Das Thema Angst vor dem Zahnarzt ist in aller Munde. Weniger bekannt ist die Angst vor der Papierflut, die im Rahmen einer Zahnbehandlung entstehen kann. Eine neue Schnittstelle hilft, die Papierflut einzudämmen und Wartezeiten zu verkürzen.
Warum verursacht eine Zahnarztbehandlung so viel Papierkram?
Die gesetzliche Krankenversicherung trägt für ihre Versicherten den medizinisch notwendigen Teil der zahnmedizinischen Behandlung. Bei beispielsweise einer Zahnfüllung im Seitenzahnbereich, sieht die Krankenkasse Amalgam oder Zement als Standard an. Möchte der Patient jedoch anstatt dessen eine zahnfarbene Kompositionsfüllung erhalten, dann muss er die Mehrkosten für die aufwändigere Behandlung selbst tragen. Der Zahnarzt rechnet dann auf zwei Wegen ab: Die Kassenleistung im Rahmen der quartalsweisen KZV-Abrechnung und die Mehrkosten für die Kompositfüllung mit dem Patienten.
Benötigt der Patient einen Zahnersatz, z.B. eine Brückenkonstruktion, muss er diesen zuvor bei der Krankenkasse beantragen. Dafür erstellt der Zahnarzt einen Heil- und Kostenplan, auf dem die zahnärztlichen und labortechnischen Leistungen ausgewiesen sind. Der Patient reicht den Heil- und Kostenplan persönlich oder per Post bei seiner Krankenkasse ein. Die Krankenkasse übermittelt den genehmigten Heil- und Kostenplan an den Patienten. Erst dann kann ein Termin für die Zahnersatzversorgung beim Zahnarzt gemacht werden.
Der Prozess von der zahnärztlichen Untersuchung über die Kostenermittlung für die Genehmigung bis hin zur Abrechnung löst eine Vielzahl von Dokumenten und Arbeitsschritten aus, wie etwa die Heil- und Kostenplanerstellung, die Beantragung bei der Krankenkasse, die Erstellung von Laboraufträgen sowie die anschließenden Abrechnungen. Von diesem Arbeitsaufwand und der Papierflut betroffen sind neben dem Zahnarzt der Patient, das Dentallabor, die Krankenkasse und die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts).
Mit neuer Software die Papierflut minimieren
Weniger Papier und Bürokratie bedeuten kürzere Wartezeiten auf eine Behandlung für den Patienten. Die Papierflut kann reduziert werden, indem Behandlungsdaten über Computer-Softwareprogramme ausgetauscht werden. Softwaresysteme müssen dafür „interoperatibel“ gemacht werden. Das heißt, so wie ein Stecker und eine Steckdose kompatibel sein müssen, damit Strom fließt, brauchen Computersysteme passende Datenkategorien oder Schnittstellen, damit Informationen übertragen werden können.
Der VDDS (Verband Deutscher Dentalsoftware-Unternehmen) hat jüngst einen Weg entwickelt, über den die Daten für eine Zahnersatzversorgung von der Praxisverwaltungssoftware des Zahnarztes zum Software-System des Zahntechniklabors reibungslos fließen können. So können Gebissbefunde und Laboraufträge von der Zahnarztpraxis in das Dental-Labor über die Schnittstelle VDDS-Labor-Client papierlos gesendet werden. Das Labor kann ebenso papierlos die Laborrechnung für die Behandlung zurückschicken. Programme (oder „Clients“) müssen dafür in der Laborsoftware und in der Praxisverwaltungssoftware des Zahnarztes installiert werden, damit diese Daten verarbeitet werden können. Für die Abrechnung der Leistungen des Zahnarztes gehen diese Daten anschließend auch papierlos an die zuständige Kassenzahnärztliche Vereinigung.
Durch die neue Schnittstelle, VDDS-Labor-Client, wird die Kommunikation zwischen der Zahnarztpraxis und dem Dentallabor papierlos. Das spart dem Behandler und Zahntechniker Zeit und damit auch dem Patienten. Leider sind jedoch noch nicht alle Akteure im Umfeld der zahnmedizinischen Behandlung und Abrechnung durch Schnittstellen des VDDS vernetzt. Der Patient kann derzeit die gewünschte Behandlung bei der Krankenkasse nicht elektronisch beantragen. Die elektronische Beantragung wird durch Datenschutzargumente und der fehlenden elektronischen Signatur gehemmt.
Patienten und Zahnärzte sollten es einfacher mit der Beantragung und Abrechnung von zahnmedizinischen Leistungen haben. Der Abbau von Bürokratie und der Aufbau von schnelleren Prozessen erleichtern der Zahnarztpraxis und den Patienten die Arbeit und die Genesung.