ÄiZG-Studie 2014: Ärzte zwischen Technik und Tradition

Arztschild

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Wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal ein Lexikon in der Hand gehabt? So ein richtiges Buch, gedruckt und gebunden? Wann waren Sie zuletzt in einer (wissenschaftlichen) Bibliothek? Während ich doch immer wieder Lexika konsultiere, muss ich gestehen, dass ich (und das als Hochschullehrer!) seit Jahren nicht mehr in einer Bibliothek war. Das Internet mit seiner Fülle an Informationen ist direkt vom Schreibtisch aus verfügbar. In der Regel ist nach wenigen Mausklicks oder Tippbewegungen die Antwort auf meine Frage gefunden.

Dieser paradigmatische Wechsel in der Informationsbeschaffung macht auch vor Arztpraxen nicht Halt: Bei der Auswertung der Daten für die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit (ÄiZG) 2014“ hat sich gezeigt, dass Ärzte mittlerweile häufig zu digitalen Recherchemöglichkeiten greifen. Dafür gibt es viele gute Gründe: So kann das Internet beispielsweise flexibler auf den schnellen Wissenszuwachs in der Medizin reagieren als gedruckte Werke. Zudem bietet es weitaus komfortablere und auch effektivere Suchmöglichkeiten, speziell auf Ärzte zugeschnittene Ressourcen und Datenbanken, sowie Foren für Fachleute, die ganz unabhängig von ihrem Standort rasch und unkompliziert Erfahrungen austauschen können. All das lässt sich hervorragend nutzen, um Möglichkeiten und Optionen abzuwägen und am Ende die optimale Therapie für den Patienten zu finden. Auch „self-help“-Angebote im Internet – sei es zur Förderung von Lese- und Rechenkompetenzen bei Kindern, zur Unterstützung bei der Nikotin-Entwöhnung oder für den Austausch mit anderen Betroffenen bei Depressionen – können sorgfältig eingesetzt überaus sinnvoll sein.

Noch aber setzen Ärzte am häufigsten auf die ganz klassischen Quellen der Informationsbeschaffung: Jeweils mehr als 85 Prozent tauschen sich direkt mit Kollegen aus oder konsultieren gedruckte Fachliteratur. Diese traditionellen Rechercheformen haben sich bereits über eine sehr lange Zeit hinweg bewährt und genießen daher zu Recht auch weiterhin einen hohen Stellenwert. Als alleinige Quelle werden sie jedoch dem Informationsbedarf von Ärztinnen und Ärzten nicht mehr gerecht, denn die gewaltige Informationsdichte und -geschwindigkeit lässt sich nur mit den neuen Medien bewältigen.

Diese wiederum haben aber auch Risiken und sind bei weitem nicht unfehlbar. Die Ideallösung ist es daher, beide Recherchemöglichkeiten parallel zu nutzen. Und damit dies auch gelingt, wäre es zu wünschen, dass die wichtige Fähigkeit der wissenschaftlich-kritischen Grundhaltung, die notwendig ist, um den zunehmenden Wissensstrom zu filtern, Quellen kritisch zu hinterfragen und souverän mit widersprüchlichen Informationen umzugehen, möglichst bald als fester Bestandteil des Medizin-Curriculums vermittelt wird.

Für die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit“ befragt die Stiftung Gesundheit einmal jährlich niedergelassene Ärzte in Deutschland sowohl zu wiederkehrenden als auch aktuellen Themen. Die Studie ist mittlerweile in der zehnten Auflage erschienen.