Die große Masernepidemie in Berlin im letzten Herbst, in dessen Rahmen auch ein Kleinkind an einer Maserninfektion verstarb, macht deutlich, in welchem Ausmaß sich eine Infektionskrankheit wie Masern ausbreiten kann. Zwischen Oktober 2014 und Februar 2015 wurden 643 Masernfälle in den Berliner Bezirken gemeldet – mehr als für das Jahr 2014 deutschlandweit gemeldet wurden!
Zwar kann man sich gegen Masern impfen lassen, das Problem ist jedoch häufig, dass Krankheiten wie die Masern als „Kinderkrankheiten“ betrachtet und nicht als reale Gesundheitsbedrohungen wahrgenommen werden. Obwohl die Masern-Todesfälle zwischen 2000 und 2013 um 75% gesenkt werden konnten, sterben nach Schätzungen der WHO weltweit täglich 400 Kinder an Masern. Durch die weltweiten Masernimpfungen konnten schätzungsweise 15,6 Millionen Menschenleben gerettet werden. Durch Impfungen kann man Krankheitsausbrüche verhindern und eindämmen, auf lange Sicht lassen sich Krankheiten dadurch sogar tatsächlich ausrotten. Genau auf diese Aspekte möchte die Europäische Impfwoche aufmerksam machen.
Das Regionalbüro für Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) feiert mit seiner diesjährigen European Immunization Week (EIW) sein 10-jähriges Jubiläum. Die WHO lädt damit alle europäischen Länder ein, aktiv an der einwöchigen Initiative teilzunehmen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und das Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) unterstützen das Projekt. „Vorbeugen. Schützen. Impfen.“ lautet das diesjährige Motto. Jedes geimpfte Kind trägt maßgeblich dazu bei, Erkrankungen zu verhindern und Leben zu retten, so die Botschaft der WHO. Ziel der Kampagne ist es, mehr Aufmerksamkeit und Bewusstsein für den hohen Stellenwert von Impfungen zu schaffen, um damit mehr Menschen davon zu überzeugen, sich oder ihr Kind Impfen zu lassen.
In Deutschland folgt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) dem Aufruf der WHO schon seit einigen Jahren. Mit der Kampagne: „Deutschland sucht den Impfpass“ macht die BZgA auf das Thema Impfen aufmerksam und bietet auf ihrem Portal zum Thema Impfen (www.impfen-info.de) viele wichtige Informationen.
Die WHO möchte Menschen aus Gesundheitsberufen, Politik und Medien ansprechen, um ihre Botschaft zu verbreiten. Aber auch Eltern sowie Menschen mit betreuender Funktion sollen über das Impfen und dessen gesundheitlichen und globalen Wert informiert werden. Dazu bietet die WHO auf ihrer EWI Webseite Infomaterial und Linktipps rund um das Thema Impfen. Interessierte finden hier Antworten zu Impffragen und Auskunft über Impfstoffsicherheit und Impfpläne.
Hier einige Fakten über das Impfen, welche die WHO auf ihrer Webseite zusammengestellt hat (FactFileWHO):
- Durch Impfungen werden jährlich 2-3 Millionen Todesfälle verhindert.
- Geschätzte 19,3 Millionen Kinder (<1Jahr) haben die Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis nicht erhalten. Mehr als 50 % dieser Kinder leben in Afrika und Regionen Südostasiens.
- Jährlich sterben über 1 Million Säuglinge und Kleinkinder an einer Pneumokokken Erkrankung und an Durchfall, der durch das Rotavirus verursacht wird. Durch Impfung könnte ein Großteil dieser Kinder gerettet werden.
- Polioerkrankungsfälle konnten in den letzten Jahrzehnten um 99 % gesenkt werden. 1988 wütete Polio noch in125 Länder, 2010 gab es die Krankheit nur noch in 3 Ländern: Afghanistan, Nigeria und Pakistan.
- Die Zahl der Todesfälle durch Neonatalen Tetanus ist durch Impfung auf 59.000 gesunken, von einst noch 790.000 Toten im Jahr 1988. Neonataler Tetanus ist eine besondere Form der Tetanuserkrankung, an der Neugeborene erkranken und die meist einen tödlichen Verlauf nimmt.
Quellen:
Hintergrundinformationen zum Thema Masern. Bundesministerium für Gesundheit: www.bmg.bund.de/glossarbegriffe/m/masern.html (Abruf: 23.04.2015)
WHO. EIW Webseite: eiw.euro.who.int/ (Abruf: 23.04.2015), Deutsche Seite der EIW: www.euro.who.int/de/health-topics/disease-prevention/vaccines-and-immunization/european-immunization-week (Abruf: 23.04.2015), 10 Fakten über das Impfen:www.who.int/features/factfiles/immunization/facts/en/index1.html (Abruf: 23.04.2015)
Robert Koch Institut. Epidemiologie der Masern: www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/10_15.pdf?__blob=publicationFile (Abruf: 23.04.2015), Elimination impfpräventabler Erkrankungen:www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Praevention/praevention_node.html (Abruf: 23.04.2015)