Apotheken sind zwangsweise “beliebte” Anlaufstellen für Drogensüchtige und Abhängige – immerhin lagern wir (oder können bestellen) eine Menge der Stoffe und Mittel die halt nicht nur von wirklich bedürftigen Patienten gebraucht, sondern von Süchtigen missbraucht werden. Benzodiazepine, Z-Stoffe, Amphetamine und Vorläuferstoffe, Codein und allgemein Opiate wie in starken Schmerzmitteln, Cocain, Cannabis etc.. Um da dran zu kommen wird teils ziemlich Aufwand betrieben, Abfall nach weggeworfenen Medikamenten durchwühlt, Verwandte bestohlen, es werden Rezepte gefälscht oder alternativ Ärzte abgeklappert, Apotheken werden überfallen …
Die Suche nach dem nächsten Kick oder Zumindest dem Ausweichen der Entzugserscheinungen bestimmt bei manchen einen grossen Teil des Lebens und Denkens … Es scheint jedoch, als ob das negative Auswirkungen auf die Denkleistung hätte.
Hier eine Geschichte, die Leserin Nachtschattengewächs so passiert ist, und die sie hier mit uns teilt: Danke Dir!
Kurz zur Vorgeschichte. Ich bin ein Mensch mit chronischer Erkrankung und Schwerbehinderung und habe hier in Deutschland einen wunderbaren Arzt, der sehr für die legale medizinische Anwendung von Cannabispräparaten kämpft.
Ich habe bereits Sativex gehabt und Dronabinol. Aufgrund der nicht Finanzierung durch meine Krankenkasse und die schwierige Dosierung habe ich bei der Bundesopiumstelle des BfArM eine Ausnahmegenehmigung für Cannabisblüten beantragt.
Das ist ein sehr schwieriges und kompliziertes Verfahren. In Deutschland haben gerade mal rund 350 Menschen eine solche Genehmigung.
Unter Anderem muss im Antrag direkt eine Apotheke genannt werden, die die Blüten bestellen und verkaufen wird.
Da ich eine Stammapotheke in einer Großstadt habe, die schon immer mühelos andere Betäubungsmittelrezepte eingelöst hat und auch bei ungewöhnlichen Medikamenten zur Stelle ist, habe ich persönlich dort vorgesprochen.
Die Apotheke war an diesem Abend recht leer. Vereinzelt wurden Kunden bedient. Ich schilderte mein Anliegen und gemeinsam besprachen der Apotheker und ich wie die Prozedur läuft.
Der Apotheker sprach mich mehrfach mit meinem Namen an, ich bin dort bekannt und die Apotheker sind sehr freundlich. Ich kaufte noch ein paar Medikamente und ging.
Wenige Tage später hatte ich einen Anruf meiner Apotheke auf dem Anrufbeantworter, dass ich wegen meiner fehlenden Bestellung besagten Apotheker anrufen möge. Zwar hatte ich etwas bestellt, ich wusste aber, dass dies zur Abholung bereit liegt.
Ich wusste nichts von einer neuen Bestellung. Ich rief meinen Apotheker an und sagte ihm, dass ich nichts von einer fehlenden Bestellung wisse.
Er erläuterte mir, die Apothekerin Frau X habe am Morgen einen Anruf von einer Frau meinname bekommen, die gefragt habe, ob die fehlenden 5 Kilo (sic!) Cannabis da wären und wann sie abgeholt werden könnten.
Ich war fassungslos. Die Apothekerin ist neu in der Apotheke, sie kannte meine Stimme nicht. Daher war sie sehr irritiert.
Niemand in meinem Umfeld weiß von der beantragten Ausnahmegenehmigung, ein dummer Scherz aus meinem Umfeld kann es daher nicht sein.
Mein medizinisches Umfeld weiß davon, würde so einen Unfug aber nicht treiben und weiß auch nicht, welche Apotheke mich „betreut“.
Ich kann mir nur vorstellen, dass ein süchtiger Mensch, der gerade harmlose Medikamente gekauft hat, mehrfach meinen Namen gehört und das Gespräch über den Bezug von Cannabisblüten mitbekommen hat.
Anschließend hat sie angerufen und gehofft, man würde ihr die Blüten bestellen und zur Abholung bereit legen.
Ganz offensichtlich hatte diese Person keine Ahnung wie eine solche Prozedur läuft.
Abgesehen davon, dass eine Genehmigung vorliegen muss und man sich sofern nicht lange bekannt stets ausweisen muss, braucht man auch ein BTM Rezept vom betreuenden Arzt und bekommt nur geringe Mengen Cannabis Blüten (abhängig vom durch den Arzt festgelegten Bedarf),
weshalb ich bei 5 kg wirklich schmunzeln musste.
Leider handelt es sich um eine hoch frequentierte Großstadtapotheke mit etlichen Mitarbeitern und hunderten Anrufen am Tag (alleine 4 Telefonisten sind mit den Telefonaten beschäftigt).
Apothekerin X hat sich leider nicht die genaue Uhrzeit gemerkt, so dass anhand des Einzelverbindungsnachweises nicht auf die Anruferin geschlossen werden kann.
Meine Apotheke und ich haben daraus gelernt. Eine Apotheke ist manchmal so (un)persönlich wie eine Bahnhofshalle.
Mein Apotheker und ich werden daher zukünftig bei Gesprächen über dieses heikle Medikament den Besprechungsraum aufsuchen.
Einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlässt diese Geschichte dennoch.
Oh. Ja – das auch als Wink mit dem Zaunpfahl an andere Apotheken, bei dem (und auch manch anderem Medikament) spezielle Sorgfalt walten zu lassen. Das hätte anders ausgehen können. Die Geschichte ist ja amüsant … hauptsächlich wegen der dilettantischen Vorgehensweise. Es erinnert mich an diese “Urban legend”, nachzulesen auch auf snopes :
In another memorable case, Duncan said, a doctor received a phone call from a pharmacist trying to confirm a suspicious prescription for morphine.
The doctor said, “Well, I’m a pediatrician. I don’t prescribe morphine. How did you know it was a fake?” Duncan said.
And the pharmacist said, “It’s for M-O-F-E-E-N, and it says: One kilo. Use as needed.”
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