Rund 14.500 Euro soll eine Packung Sovaldi (Wirkstoff: Sofosbuvir) kosten.
Darauf haben sich die Krankenkassen und das US-amerikanische Pharmaunternehmen Gilead Sciences geeinigt, wie der GKV-Spitzenverband heute in einer Pressemitteilung bekannt gab.
Bei einer zwölfwöchigen Therapie liege der Erstattungsbetrag damit bei rund 43.500 Euro. Der tatsächliche Zahlbetrag ergibt sich laut GKV allerdings erst nach Abzug der gesetzlichen Herstellerabschläge. Nach Informationen von Spiegel Online kosten zwölf Wochen Therapie mit Sovaldi dann rund 41.000 Euro.
Die Vereinbarung gelte drei Jahre, und zwar rückwirkend ab dem 23. Januar 2015, so der Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen. Zudem beinhalte sie eine Staffelung, die den Preis in den kommenden zwei Jahren noch weiter senken soll.
Die GKV weist des Weiteren darauf hin, dass die Einigung über den Erstattungsbetrag den verordnenden Arzt nicht von seiner Pflicht entbinde, jede Verordnung weiterhin auf ihre Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen.
Sovaldi wurde im Januar 2014 in Europa zugelassen und wird von Experten als Durchbruch in der Hepatitis-C-Behandlung gesehen. Im ersten Jahr nach Zulassung eines Medikaments kann der Hersteller den Preis selbst festlegen. Bisher verlangte Gilead für eine Pille Sovaldi rund 700 Euro. Bei einem Therapiezyklus von 24 Wochen fielen damit allein für dieses Medikament, das mit anderen Präparaten kombiniert werden muss, Kosten von rund 100.000 Euro an. Nicht nur ärmeren Ländern bereitet der hohe Preis enorme Probleme, Hepatitis-C-Patienten mit dem effektiven Arzneimittel zu behandeln.
Die Preispolitik von Gilead hatte daher in den vergangenen Monaten international Kritik und Proteste hervorgerufen. Erst Anfang dieser Woche hatte die Nichtregierungsorganisation „Ärzte der Welt“ Einspruch gegen das Patent für Sovaldi beim Europäischen Patentamt eingelegt, um anderen Produzenten den Weg für die Herstellung preisgünstigerer Nachahmerpräparate frei zu machen. Mitte Januar dieses Jahres hatte bereits die indische Patentbehörde Gilead das Patent für den Wirkstoff Sofosbuvir verweigert.
Ende letzten Jahres hatten die Krankenkassen in Deutschland mit Gilead die Verhandlungen über den Erstattungspreis aufgenommen. Im Januar war der erste Durchgang gescheitert, ein Schiedsverfahren sollte bis zum 17. April dieses Jahres eine Einigung herbeiführen. Vor wenigen Tagen habe man schließlich einen Kompromiss gefunden, teilt die GKV mit.
Grundlage der Verhandlungen über den Erstattungsbetrag sei der „differenzierte Beschluss“ des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom 17. Juli 2014 gewesen, heißt es in der Pressemitteilung. Dieser bescheinigte dem Wirkstoff Sofosbuvir nur bei etwa 5 Prozent der Patienten mit chronischer Hepatitis C einen beträchtlichen Zusatznutzen, für circa 35 Prozent der Patienten gebe es einen geringen Zusatznutzen, bei etwa 60 Prozent gelte ein Zusatznutzen als nicht belegt. Dem GKV-Spitzenverband sei wichtig gewesen, eine Einigung herbeizuführen, „die die differenzierte Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses angemessen abbildet“, so der Kassenverband.
Laut Angaben der Barmer GEK gegenüber dem Online-Magazin „Pharma Fakten“ sollen jährlich 15.000 Hepatitis-C-Patienten mit den neuen, hochwirksamen Medikamenten behandelt werden.
(Christina Laußmann)
Quelle/weitere Informationen:
Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbands vom 12.2.2015
Angaben zur Höhe des Erstattungsbetrags auf der Website des GKV-Netzwerks vom 12.2.2015
Spiegel Online über die Einigung
„Jährlich 15.000 Therapien mit neuen Arzneien“ – „Pharma Fakten“ über die Einigung