Die Alters-adaptierte Vorsorgeuntersuchung (Check-Up ab 35)

Derzeit haben alle Versicherten ab dem 35. Lebensjahr einen Anspruch auf regelmäßige Gesundheitsvorsorge, der auch gesetzlich festgelegt ist. Doch wenn man sich die Entwicklung der Altersgruppen ansieht und den Anspruch stellt, jeden individuell seinen Lebensumständen und seinem Gesundheitszustand entsprechend die optimale medizinische Versorgung zukommen zu lassen, bleiben Fragen offen. Unter anderem wurden zusätzliche Maßnahmen zu einem präventiven Check-up im Zuge der Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen gefordert.

Ein regelmäßiger Check-Up dient der Gesunderhaltung

Vielleicht haben Sie als Hausarzt eine ähnliche Auffassung wie viele andere hierzulande, dass Gesunde in einer Arztpraxis eigentlich nichts verloren haben. Denn die ursprüngliche und tatsächliche Intention muss es sein, dass ausreichend Zeitressourcen von behandelnden Ärzten und medizinischem Fachangestellten (MFA / Arzthelferin) für die tatsächlichen Patienten da sind. Zugleich ist aber klar, dass gerade die präventive Gesundheitsvorsorge ein wichtiger Bestandteil der ärztlichen Tätigkeit ist und bleiben muss. Die derzeitige Vorgabe besteht darin, dass ein Check-Up für alle Personen ab dem 35.Lebensjahr vorgesehen ist. Dieser umfasst sowohl eine körperliche Untersuchung als auch eine umfassende Erhebung der Krankengeschichte, die auch die familiären Umstände und Risiken berücksichtigt, sowie eine Untersuchung des Blutes sowie des Urins.

Individualität beim Check-Up macht Sinn

Derzeit erfolgt der Check-Up nach Standardvorgaben, der keinerlei individuelle Berücksichtigungen zulässt. Wozu aber eigentlich bei alten Menschen den Cholesterinwert messen, wo doch gerade diese Personengruppe viel eher von erhöhtem Sturzrisiko betroffen ist oder unter nicht ausreichender Ernährungsversorgung leidet. Ähnliches finden Sie auch bei Personengruppen, die eigentlich für den “normalen” Check-Up vorgesehen sind, aber eher unter zu niedrigem Blutdruck leiden oder aber ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben. Gerade das Alter spielt bei der Zuteilung zu den einzelnen Risikogruppen eine wesentliche Rolle, wobei Sie auch über die Festlegung der individuellen Prioritäten nachdenken sollten. Denn diese differieren zwischen Ihnen als Arzt und dem Patienten oft erheblich und sollten im Sinne eines gemeinsamen Zieles miteinander abgestimmt werden.

Unterscheidung des Check-Up in drei Altersgruppen

Wenn Sie also einfach den grundsätzlichen Check-Up durchführen, ohne auf die entsprechende Altersgruppe einzugehen, kann es leicht passieren, dass unnötige Untersuchungen durchgeführt werden, die ebenso unnötige Kosten verursachen. Laut Experten macht es Sinn, drei altersspezifische Gruppen für den Check-Up einzuführen und zwar eine Gruppe der 18- bis 35-jährigen, eine Gruppe der 35- bis 70-jährigen und eine für die Personengruppe im Alter über 70 Jahre. Hier sind es wieder die älteren Menschen, in deren ärztlicher Betreuung ein besonderer Anspruch liegt. Denn neben der zunehmenden Sturzanfälligkeit sind es auch das erhöhte Osteoporose-Risiko oder eine etwaige auftretende Harninkontinenz, die den älteren Patienten zu schaffen macht. Aber auch Lücken beim Impfschutz dürfen bei den Senioren nicht unterschätzt werden und sollten regelmäßig überprüft werden, hier muss vor allem auf den Tetanusschutz geachtet werden, über den viele ältere Frauen nicht mehr ausreichend verfügen. Für jüngere Personen sind dafür beim Check-Up Fragen zur richtigen Ernährung, Gewichtsproblemen oder das Thema Rauchen und ungesunde Lebensweise in den Vordergrund zu rücken.

Fragebogen kann im Vorfeld helfen

Da es zu unterschiedlichen Prioritäten in der Behandlung kommt, sollten Sie sich als Arzt mit Ihrem Patienten abstimmen. Eine hilfreiche Maßnahme kann sein, wenn Sie im Vorfeld der Untersuchung einen Fragebogen ausfüllen lassen. Dieser kann entsprechend der jeweiligen Personengruppen auch auf spezielle Fragen wie etwa eine Patientenverfügung oder möglicherweise erforderliche und gewünschte Hilfsmittel eingehen und Ihnen die Vorbereitung auf das Patientengespräch erleichtern. Auch die Erstellung eines Medikamentenplanes kann für die Gesunderhaltung der Patienten wichtig sein. Unabhängig von konkreten Behandlungsanlässen macht ein systematischer Medikamentenreview einmal jährlich durchaus Sinn, wobei neben den rezeptpflichtigen Medikamenten auch frei verkäufliche Präparate berücksichtigt werden sollten.

Damit wird ein individueller Check-up tatsächlich auf die Fragen und Probleme der Patienten abgestimmt und unnötige Untersuchungen, die zwar Kosten verursachen, aber für den Gesundheitszustand nicht relevant sind, vermieden.

Weitere Informationen mit Beispielen für Patientenfragebögen finden Sie beim Hausärzteverband Bremen unter “Die Bremer Gesundheitsuntersuchung“.