In der Fortsetzung seines Buchs „Endlich mal was Positives“ versucht Matthias Gerschwitz einen Rundumschlag zum Leben mit HIV heute.
2009 veröffentlichte Matthias Gerschwitz mit „Endlich mal was Positives“ ein viel beachtetes Buch über den Umgang mit seiner 1994 diagnostizieren HIV-Infektion. Sechs Jahre sind seit der Publikation vergangen.
Zeit, in der Gerschwitz nicht nur viele Gespräche mit meist jugendlichen Besucherinnen und Besuchern seiner über 150 Lesungen an Schulen und Bildungseinrichtungen geführt hat, sondern auch durch das Leserforum seiner Webseite viel über die immer noch bestehenden Fragen zu HIV/Aids und die sich darauf beziehenden Ängste erfahren hat.
Seine Grunderkenntnis: In der breiten Bevölkerung gibt es weiterhin eklatante Wissenslücken, was die Immunschwächekrankheit angeht. „Die meisten positiven Menschen, die ich kenne, haben gelernt, mit ihrer Situation umzugehen, haben die Infektion akzeptiert und schauen nach vorne“, schreibt er in seinem Vorwort. „Menschen, die mit HIV (noch) nicht in Kontakt gekommen sind, können sich genau das nicht vorstellen. Für sie gilt viel zu oft immer noch die Gleichung ‚HIV = AIDS = TOD’, die aber schon seit Einführung der Kombinationstherapie Mitte der 90er Jahre ausgedient hat.“
Erfahrungen und Reaktionen
In seinem jetzt veröffentlichten Nachfolger „Endlich mal was Positives. Band 2“ greift der Berliner Autor diese Erfahrungen und Reaktionen auf – zum Beispiel jene Wissenslücken in Bezug auf Infektionswege, Krankheitsverlauf und Therapiemöglichkeiten.
Für Gerschwitz, 2010 Protagonist der ersten BZgA-Kampagne „Positiv zusammen leben – aber sicher“ und Botschafter des Welt-Aids-Tags, ist dies Anlass und Grund genug, um selbst die wichtigsten Information auf 178 Seiten zusammenzutragen: Er rekapituliert die Möglichkeiten der Virus-Übertragung, erklärt den Unterschied zwischen HIV-infiziert und „aidskrank“ und wie ein HIV-Test funktioniert.
Es werden Schutzmöglichkeiten gestreift – vom Kondom über die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) bis hin sogar zu Schutz durch Therapie. Bei den Übertragungsmöglichkeiten wiederum bleibt Geschwitz überraschend unkonkret und spröde („Tritt eine der genannten infektiösen Körperflüssigkeiten auf eine der genannten Eintrittspforten, spricht man von Risikokontakt“).
Im Weiteren streift Gerschwitz die wichtigsten Problemfelder und Themen, die Menschen mit HIV derzeit diskutieren. Diese reichen von HIV im Arbeitsleben bis hin zur Kriminalisierung der HIV-Übertragung.
Aktuelle Debatten und Themen rund um HIV
Gerschwitz hat fleißig recherchiert. Er zitiert aus Blog-Beiträgen (unter anderem auch aus magazin.hiv), aus Zeitungsartikeln, Interviews und Online-Foren. Er erinnert an den Bluter-Skandal, schildert, wie HIV/Aids in TV-Krimis als Thema aufgegriffen wird.
Kurz vor den Filmtipps, einer Zeittafel zu den wichtigsten Ereignissen rund um HIV/Aids und dem Adressanhang gibt es dann auch noch ein Kapitel mit der Überschrift „Skurril: Aids-Leugner und Verschwörungstheorien“.
Am Ende angekommen weiß man nicht so recht, für wen das Buch eigentlich gedacht ist. „Aids-Paniker“, die aufgrund fehlender Kenntnisse über die Immunschwächekrankheit jede Pustel als Krankheitssymptom deuten, wird man damit schwerlich erreichen. Als vertiefendes Grundlagenwerk zur Lebenssituation von Menschen mit HIV heute bleibt Gerschwitz’ Buch wiederum zu sehr Sammelsurium.
Axel Schock
Matthias Gerschwitz: „Endlich mal was Positives. Band 2“. BoD – Books on Demand, 178 S., 12,95 Euro
Webseite zum Buch: www.endlich-mal-was-positives.de