusammenhängenden Fragen sprechen können. Hier setzt das Projekt „Sprungbrett“ an: Es vermittelt bundesweit sogenannte Buddys, also Männer und Frauen, die selbst HIV-positiv sind und andere bei den ersten „positiven“ Schritten mit Rat und Hilfe unterstützen. Die Homepage des Projekts wird im März online gehen, über die dann zunächst in sechs Städten – Hamburg, Aachen, Frankfurt am Main, Wuppertal, Köln und Karlsruhe – Buddys kontaktiert werden können. Im März ist eine Schulung für weitere Buddys geplant, um das Angebot bundesweit ausbauen zu können.

IWWIT-Kampagne zu Hepatitis C

Die Präventionskampagne ICH WEISS WAS ICH TU für schwule Männer beschäftigt sich im März schwerpunktmäßig mit dem Thema Hepatitis C.

6. Münchner AIDS- und Hepatitis-Werkstatt

Auch die 6. Münchner AIDS- und Hepatitis-Werkstatt vom 13. bis 14. März steht ganz im Zeichen der enormen Fortschritte in der Hepatitis-C-Therapie. In einer speziellen Vormittagsveranstaltung werden neue Forschungsprojekte und -resultate aus dem naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich vorgestellt und diskutiert, und in Workshops wird Schwerpunktthemen des Praxisalltags Raum gegeben. Für den Austausch unter den Teilnehmern sind insbesondere „Corner Stone Labs – Expert Lectures“ vorgesehen.

Kompass.hiv

Nach mehreren Auflagen des Adressbuchs „Wohnen ­– Pflege – Betreuung für Menschen mit HIV und Aids“ wandert das hilfreiche Verzeichnis aller entsprechenden Projekte und Angebote ins Internet. Voraussichtlich Mitte März wird der aktualisierte Überblick unter der Webadresse www.kompass.hiv online gehen.

  • April

Preisverhandlungen zu neuen Hepatitis-C-Medikamenten

Durch die neuen HCV-Medikamente erweitern sich die Möglichkeiten einer Therapie ohne Interferon und gegebenenfalls auch ohne Ribavirin, wodurch die Behandlungsdauer im Idealfall auf bis zu 6 Wochen reduziert werden kann. Doch die extrem hohen Kosten behindern noch in vielen europäischen Ländern den Zugang zu diesen Therapien. Auch in Deutschland, wo eine Behandlung bis zu 100.000 Euro kosten kann, scheuen viele Ärzte aus Angst vor Regressen vor dem Einsatz der neuen Medikamente zurück. Wie teuer eine HCV-Therapie künftig sein wird, hängt vor allem von den Ergebnissen der Preisverhandlungen über die bereits genehmigten Präparate und die Nutzenbewertungen des Gemeinsamen Bundesausschusses zu den neu zugelassenen Medikamenten ab. Auf einen Erstattungsbetrag für das Präparat Olysio® haben sich der Hersteller und die Krankenkassen Mitte Januar einigen können. Für das HCV-Medikament Sovaldi® ist das jedoch noch nicht gelungen. Bis zum 17. April soll nun ein Schiedsverfahren ein Ergebnis bringen.

25 Jahre akzept e.V.

Der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik akzept e.V. feiert am 28. April seinen 25. Geburtstag.

  • Mai

Suchttherapietage Hamburg

Unter dem Motto „20 Jahre Suchttherapietage – neue Entwicklungen und Horizonte in der Suchthilfe“ werden vom 26. bis 29. Mai in Hamburg zum einen neue Substanzen, Konsumtrends und Konsumentengruppen thematisiert, zum anderen neue Diagnostiksysteme wie das DSM-5 oder das ICD 11 vorgestellt und damit einhergehende Anpassungen von Beratungs- und Therapiekonzepten diskutiert.

  • Juni

Ergebnisse der Partizipativen Qualitätsentwicklung

Zwei Jahre lang hat die Deutsche AIDS-Hilfe in Kooperation mit Vertretern verschiedener Migranten-Communities, mit Wissenschaftlern und anderen Partnern in der Seminarreihe „Partizipative Qualitätsentwicklung“ Qualitätsstandards und Praxisbeispiele für eine lebensweltnahe, Community-basierte HIV-Prävention für und mit Migrantinnen und Migranten erarbeitet. Die Ergebnisse sollen im Juni in Form eines Arbeitsbuchs veröffentlicht werden.

Vaginal- und Rektalgel gegen HIV

Nach den 2010 publizierten Ergebnissen der Caprisa-Studie untersucht nun auch die Facts-001-Studie die HIV- und Herpes-Schutzwirkung eines Vaginalgels auf Tenofovir-Basis. 2.900 Frauen aus Südafrika wenden dafür das Gel vor und nach dem Sex an. Die Ergebnisse werden zur Jahresmitte erwartet. Parallel dazu wird in der vergleichsweise kleinen MTN-017-Studie mit 186 schwulen Männern getestet, ob sich das Gel auch rektal einsetzen lässt.

Europride Riga

Nach London im letzten Jahr zieht der Euro-CSD 2015 in die Hauptstadt Lettlands. Die Festivitäten zum Europride beginnen bereits am 15. Juni mit einem umfangreichen kulturellen Veranstaltungsprogramm, darunter auch den World Choir Games mit lesbisch-schwulen Chören aus aller Welt.

IWWIT-Kampagne U 30

Die IWWIT-Kampagne zur diesjährigen CSD-Saison widmet sich ganz speziell den schwulen Männern unter 30.

Christopher Street Day

Die CSD-Saison in Deutschland zieht sich wie schon in den Vorjahren über den ganzen Sommer. In Dresden wird die traditionelle Parade am 6. Juni, in Berlin am 27. Juni durch die Stadt ziehen. Köln feiert am 5. Juli, in Frankfurt am Main wird man am 18. Juli unter dem Motto „Grenzen überwinden – Brücken schlagen“ demonstrieren.

  • Juli

AIDS Impact Amsterdam

Die 12. internationale Konferenz zur verhaltenswissenschaftlichen und psychosozialen Forschung im HIV/Aids-Feld wird sich schwerpunktmäßig mit den Veränderungen befassen, die sich durch niedrigschwellige HIV-Testangebote und verbesserte HIV-Therapien unter anderem für Prävention und Versorgung ergeben. Der Fachkongress AIDS Impact, der 1991 erstmals in Amsterdam stattfand, kehrt nun vom 28. bis 31. Juli wieder in die Grachtenstadt zurück.

  • September

Welt-Hepatitis-Gipfel in Glasgow

Zur weltweit größten Hepatitis-Fachveranstaltung sind nicht nur Gesundheitswissenschaftler und Mediziner, sondern auch Patientenorganisationen, Entscheidungsträger, Vertreter der Pharmaindustrie, des Global Funds und der Medien eingeladen. Ziel des Welt-Hepatitis-Gipfels vom 2. bis 4. September ist es, die nationalen Strategien der Hepatitis-Prävention und -Behandlung durch Seminare und Workshops zu zentralen Fragen wie Finanzierung, Beratung und Überwachung voranzutreiben.

IUSTI

In Barcelona findet vom 22. bis 24. September die International Union against Sexually Transmitted Infections” (IUSTI) statt. Der jährlich veranstaltete Kongress behandelt aktuelle Themen in den Bereichen Sexualität, sexuell übertragbare Infektionen, medizinische Behandlung, Physiologie, Pathologie und gesundheitliche Versorgung.

  • Oktober

European AIDS Conference Barcelona

Vier Tage lang steht Barcelona ganz im Zeichen der aktuellen medizinischen Forschung zu HIV und Aids. Zu der von der European AIDS Clinical Society (EACS) organisierten 15. Europäischen AIDS-Konferenz vom 21. bis 24. Oktober werden Wissenschaftler aus über 70 Ländern erwartet, um die Ergebnisse ihrer Forschungsprojekte zu präsentieren.

  • November

Vaginalring gegen HIV

Zum Jahresende werden die Ergebnisse zweier Studien zu Vaginalringen erwartet. An der Aspire-Studie haben 2.500 Frauen aus dem südlichen Afrika teilgenommen, an der „Ring Study“ 1.650 Frauen unter anderem aus Südafrika, Ruanda und Malawi. Die Vaginalringe werden im hinteren Scheidengewölbe platziert und könnten, sofern die Methode funktioniert, für die Dauer eines Monats Schutz gegen HIV bieten.

20 Jahre Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids

Gleich ein doppeltes Jubiläum wird am 6. November in Köln begangen: zum einen feiert die Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids in Nordrhein-Westfalen ihren 20. Geburtstag, zum anderen ist das Kommunikationsportal XXElle seit zehn Jahren online. Zu diesem Anlass ist ein Fachtag zum Thema Frauen und HIV/Aids in Planung.

  • Dezember

Welt-Aids-Tag

Auch in diesem Jahr werden die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche AIDS-Hilfe und die Deutsche AIDS-Stiftung den Welt-Aids-Tag am 1. Dezember mit einer gemeinsamen Kampagne begleiten.

Fachtagung zur Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung

Die Versorgung nicht krankenversicherter Menschen in Deutschland steht im Mittelpunkt der Fachtagung „Zugang für alle, auch in Deutschland“ in Berlin. Organisatoren dieser Veranstaltung am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, ist die Arbeitsgemeinschaft HIV und Migration.

Relaunch von aidshilfe.de

Der Internetauftritt der Deutschen AIDS-Hilfe wird in den kommenden Monaten komplett überarbeitet, neu strukturiert und umgestaltet. Voraussichtlich zum Jahresende wird aidshilfe.de dann in bewährter Qualität, aber in frischem Look und mit vielen neuen Inhalten und Funktionen an den Start gehen.