Ein Bericht von Dr. Franz Marquart über seinen Einsatz auf Mindoro/Philippinen
Bei meinem zweiten Einsatz auf den Philippinen (erster Einsatz 2013 in Cebu) war ich 4 Wochen in Manila und 2 Wochen auf Mindoro. Auf Mindoro war ich für die “Nordtour” eingeteilt. Unser Quartier war in Calapan, dem Hauptort der Insel, wo wir in einem ordentlichen Haus mit eigenem Zimmer, mit WLan-Anschluss und mit Gemeinschaftsdusche wohnten.Das Team bestand aus Leocelyn, der Leiterin, Rachel, meiner Übersetzerin, Cecilia, zuständig für die Aufnahme, Elgean, zuständig für die Apotheke, und Rolando, dem Fahrer.
Wir hatten einen relativ neuen Ford-Geländewagen zur Verfügung, der sich bei unseren abenteuerlichen Fahrten in die Berge Mindoros bestens bewährte. Täglich steuerten wir andere Dörfer vor und in den Bergen an, die Anfahrtszeit betrug wegen der schlechten Straßenverhältnisse bis zu 2 Stunden. Unsere Konsultationsräume waren meist strohgedeckte Hütten, wo wir mit Vorhängen unseren Untersuchungsbereich abschirmten.
Auf Mindoro leben die Mangyans, eine indigene Bevölkerung, in sehr einfachen Verhältnissen. Soweit ich es beurteilen kann, ist die Regierung der Philippinen bemüht, deren Bildungsstandard durch den Bau von Schulen und die gesundheitliche Versorgung dieser Menschen zu verbessern. Auch die katholische Kirche, insbesondere die Steyler Missionare, engagiert sich hier.
Bei unseren Besuchen in den Bergdörfern waren wir immer von zahlreichen Besuchern, besonders auch Kindern, umringt, für die der Besuch des Arztes ein besonderes Ereignis darstellt. Die Aufnahme ist rasch überfüllt, die Kinder werden gemessen und gewogen, und die erwachsenen Patienten, meist Mütter mit ihren Kindern, warten geduldig, bis sie aufgerufen werden. Es gibt überwiegend Erkältungs-, Durchfall- und Hauterkrankungen, einige Kinder auch mit schwerer Unterernährung. So wog z.B. ein 2-monatiges Kind 2400g, die Mutter krank, wahrscheinlich Tuberkulose, zu Hause noch 8 Geschwister, die von der Großmutter versorgt werden. Bei den Erwachsenen gab es neben Wundversorgungen v.a. Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus, chronisches Ekzem, COPD und auch einzelne Fälle mit Tumorverdacht. Insgesamt hatte ich aber den Eindruck, dass die Mangyans trotz sehr einfacher Lebensbedingungen ein gesundes Völkchen sind.
Auf Mindoro überraschte uns ein schwerer Taifun, den wir in unserem gemauerten Quartier trotz schweren Sturms und sintflutartiger Regenfälle sehr gut “abwettern” konnten. Die Mangyans wurden vor Taifun Hagupit von den Behörden aus ihren Bergdörfern evakuiert und in Schulen, Turn- und Basketballhallen untergebracht, wo wir sie ärztlich versorgten.
Mein Fazit: Es war wieder ein höchst interessanter und bewegender Einsatz. Die Mangyans sind sehr freundliche, offene, dankbare Patienten, die sicherlich weiterhin unserer medizinischen Hilfe bedürfen. Hier lohnt sich der Einsatz, auch was die Zahl der Patienten anbelangt. Die Insel ist grün, die Natur prächtig, auch wenn wir viele Regentage ertragen mussten.
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